O die Würkungen des Aberglaubens und seines täuschenden Trugs sind schrecklicher, sind verheerender, als der Philosoph glaubt, und der Menschenfreund wähnt. Wollte ich nur die Biographien der Unglücklichen liefern, welche in der Hand eines harten Beichtvaters, eines fanatischen Predigers ihren Verstand verlohren, mein Werk würde zu einer Grösse anwachsen, die selbst der weite Arm der sanf- ten Duldung nicht umfassen könnte. Ich ver- ehre die Religion mit innigster Ehrfurcht, ich verehre die würdigen Diener derselben, aber ich hasse den Hirten, welcher seine Heerde mit Fantomen und Gespenstern schreckt, und sie hindert, die Weide zu genüßen, welche Gott zu ihrem Genusse erschaffen hat.
Wenn man zur Zinne der Wahrheit em- por klimmt, und hinab blickt ins Thal, in die Werkstätte des Aberglaubens, so muß man über seine Thaten erstaunen. Hier baut
O die Wuͤrkungen des Aberglaubens und ſeines taͤuſchenden Trugs ſind ſchrecklicher, ſind verheerender, als der Philoſoph glaubt, und der Menſchenfreund waͤhnt. Wollte ich nur die Biographien der Ungluͤcklichen liefern, welche in der Hand eines harten Beichtvaters, eines fanatiſchen Predigers ihren Verſtand verlohren, mein Werk wuͤrde zu einer Groͤſſe anwachſen, die ſelbſt der weite Arm der ſanf- ten Duldung nicht umfaſſen koͤnnte. Ich ver- ehre die Religion mit innigſter Ehrfurcht, ich verehre die wuͤrdigen Diener derſelben, aber ich haſſe den Hirten, welcher ſeine Heerde mit Fantomen und Geſpenſtern ſchreckt, und ſie hindert, die Weide zu genuͤßen, welche Gott zu ihrem Genuſſe erſchaffen hat.
Wenn man zur Zinne der Wahrheit em- por klimmt, und hinab blickt ins Thal, in die Werkſtaͤtte des Aberglaubens, ſo muß man uͤber ſeine Thaten erſtaunen. Hier baut
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O die Wuͤrkungen des Aberglaubens und
ſeines taͤuſchenden Trugs ſind ſchrecklicher,
ſind verheerender, als der Philoſoph glaubt,
und der Menſchenfreund waͤhnt. Wollte ich
nur die Biographien der Ungluͤcklichen liefern,
welche in der Hand eines harten Beichtvaters,
eines fanatiſchen Predigers ihren Verſtand
verlohren, mein Werk wuͤrde zu einer Groͤſſe
anwachſen, die ſelbſt der weite Arm der ſanf-
ten Duldung nicht umfaſſen koͤnnte. Ich ver-
ehre die Religion mit innigſter Ehrfurcht, ich
verehre die wuͤrdigen Diener derſelben, aber
ich haſſe den Hirten, welcher ſeine Heerde mit
Fantomen und Geſpenſtern ſchreckt, und ſie
hindert, die Weide zu genuͤßen, welche
Gott zu ihrem Genuſſe erſchaffen hat.
Wenn man zur Zinne der Wahrheit em-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/220>, abgerufen am 25.11.2024.
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