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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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an Verunglückte.
Man suchet Rettung in der Noth,
Es werden dir die vielen Wunden
Mit Sorgfalt durch den Artzt verbunden,
Doch war die fromme Schwester todt.
Das Leben hat dir GOtt geschencket,
Alleine wenn dein Hertz bedencket
Der frommen Schwester Todes Quaal,
Du stürbest lieber hundert mahl.
Nun, Freundin! GOttes Vater-Hand,
Die dich bißhero hart geschlagen,
Die helffe dir dein Elend tragen,
Denn deine Noth ist GOtt bekannt;
Er thuts; er hilfft dir gantz gewiß,
Denn fliehet Angst und Kümmerniß,
Sobald der Freuden-Stern erschienen,
Dein Wohl wird auch im Alter grünen.
An einen Freund/ dessen Vater in der Grube
von einer Wand erschlagen worden.
Da die Morgen-Glocke schlägt,
Da es kaum drey Uhr geschlagen,
Da es anfängt recht zu tagen,
Da der muntre Hahn sich regt,
Muste, o wer solt es dencken!
Seinen Leib in Schacht versencken,
Den
G 2
an Verungluͤckte.
Man ſuchet Rettung in der Noth,
Es werden dir die vielen Wunden
Mit Sorgfalt durch den Artzt verbunden,
Doch war die fromme Schweſter todt.
Das Leben hat dir GOtt geſchencket,
Alleine wenn dein Hertz bedencket
Der frommen Schweſter Todes Quaal,
Du ſtuͤrbeſt lieber hundert mahl.
Nun, Freundin! GOttes Vater-Hand,
Die dich bißhero hart geſchlagen,
Die helffe dir dein Elend tragen,
Denn deine Noth iſt GOtt bekannt;
Er thuts; er hilfft dir gantz gewiß,
Denn fliehet Angſt und Kuͤmmerniß,
Sobald der Freuden-Stern erſchienen,
Dein Wohl wird auch im Alter gruͤnen.
An einen Freund/ deſſen Vater in der Grube
von einer Wand erſchlagen worden.
Da die Morgen-Glocke ſchlaͤgt,
Da es kaum drey Uhr geſchlagen,
Da es anfaͤngt recht zu tagen,
Da der muntre Hahn ſich regt,
Muſte, o wer ſolt es dencken!
Seinen Leib in Schacht verſencken,
Den
G 2
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[99/0119] an Verungluͤckte. Man ſuchet Rettung in der Noth, Es werden dir die vielen Wunden Mit Sorgfalt durch den Artzt verbunden, Doch war die fromme Schweſter todt. Das Leben hat dir GOtt geſchencket, Alleine wenn dein Hertz bedencket Der frommen Schweſter Todes Quaal, Du ſtuͤrbeſt lieber hundert mahl. Nun, Freundin! GOttes Vater-Hand, Die dich bißhero hart geſchlagen, Die helffe dir dein Elend tragen, Denn deine Noth iſt GOtt bekannt; Er thuts; er hilfft dir gantz gewiß, Denn fliehet Angſt und Kuͤmmerniß, Sobald der Freuden-Stern erſchienen, Dein Wohl wird auch im Alter gruͤnen. An einen Freund/ deſſen Vater in der Grube von einer Wand erſchlagen worden. Da die Morgen-Glocke ſchlaͤgt, Da es kaum drey Uhr geſchlagen, Da es anfaͤngt recht zu tagen, Da der muntre Hahn ſich regt, Muſte, o wer ſolt es dencken! Seinen Leib in Schacht verſencken, Den G 2

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/119>, abgerufen am 27.04.2024.