Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

unser Hause im Forste, der nahe an eurer Ve-
ste liegt, lauerte, erfuhren wir durch einige
Bauern, daß des Kaisers Sohn, welcher uns
einst so schrecklich züchtigte, dort hause, und
in den Armen einer Stummen schwelge, die
er einst aus Böhmen mit sich gebracht habe.

Begierde nach Rache ward im ganzen Hau-
se rege, die meisten gelobten, das ehemalige
Unbild wo möglich an ihm zu rächen, ihm we-
nigstens die geliebte Stumme zu entführen,
welche wir sogleich für euch erkannten. Um zu
erfahren: Ob eure Veste wohl bemannt und
bewacht sey? zogen verschiedne von uns auf
Spähe aus, sie brachten tröstende Nachrichten,
hatten als gewiß erfahren, daß nur wenige
Reisige, meistens unbewafnete Mägde und
Diener dort wohnten. Schon war ein Sturm
auf die Veste beschlossen, als uns Kundschaft
ward, daß der Kaiser mit einem starken Zuge
sich nahe.

unſer Hauſe im Forſte, der nahe an eurer Ve-
ſte liegt, lauerte, erfuhren wir durch einige
Bauern, daß des Kaiſers Sohn, welcher uns
einſt ſo ſchrecklich zuͤchtigte, dort hauſe, und
in den Armen einer Stummen ſchwelge, die
er einſt aus Boͤhmen mit ſich gebracht habe.

Begierde nach Rache ward im ganzen Hau-
ſe rege, die meiſten gelobten, das ehemalige
Unbild wo moͤglich an ihm zu raͤchen, ihm we-
nigſtens die geliebte Stumme zu entfuͤhren,
welche wir ſogleich fuͤr euch erkannten. Um zu
erfahren: Ob eure Veſte wohl bemannt und
bewacht ſey? zogen verſchiedne von uns auf
Spaͤhe aus, ſie brachten troͤſtende Nachrichten,
hatten als gewiß erfahren, daß nur wenige
Reiſige, meiſtens unbewafnete Maͤgde und
Diener dort wohnten. Schon war ein Sturm
auf die Veſte beſchloſſen, als uns Kundſchaft
ward, daß der Kaiſer mit einem ſtarken Zuge
ſich nahe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0280" n="270"/>
un&#x017F;er Hau&#x017F;e im For&#x017F;te, der nahe an eurer Ve-<lb/>
&#x017F;te liegt, lauerte, erfuhren wir durch einige<lb/>
Bauern, daß des Kai&#x017F;ers Sohn, welcher uns<lb/>
ein&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chrecklich zu&#x0364;chtigte, dort hau&#x017F;e, und<lb/>
in den Armen einer Stummen &#x017F;chwelge, die<lb/>
er ein&#x017F;t aus Bo&#x0364;hmen mit &#x017F;ich gebracht habe.</p><lb/>
        <p>Begierde nach Rache ward im ganzen Hau-<lb/>
&#x017F;e rege, die mei&#x017F;ten gelobten, das ehemalige<lb/>
Unbild wo mo&#x0364;glich an ihm zu ra&#x0364;chen, ihm we-<lb/>
nig&#x017F;tens die geliebte Stumme zu entfu&#x0364;hren,<lb/>
welche wir &#x017F;ogleich fu&#x0364;r euch erkannten. Um zu<lb/>
erfahren: Ob eure Ve&#x017F;te wohl bemannt und<lb/>
bewacht &#x017F;ey? zogen ver&#x017F;chiedne von uns auf<lb/>
Spa&#x0364;he aus, &#x017F;ie brachten tro&#x0364;&#x017F;tende Nachrichten,<lb/>
hatten als gewiß erfahren, daß nur wenige<lb/>
Rei&#x017F;ige, mei&#x017F;tens unbewafnete Ma&#x0364;gde und<lb/>
Diener dort wohnten. Schon war ein Sturm<lb/>
auf die Ve&#x017F;te be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, als uns Kund&#x017F;chaft<lb/>
ward, daß der Kai&#x017F;er mit einem &#x017F;tarken Zuge<lb/>
&#x017F;ich nahe.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0280] unſer Hauſe im Forſte, der nahe an eurer Ve- ſte liegt, lauerte, erfuhren wir durch einige Bauern, daß des Kaiſers Sohn, welcher uns einſt ſo ſchrecklich zuͤchtigte, dort hauſe, und in den Armen einer Stummen ſchwelge, die er einſt aus Boͤhmen mit ſich gebracht habe. Begierde nach Rache ward im ganzen Hau- ſe rege, die meiſten gelobten, das ehemalige Unbild wo moͤglich an ihm zu raͤchen, ihm we- nigſtens die geliebte Stumme zu entfuͤhren, welche wir ſogleich fuͤr euch erkannten. Um zu erfahren: Ob eure Veſte wohl bemannt und bewacht ſey? zogen verſchiedne von uns auf Spaͤhe aus, ſie brachten troͤſtende Nachrichten, hatten als gewiß erfahren, daß nur wenige Reiſige, meiſtens unbewafnete Maͤgde und Diener dort wohnten. Schon war ein Sturm auf die Veſte beſchloſſen, als uns Kundſchaft ward, daß der Kaiſer mit einem ſtarken Zuge ſich nahe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/280
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/280>, abgerufen am 24.11.2024.