Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. Man hat von Zeuta her gewisse Post gelesen, Daß Kälte, Frost und Schnee sehr groß da- selbst gewesen, So, daß der Mohren Heer, so diese Stadt umschliest, Auf einer Schlittenfahrt hier angekommen ist. Sie sind der guten Stadt gantz unverhofft gekommen, Weil sie kein Schlitten-Zeug mit Schellen mitge- nommen, Doch da die Sonne nun den Schnee zerschmoltzen hat, So schiest das wilde Volck mit Schlitten in die Stadt. Es glaub es wer es will, ein ieder nach Belieben, Man hat zum wenigsten vor gantz gewiß geschrieben, Daß Zeuta in der That belagert worden sey, Dem Commendanten selbst ist nicht gar wohl dabey. Das junge Musen-Volck in dem berühmten Leiden, Jst bey der Schlittenfahrt vorjetzo voller Freuden, Spricht der Professor gleich: Cras pergo, Domini! So überhebt man ihn doch aller seiner Müh. Die Schlitten gehen vor; Die Herren Stall- Philister Sind mehr als Phöbus werth, und alle Pallas- Priester. Und weil man auch dabey auf Zucht und Ordnung hält, So hat mn folgendes zur Richtschnur vorgestellt: Wenn nur ein Bißgen Schnee der Himmel fal- len lassen, Und überdeckte kaum das Pflaster auf den Gassen, So fahret immer fort; wenn aus den Steinen gleich Das Feuer häufig springt. Jst doch die Lust vor euch. Sucht
Vermiſchte Send-Schreiben. Man hat von Zeuta her gewiſſe Poſt geleſen, Daß Kaͤlte, Froſt und Schnee ſehr groß da- ſelbſt geweſen, So, daß der Mohren Heer, ſo dieſe Stadt umſchlieſt, Auf einer Schlittenfahrt hier angekommen iſt. Sie ſind der guten Stadt gantz unveꝛhofft gekom̃en, Weil ſie kein Schlitten-Zeug mit Schellen mitge- nommen, Doch da die Soñe nun den Schnee zeꝛſchmoltzen hat, So ſchieſt das wilde Volck mit Schlitten in die Stadt. Es glaub es wer es will, ein ieder nach Belieben, Man hat zum wenigſten vor gantz gewiß geſchrieben, Daß Zeuta in der That belagert worden ſey, Dem Com̃endanten ſelbſt iſt nicht gar wohl dabey. Das junge Muſen-Volck in dem beꝛuͤhmtẽ Leiden, Jſt bey der Schlittenfahrt vorjetzo voller Freuden, Spricht der Profeſſor gleich: Cras pergo, Domini! So uͤberhebt man ihn doch aller ſeiner Muͤh. Die Schlitten gehen vor; Die Herren Stall- Philiſter Sind mehr als Phoͤbus werth, und alle Pallas- Prieſter. Und weil man auch dabey auf Zucht und Ordnung haͤlt, So hat mn folgendes zur Richtſchnur vorgeſtellt: Wenn nur ein Bißgen Schnee der Himmel fal- len laſſen, Und uͤberdeckte kaum das Pflaſter auf den Gaſſen, So fahret immer fort; wenn aus den Steinen gleich Das Feuer haͤufig ſpringt. Jſt doch die Luſt vor euch. Sucht
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Vermiſchte Send-Schreiben.
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Daß Kaͤlte, Froſt und Schnee ſehr groß da-
ſelbſt geweſen,
So, daß der Mohren Heer, ſo dieſe Stadt umſchlieſt,
Auf einer Schlittenfahrt hier angekommen iſt.
Sie ſind der guten Stadt gantz unveꝛhofft gekom̃en,
Weil ſie kein Schlitten-Zeug mit Schellen mitge-
nommen,
Doch da die Soñe nun den Schnee zeꝛſchmoltzen hat,
So ſchieſt das wilde Volck mit Schlitten in die
Stadt.
Es glaub es wer es will, ein ieder nach Belieben,
Man hat zum wenigſten vor gantz gewiß geſchrieben,
Daß Zeuta in der That belagert worden ſey,
Dem Com̃endanten ſelbſt iſt nicht gar wohl dabey.
Das junge Muſen-Volck in dem beꝛuͤhmtẽ Leiden,
Jſt bey der Schlittenfahrt vorjetzo voller Freuden,
Spricht der Profeſſor gleich: Cras pergo, Domini!
So uͤberhebt man ihn doch aller ſeiner Muͤh.
Die Schlitten gehen vor; Die Herren Stall-
Philiſter
Sind mehr als Phoͤbus werth, und alle Pallas-
Prieſter.
Und weil man auch dabey auf Zucht und Ordnung
haͤlt,
So hat mn folgendes zur Richtſchnur vorgeſtellt:
Wenn nur ein Bißgen Schnee der Himmel fal-
len laſſen,
Und uͤberdeckte kaum das Pflaſter auf den Gaſſen,
So fahret immer fort; wenn aus den Steinen gleich
Das Feuer haͤufig ſpringt. Jſt doch die Luſt vor euch.
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