Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. Einige Sendschreiben an seinen hertzlich geliebten Papa. 1) Als er ihn gerne in Leipzig zu sehen Vater! allerliebster Vater! deine Huld ist un-verlangte. gemein, Und der ältste deiner Söhne muß der Sor- gen Vorwurff seyn. Blut und Adern, Seel und Hertz sind voll sehn- lichsten Verlangen, Dich in unsern Pleiß-Athen mit Vergnügen zu umfangen. Eile doch mit deiner Reise, weil das Mehl im Cad gebricht, Denn ich weiß die Vater-Treue läst mein sehnend Schmachten nicht. Bleibe ferner deinem Kind mit der alten Huld ge- wogen, Deine Liebe, deine Huld, sey mir ferner unent- zogen, Bete wie bißher so eifrigst, sorge wie bisher geschehn, So wird meiner Wohlfahrt Ancker an den festen Hafen stehn. Denn G 3
Vermiſchte Send-Schreiben. Einige Sendſchreiben an ſeinen hertzlich geliebten Papa. 1) Als er ihn gerne in Leipzig zu ſehen Vater! allerliebſter Vater! deine Huld iſt un-verlangte. gemein, Und der aͤltſte deiner Soͤhne muß der Sor- gen Vorwurff ſeyn. Blut und Adern, Seel und Hertz ſind voll ſehn- lichſten Verlangen, Dich in unſern Pleiß-Athen mit Vergnuͤgen zu umfangen. Eile doch mit deiner Reiſe, weil das Mehl im Cad gebricht, Denn ich weiß die Vater-Treue laͤſt mein ſehnend Schmachten nicht. Bleibe ferner deinem Kind mit der alten Huld ge- wogen, Deine Liebe, deine Huld, ſey mir ferner unent- zogen, Bete wie bißher ſo eifrigſt, ſorge wie bisher geſchehn, So wird meiner Wohlfahrt Ancker an den feſten Hafen ſtehn. Denn G 3
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Vermiſchte
Send-Schreiben.
Einige Sendſchreiben an ſeinen
hertzlich geliebten Papa.
1) Als er ihn gerne in Leipzig zu ſehen
verlangte.
Vater! allerliebſter Vater! deine Huld iſt un-
gemein,
Und der aͤltſte deiner Soͤhne muß der Sor-
gen Vorwurff ſeyn.
Blut und Adern, Seel und Hertz ſind voll ſehn-
lichſten Verlangen,
Dich in unſern Pleiß-Athen mit Vergnuͤgen zu
umfangen.
Eile doch mit deiner Reiſe, weil das Mehl im Cad
gebricht,
Denn ich weiß die Vater-Treue laͤſt mein ſehnend
Schmachten nicht.
Bleibe ferner deinem Kind mit der alten Huld ge-
wogen,
Deine Liebe, deine Huld, ſey mir ferner unent-
zogen,
Bete wie bißher ſo eifrigſt, ſorge wie bisher geſchehn,
So wird meiner Wohlfahrt Ancker an den feſten
Hafen ſtehn.
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