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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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ihn nicht abgehalten hätten, er folgte bald
nachher seinem Vater ins Kloster, weihte
sich und sein Haabe dem Herrn, und starb
freudig, um von diesem den Lohn seines
namlosen Jammers zu erhalten.

Wahrscheinlich sprach er vorher noch ein-
mal mit dem Kaiser, und entdeckte ihm,
daß die Räuber, welche einst seinen Sohn
mordeten, noch in Böhmens Forsten niste-
ten; denn jener durchzog bald nachher in
Gesellschaft des Konigs Johann die ganze
Gegend, fand die Räuber, ließ Feuer in
ihre Höhlen werfen, und verbrannte alles,
was lebte. Noch sieht man diese Höhlen,
deren Wände ganz schwarz gefärbt, und hie
und da ganz ausgebrannt sind.

Kleta ward an der Stätte, wo sie en-
dete, begraben, Ein gothischer Leichenstein
bezeichnete lange ihr Grab, izt ist keine Spur
mehr davon vorhanden. Nahe dabei ent-
springt aber ein Brunnen, welchen man all-
gemein das Fluchbrünnlein nennt, dessen
Wasser niemand trinkt, weil es Aussatz ver-
ursacht, und stark nach Schwefel schmeckt.
Wenns dämmert, solls dort, nach Versiche-
rung aller alten Mütterchen, nicht sicher zu
wandeln sein, und häufige Irrwische den
Wanderer irre führen.


ihn nicht abgehalten haͤtten, er folgte bald
nachher ſeinem Vater ins Kloſter, weihte
ſich und ſein Haabe dem Herrn, und ſtarb
freudig, um von dieſem den Lohn ſeines
namloſen Jammers zu erhalten.

Wahrſcheinlich ſprach er vorher noch ein-
mal mit dem Kaiſer, und entdeckte ihm,
daß die Raͤuber, welche einſt ſeinen Sohn
mordeten, noch in Boͤhmens Forſten niſte-
ten; denn jener durchzog bald nachher in
Geſellſchaft des Konigs Johann die ganze
Gegend, fand die Raͤuber, ließ Feuer in
ihre Hoͤhlen werfen, und verbrannte alles,
was lebte. Noch ſieht man dieſe Hoͤhlen,
deren Waͤnde ganz ſchwarz gefaͤrbt, und hie
und da ganz ausgebrannt ſind.

Kleta ward an der Staͤtte, wo ſie en-
dete, begraben, Ein gothiſcher Leichenſtein
bezeichnete lange ihr Grab, izt iſt keine Spur
mehr davon vorhanden. Nahe dabei ent-
ſpringt aber ein Brunnen, welchen man all-
gemein das Fluchbruͤnnlein nennt, deſſen
Waſſer niemand trinkt, weil es Ausſatz ver-
urſacht, und ſtark nach Schwefel ſchmeckt.
Wenns daͤmmert, ſolls dort, nach Verſiche-
rung aller alten Muͤtterchen, nicht ſicher zu
wandeln ſein, und haͤufige Irrwiſche den
Wanderer irre fuͤhren.


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[284/0294] ihn nicht abgehalten haͤtten, er folgte bald nachher ſeinem Vater ins Kloſter, weihte ſich und ſein Haabe dem Herrn, und ſtarb freudig, um von dieſem den Lohn ſeines namloſen Jammers zu erhalten. Wahrſcheinlich ſprach er vorher noch ein- mal mit dem Kaiſer, und entdeckte ihm, daß die Raͤuber, welche einſt ſeinen Sohn mordeten, noch in Boͤhmens Forſten niſte- ten; denn jener durchzog bald nachher in Geſellſchaft des Konigs Johann die ganze Gegend, fand die Raͤuber, ließ Feuer in ihre Hoͤhlen werfen, und verbrannte alles, was lebte. Noch ſieht man dieſe Hoͤhlen, deren Waͤnde ganz ſchwarz gefaͤrbt, und hie und da ganz ausgebrannt ſind. Kleta ward an der Staͤtte, wo ſie en- dete, begraben, Ein gothiſcher Leichenſtein bezeichnete lange ihr Grab, izt iſt keine Spur mehr davon vorhanden. Nahe dabei ent- ſpringt aber ein Brunnen, welchen man all- gemein das Fluchbruͤnnlein nennt, deſſen Waſſer niemand trinkt, weil es Ausſatz ver- urſacht, und ſtark nach Schwefel ſchmeckt. Wenns daͤmmert, ſolls dort, nach Verſiche- rung aller alten Muͤtterchen, nicht ſicher zu wandeln ſein, und haͤufige Irrwiſche den Wanderer irre fuͤhren.

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/294>, abgerufen am 22.11.2024.