müssen, wie der Fürst zwei der unadlichen Bastarden, mit welchen die Gräfin ihren Gat- ten erfreute, auf eigner Hand zur Taufe trug, und sie durch seinen Namen hoch adelte. Man hätte gerne den Ruf der Gräfin durch den Ver- dacht befleckt, daß der Fürst seine Ursachen zu dieser so auszeichnenden Handlung haben müsse, wenn nur er oder die Gräfin irgend einen mög- lichen Scheingrund zu dieser Vermuthung gelie- fert, die leztere nicht selbst durch ihre ausser- ordentliche, überall hervorleuchtende Liebe gegen ihren Gatten derselben geradezu wider- sprochen hätte. -- -- Kurz zu seyn: Man be- mühte sich würklich schon, das eingebildete, geduldete Unrecht zu vergessen, als mit einmal die so sehnlich erwartete Gelegenheit zu nahen schien, die schlafende Rache weckte, und die Kämpfer zum allgemeinen Kampfe vereinte.
Ein fremder Kavalier erschien um diese Zeit bei Hofe, er und seine würklich sehr schöne
und
muͤſſen, wie der Fuͤrſt zwei der unadlichen Baſtarden, mit welchen die Graͤfin ihren Gat- ten erfreute, auf eigner Hand zur Taufe trug, und ſie durch ſeinen Namen hoch adelte. Man haͤtte gerne den Ruf der Graͤfin durch den Ver- dacht befleckt, daß der Fuͤrſt ſeine Urſachen zu dieſer ſo auszeichnenden Handlung haben muͤſſe, wenn nur er oder die Graͤfin irgend einen moͤg- lichen Scheingrund zu dieſer Vermuthung gelie- fert, die leztere nicht ſelbſt durch ihre auſſer- ordentliche, uͤberall hervorleuchtende Liebe gegen ihren Gatten derſelben geradezu wider- ſprochen haͤtte. — — Kurz zu ſeyn: Man be- muͤhte ſich wuͤrklich ſchon, das eingebildete, geduldete Unrecht zu vergeſſen, als mit einmal die ſo ſehnlich erwartete Gelegenheit zu nahen ſchien, die ſchlafende Rache weckte, und die Kaͤmpfer zum allgemeinen Kampfe vereinte.
Ein fremder Kavalier erſchien um dieſe Zeit bei Hofe, er und ſeine wuͤrklich ſehr ſchoͤne
und
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muͤſſen, wie der Fuͤrſt zwei der unadlichen
Baſtarden, mit welchen die Graͤfin ihren Gat-
ten erfreute, auf eigner Hand zur Taufe trug,
und ſie durch ſeinen Namen hoch adelte. Man
haͤtte gerne den Ruf der Graͤfin durch den Ver-
dacht befleckt, daß der Fuͤrſt ſeine Urſachen zu
dieſer ſo auszeichnenden Handlung haben muͤſſe,
wenn nur er oder die Graͤfin irgend einen moͤg-
lichen Scheingrund zu dieſer Vermuthung gelie-
fert, die leztere nicht ſelbſt durch ihre auſſer-
ordentliche, uͤberall hervorleuchtende Liebe
gegen ihren Gatten derſelben geradezu wider-
ſprochen haͤtte. — — Kurz zu ſeyn: Man be-
muͤhte ſich wuͤrklich ſchon, das eingebildete,
geduldete Unrecht zu vergeſſen, als mit einmal
die ſo ſehnlich erwartete Gelegenheit zu nahen
ſchien, die ſchlafende Rache weckte, und die
Kaͤmpfer zum allgemeinen Kampfe vereinte.
Ein fremder Kavalier erſchien um dieſe
Zeit bei Hofe, er und ſeine wuͤrklich ſehr ſchoͤne
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/90>, abgerufen am 25.11.2024.
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