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Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schehen zu machen, Deine Pflicht ist's, dem armen Wurm, so ihn Gott erhält, ein Vater zu sein . . . und, so schwer 's mich ankommt und welche Ueberwindung mich's auch kostet . . . ließe der liebe Gott das arme Weib nicht am Leben ... das Kind sollte nicht verstoßen -- ich selbst wollte ihm Mutter sein. -- Ach, du Engel! frohlockte Georg, ich hab' mich vor deinen Vorwürfen, vor deinem Zorn gefürchtet, und du bist mein lebendiger Trost gewesen! -- Was helfen denn Vorwürfe? Ist's nicht hingegen unsere Sache, den Makel unserer Lieben mit dem Mantel Christi zuzudecken? -- Georg küßte die Milde heftig auf Stirn und Wangen und sprang dann ans Fenster. Ich muß Luft haben; ich ersticke in der schwülen Stube! rief er und ließ den Laden nieder. -- Kaum vermochte die lauschende Nachbarin einen kleinen Vorsprung zu gewinnen. Bei einem Haare wäre sie verrathen gewesen. Indessen entkam sie unbemerkt, streckte sich, glühend vor Hast und Unruhe, ins Bett und murmelte einmal und tausendmal: Saubere Geschichten! Ein seliger Lebenswandel von den Beiden! Der Bruder Liederlich! die heuchlerische Hehlerin! Pfui! nicht einen Funken von Ehre hat sie im Leibe! Aber nur Geduld! mäuschenstille Geduld! Wir wollen abwarten, wie der schmutzige Handel abläuft, und dann, erst dann Lärm geschlagen, wie sich's gehört.

Des bösen Weibes Rachbegier war so gewaltig, daß sie sogar der geschwätzigsten Zunge des Kantons

schehen zu machen, Deine Pflicht ist's, dem armen Wurm, so ihn Gott erhält, ein Vater zu sein . . . und, so schwer 's mich ankommt und welche Ueberwindung mich's auch kostet . . . ließe der liebe Gott das arme Weib nicht am Leben ... das Kind sollte nicht verstoßen — ich selbst wollte ihm Mutter sein. — Ach, du Engel! frohlockte Georg, ich hab' mich vor deinen Vorwürfen, vor deinem Zorn gefürchtet, und du bist mein lebendiger Trost gewesen! — Was helfen denn Vorwürfe? Ist's nicht hingegen unsere Sache, den Makel unserer Lieben mit dem Mantel Christi zuzudecken? — Georg küßte die Milde heftig auf Stirn und Wangen und sprang dann ans Fenster. Ich muß Luft haben; ich ersticke in der schwülen Stube! rief er und ließ den Laden nieder. — Kaum vermochte die lauschende Nachbarin einen kleinen Vorsprung zu gewinnen. Bei einem Haare wäre sie verrathen gewesen. Indessen entkam sie unbemerkt, streckte sich, glühend vor Hast und Unruhe, ins Bett und murmelte einmal und tausendmal: Saubere Geschichten! Ein seliger Lebenswandel von den Beiden! Der Bruder Liederlich! die heuchlerische Hehlerin! Pfui! nicht einen Funken von Ehre hat sie im Leibe! Aber nur Geduld! mäuschenstille Geduld! Wir wollen abwarten, wie der schmutzige Handel abläuft, und dann, erst dann Lärm geschlagen, wie sich's gehört.

Des bösen Weibes Rachbegier war so gewaltig, daß sie sogar der geschwätzigsten Zunge des Kantons

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:06:51Z)

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Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/60>, abgerufen am 25.11.2024.