Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie Nachmittags die Diener die unbe-
rührten Speisen wieder abgetragen hatten,
meldete einer derselben den Ritter Hugo von
Immenthal. Die Mutter schauderte hoch em-
por, Kleta zitterte und bebte; endlich wink-
te Edeldrud, und er ward vorgelassen. Ihr
Blick starrte nach ihm hin, wie er eintrat;
sie verhüllte ihr Gesicht, wie er näher kam.
Hugo staunte ob des Empfanges, er blickte
nach Kleta hin, welche ihn zu trösten wünsch-
te, aber nicht trösten konnte. Endlich faßte
sich Edeldrud, sie nahm den Griffel in die
Hand, und schrieb die Frage auf: Wie nann-
te sich euer Vater? Hugo konnte nicht le-
sen, Kleta mußte die Frage erklären. Mein
Vater, sprach Hugo standhaft, war einer
der unschuldigen Edlen, welche man fälsch-
lich der Theilnahme an Kaiser Albrechts

Wie Nachmittags die Diener die unbe-
ruͤhrten Speiſen wieder abgetragen hatten,
meldete einer derſelben den Ritter Hugo von
Immenthal. Die Mutter ſchauderte hoch em-
por, Kleta zitterte und bebte; endlich wink-
te Edeldrud, und er ward vorgelaſſen. Ihr
Blick ſtarrte nach ihm hin, wie er eintrat;
ſie verhuͤllte ihr Geſicht, wie er naͤher kam.
Hugo ſtaunte ob des Empfanges, er blickte
nach Kleta hin, welche ihn zu troͤſten wuͤnſch-
te, aber nicht troͤſten konnte. Endlich faßte
ſich Edeldrud, ſie nahm den Griffel in die
Hand, und ſchrieb die Frage auf: Wie nann-
te ſich euer Vater? Hugo konnte nicht le-
ſen, Kleta mußte die Frage erklaͤren. Mein
Vater, ſprach Hugo ſtandhaft, war einer
der unſchuldigen Edlen, welche man faͤlſch-
lich der Theilnahme an Kaiſer Albrechts

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0365" n="351"/>
        <p>Wie Nachmittags die Diener die unbe-<lb/>
ru&#x0364;hrten Spei&#x017F;en wieder abgetragen hatten,<lb/>
meldete einer der&#x017F;elben den Ritter Hugo von<lb/>
Immenthal. Die Mutter &#x017F;chauderte hoch em-<lb/>
por, Kleta zitterte und bebte; endlich wink-<lb/>
te Edeldrud, und er ward vorgela&#x017F;&#x017F;en. Ihr<lb/>
Blick &#x017F;tarrte nach ihm hin, wie er eintrat;<lb/>
&#x017F;ie verhu&#x0364;llte ihr Ge&#x017F;icht, wie er na&#x0364;her kam.<lb/>
Hugo &#x017F;taunte ob des Empfanges, er blickte<lb/>
nach Kleta hin, welche ihn zu tro&#x0364;&#x017F;ten wu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/>
te, aber nicht tro&#x0364;&#x017F;ten konnte. Endlich faßte<lb/>
&#x017F;ich Edeldrud, &#x017F;ie nahm den Griffel in die<lb/>
Hand, und &#x017F;chrieb die Frage auf: Wie nann-<lb/>
te &#x017F;ich euer Vater? Hugo konnte nicht le-<lb/>
&#x017F;en, Kleta mußte die Frage erkla&#x0364;ren. Mein<lb/>
Vater, &#x017F;prach Hugo &#x017F;tandhaft, war einer<lb/>
der un&#x017F;chuldigen Edlen, welche man fa&#x0364;l&#x017F;ch-<lb/>
lich der Theilnahme an Kai&#x017F;er Albrechts<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0365] Wie Nachmittags die Diener die unbe- ruͤhrten Speiſen wieder abgetragen hatten, meldete einer derſelben den Ritter Hugo von Immenthal. Die Mutter ſchauderte hoch em- por, Kleta zitterte und bebte; endlich wink- te Edeldrud, und er ward vorgelaſſen. Ihr Blick ſtarrte nach ihm hin, wie er eintrat; ſie verhuͤllte ihr Geſicht, wie er naͤher kam. Hugo ſtaunte ob des Empfanges, er blickte nach Kleta hin, welche ihn zu troͤſten wuͤnſch- te, aber nicht troͤſten konnte. Endlich faßte ſich Edeldrud, ſie nahm den Griffel in die Hand, und ſchrieb die Frage auf: Wie nann- te ſich euer Vater? Hugo konnte nicht le- ſen, Kleta mußte die Frage erklaͤren. Mein Vater, ſprach Hugo ſtandhaft, war einer der unſchuldigen Edlen, welche man faͤlſch- lich der Theilnahme an Kaiſer Albrechts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/365
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/365>, abgerufen am 06.05.2024.