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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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ofnen Armen entgegen, aber alle schauderten
zurück, als er sie mit fürchterlichen Blicken an-
grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver-
dammt, und ihr alle seyd verdammt!

Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der
Stube schleppen, man mußte an seinem Lager
wachen, weil er immer entfliehen wollte.
Schon am dritten Tage raßte er fürchterlich,
und die trauernde Gattin konnte es nicht hin-
dern, als man ihn mit Ketten fesselte, weil
sie für das Leben ihrer Kinder zagte, die er
einigemal erwürgen wollte, um den hungrigen
Teufel damit zu füttern, welcher seiner Ein-
bildung nach, stets mit ofnen Krallen vor ihm
stand. Das Bild der Hölle stand fest vor sei-
ner Seele, sein Weib und seine Kinder konn-
ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen
lindern, welche der immer dauernde Anblick
ihm verursachte. Ich bin verdammt! Dies
waren die einzigen Worte, welche er stets und

ofnen Armen entgegen, aber alle ſchauderten
zuruͤck, als er ſie mit fuͤrchterlichen Blicken an-
grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver-
dammt, und ihr alle ſeyd verdammt!

Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der
Stube ſchleppen, man mußte an ſeinem Lager
wachen, weil er immer entfliehen wollte.
Schon am dritten Tage raßte er fuͤrchterlich,
und die trauernde Gattin konnte es nicht hin-
dern, als man ihn mit Ketten feſſelte, weil
ſie fuͤr das Leben ihrer Kinder zagte, die er
einigemal erwuͤrgen wollte, um den hungrigen
Teufel damit zu fuͤttern, welcher ſeiner Ein-
bildung nach, ſtets mit ofnen Krallen vor ihm
ſtand. Das Bild der Hoͤlle ſtand feſt vor ſei-
ner Seele, ſein Weib und ſeine Kinder konn-
ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen
lindern, welche der immer dauernde Anblick
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[207/0217] ofnen Armen entgegen, aber alle ſchauderten zuruͤck, als er ſie mit fuͤrchterlichen Blicken an- grinzte, als er ihnen zurief: Ich bin ver- dammt, und ihr alle ſeyd verdammt! Nur mit Gewalt konnte man ihn nach der Stube ſchleppen, man mußte an ſeinem Lager wachen, weil er immer entfliehen wollte. Schon am dritten Tage raßte er fuͤrchterlich, und die trauernde Gattin konnte es nicht hin- dern, als man ihn mit Ketten feſſelte, weil ſie fuͤr das Leben ihrer Kinder zagte, die er einigemal erwuͤrgen wollte, um den hungrigen Teufel damit zu fuͤttern, welcher ſeiner Ein- bildung nach, ſtets mit ofnen Krallen vor ihm ſtand. Das Bild der Hoͤlle ſtand feſt vor ſei- ner Seele, ſein Weib und ſeine Kinder konn- ten es nicht wegbeten, kein Arzt die Quaalen lindern, welche der immer dauernde Anblick ihm verurſachte. Ich bin verdammt! Dies waren die einzigen Worte, welche er ſtets und

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/217>, abgerufen am 24.11.2024.