Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ließ, sie wünschte absichtlich mit ihm einige
Worte allein sprechen zu können, und hatte
sich deswegen aus dem Zimmer ihrer Eltern
weggeschlichen. Des Jünglings Auge starrte,
als sie eintrat, wild und unruhig umher, es
blieb an ihr hangen, und staunte sie an.
Amalie trat zu ihm, und bog sich mitleidig
auf ihn herab. Thränen sammelten sich in
seinen Augenwinkeln, er wollte sprechen, und
vermochte es nicht.

Amalie (seine Hand ergreifend, und
wahrscheinlich auch drückend). Sein und blei-
ben sie ruhig! Verschmähen sie nicht die Hül-
fe der dankenden Freundinn. Kann es sie be-
ruhigen
, so schwöre ich Ihnen auf meine Eh-
re, daß niemand weiß, wie ich sie fand und
rettete.

Der Jüngling (schwach). Sie? Sie
retteten mich?


ließ, ſie wuͤnſchte abſichtlich mit ihm einige
Worte allein ſprechen zu koͤnnen, und hatte
ſich deswegen aus dem Zimmer ihrer Eltern
weggeſchlichen. Des Juͤnglings Auge ſtarrte,
als ſie eintrat, wild und unruhig umher, es
blieb an ihr hangen, und ſtaunte ſie an.
Amalie trat zu ihm, und bog ſich mitleidig
auf ihn herab. Thraͤnen ſammelten ſich in
ſeinen Augenwinkeln, er wollte ſprechen, und
vermochte es nicht.

Amalie (ſeine Hand ergreifend, und
wahrſcheinlich auch druͤckend). Sein und blei-
ben ſie ruhig! Verſchmaͤhen ſie nicht die Huͤl-
fe der dankenden Freundinn. Kann es ſie be-
ruhigen
, ſo ſchwoͤre ich Ihnen auf meine Eh-
re, daß niemand weiß, wie ich ſie fand und
rettete.

Der Juͤngling (ſchwach). Sie? Sie
retteten mich?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="42"/>
ließ, &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chte ab&#x017F;ichtlich mit ihm einige<lb/>
Worte allein &#x017F;prechen zu ko&#x0364;nnen, und hatte<lb/>
&#x017F;ich deswegen aus dem Zimmer ihrer Eltern<lb/>
wegge&#x017F;chlichen. Des Ju&#x0364;nglings Auge &#x017F;tarrte,<lb/>
als &#x017F;ie eintrat, wild und unruhig umher, es<lb/>
blieb an ihr hangen, und &#x017F;taunte &#x017F;ie an.<lb/>
Amalie trat zu ihm, und bog &#x017F;ich mitleidig<lb/>
auf ihn herab. Thra&#x0364;nen &#x017F;ammelten &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;einen Augenwinkeln, er wollte &#x017F;prechen, und<lb/>
vermochte es nicht.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Amalie</hi> (&#x017F;eine Hand ergreifend, und<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich auch dru&#x0364;ckend). Sein und blei-<lb/>
ben &#x017F;ie ruhig! Ver&#x017F;chma&#x0364;hen &#x017F;ie nicht die Hu&#x0364;l-<lb/>
fe der dankenden Freundinn. Kann es &#x017F;ie <choice><sic>be-<lb/>
ruhigeu</sic><corr>be-<lb/>
ruhigen</corr></choice>, &#x017F;o &#x017F;chwo&#x0364;re ich Ihnen auf meine Eh-<lb/>
re, daß niemand weiß, wie ich &#x017F;ie fand und<lb/>
rettete.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#g">Ju&#x0364;ngling</hi> (&#x017F;chwach). Sie? Sie<lb/>
retteten mich?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0056] ließ, ſie wuͤnſchte abſichtlich mit ihm einige Worte allein ſprechen zu koͤnnen, und hatte ſich deswegen aus dem Zimmer ihrer Eltern weggeſchlichen. Des Juͤnglings Auge ſtarrte, als ſie eintrat, wild und unruhig umher, es blieb an ihr hangen, und ſtaunte ſie an. Amalie trat zu ihm, und bog ſich mitleidig auf ihn herab. Thraͤnen ſammelten ſich in ſeinen Augenwinkeln, er wollte ſprechen, und vermochte es nicht. Amalie (ſeine Hand ergreifend, und wahrſcheinlich auch druͤckend). Sein und blei- ben ſie ruhig! Verſchmaͤhen ſie nicht die Huͤl- fe der dankenden Freundinn. Kann es ſie be- ruhigen, ſo ſchwoͤre ich Ihnen auf meine Eh- re, daß niemand weiß, wie ich ſie fand und rettete. Der Juͤngling (ſchwach). Sie? Sie retteten mich?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/56
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/56>, abgerufen am 22.11.2024.