Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

gehen die Flüchtlinge ohne Aufenthalt nach der
bestimmten Schäferei, und melden sich bei
dem Vorsteher derselben. Er hat den gemeß-
nen Auftrag von mir erhalten, sie in seine
Dienste aufzunehmen, und ob sie gleich der
Absicht, die ich ihm erzählte, keinesweges ent-
sprechen werden, so ist der gute Alte doch viel
zu demüthig, als daß ers wagen sollte, ihre
verborgnen Kenntnisse zu bezweifeln. Dies ist,
nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch
welche ich den Grafen sichern Aufenthalt in
meinem Lande gewähren kann, er muß es sich
schlechterdings gefallen lassen, wenigstens durch
einige Zeit meine Schaafe zu hüten, weil er
sich nur in dieser einsamen Gegend dem wach-
samen Auge aller meiner Beamten entziehen
kann, die durch mich den ernsten Befehl er-
hielten, nach dem Entflohnen umher zu spä-
hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er-
suchen deines Fürsten ergehen ließ, und nun

K 2

gehen die Fluͤchtlinge ohne Aufenthalt nach der
beſtimmten Schaͤferei, und melden ſich bei
dem Vorſteher derſelben. Er hat den gemeß-
nen Auftrag von mir erhalten, ſie in ſeine
Dienſte aufzunehmen, und ob ſie gleich der
Abſicht, die ich ihm erzaͤhlte, keinesweges ent-
ſprechen werden, ſo iſt der gute Alte doch viel
zu demuͤthig, als daß ers wagen ſollte, ihre
verborgnen Kenntniſſe zu bezweifeln. Dies iſt,
nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch
welche ich den Grafen ſichern Aufenthalt in
meinem Lande gewaͤhren kann, er muß es ſich
ſchlechterdings gefallen laſſen, wenigſtens durch
einige Zeit meine Schaafe zu huͤten, weil er
ſich nur in dieſer einſamen Gegend dem wach-
ſamen Auge aller meiner Beamten entziehen
kann, die durch mich den ernſten Befehl er-
hielten, nach dem Entflohnen umher zu ſpaͤ-
hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er-
ſuchen deines Fuͤrſten ergehen ließ, und nun

K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="147"/>
gehen die Flu&#x0364;chtlinge ohne Aufenthalt nach der<lb/>
be&#x017F;timmten Scha&#x0364;ferei, und melden &#x017F;ich bei<lb/>
dem Vor&#x017F;teher der&#x017F;elben. Er hat den gemeß-<lb/>
nen Auftrag von mir erhalten, &#x017F;ie in &#x017F;eine<lb/>
Dien&#x017F;te aufzunehmen, und ob &#x017F;ie gleich der<lb/>
Ab&#x017F;icht, die ich ihm erza&#x0364;hlte, keinesweges ent-<lb/>
&#x017F;prechen werden, &#x017F;o i&#x017F;t der gute Alte doch viel<lb/>
zu demu&#x0364;thig, als daß ers wagen &#x017F;ollte, ihre<lb/>
verborgnen Kenntni&#x017F;&#x017F;e zu bezweifeln. Dies i&#x017F;t,<lb/>
nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch<lb/>
welche ich den Grafen &#x017F;ichern Aufenthalt in<lb/>
meinem Lande gewa&#x0364;hren kann, er muß es &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chlechterdings gefallen la&#x017F;&#x017F;en, wenig&#x017F;tens durch<lb/>
einige Zeit meine Schaafe zu hu&#x0364;ten, weil er<lb/>
&#x017F;ich nur in die&#x017F;er ein&#x017F;amen Gegend dem wach-<lb/>
&#x017F;amen Auge aller meiner Beamten entziehen<lb/>
kann, die durch mich den ern&#x017F;ten Befehl er-<lb/>
hielten, nach dem Entflohnen umher zu &#x017F;pa&#x0364;-<lb/>
hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er-<lb/>
&#x017F;uchen deines Fu&#x0364;r&#x017F;ten ergehen ließ, und nun<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0157] gehen die Fluͤchtlinge ohne Aufenthalt nach der beſtimmten Schaͤferei, und melden ſich bei dem Vorſteher derſelben. Er hat den gemeß- nen Auftrag von mir erhalten, ſie in ſeine Dienſte aufzunehmen, und ob ſie gleich der Abſicht, die ich ihm erzaͤhlte, keinesweges ent- ſprechen werden, ſo iſt der gute Alte doch viel zu demuͤthig, als daß ers wagen ſollte, ihre verborgnen Kenntniſſe zu bezweifeln. Dies iſt, nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch welche ich den Grafen ſichern Aufenthalt in meinem Lande gewaͤhren kann, er muß es ſich ſchlechterdings gefallen laſſen, wenigſtens durch einige Zeit meine Schaafe zu huͤten, weil er ſich nur in dieſer einſamen Gegend dem wach- ſamen Auge aller meiner Beamten entziehen kann, die durch mich den ernſten Befehl er- hielten, nach dem Entflohnen umher zu ſpaͤ- hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er- ſuchen deines Fuͤrſten ergehen ließ, und nun K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/157
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/157>, abgerufen am 22.11.2024.