Nach manchen Fragen, die Edeldrud nur durch Zeichen beantworten konnte, ward dem Burgherrn kund, daß wahrscheinlich mächtige Räuber sie ehemals aus der Kapelle entführt, und so schrecklich mißhandelt hatten. Wie aber in der Folge sich ihr hartes Schicksal ge- ändert, wie und durch wen sie die schönen Kleider, den kostbaren Schmuck und die Edel- steine, welche sie am Haupte, Halse und Gürtel trug, erhalten hatte, konnte Edel- drud mit aller Mühe und Anstrengung keinem der Anwesenden begreiflich machen. Nur so viel erfuhren sie mit Gewißheit, daß das kleine Kind -- ein schönes, liebes Mäd- chen -- ihre Tochter, und sie aus einer wei- ten Ferne mit ihr bis hieher geflohen sei.
Endlich gönnte der Vater seinem wieder- gefundenen Kinde Ruhe, er führte sie nach ihrem ehemaligen Gemache; sie weinte sehr, wie sie es betrat, und kniete betend an ihr
Nach manchen Fragen, die Edeldrud nur durch Zeichen beantworten konnte, ward dem Burgherrn kund, daß wahrſcheinlich maͤchtige Raͤuber ſie ehemals aus der Kapelle entfuͤhrt, und ſo ſchrecklich mißhandelt hatten. Wie aber in der Folge ſich ihr hartes Schickſal ge- aͤndert, wie und durch wen ſie die ſchoͤnen Kleider, den koſtbaren Schmuck und die Edel- ſteine, welche ſie am Haupte, Halſe und Guͤrtel trug, erhalten hatte, konnte Edel- drud mit aller Muͤhe und Anſtrengung keinem der Anweſenden begreiflich machen. Nur ſo viel erfuhren ſie mit Gewißheit, daß das kleine Kind — ein ſchoͤnes, liebes Maͤd- chen — ihre Tochter, und ſie aus einer wei- ten Ferne mit ihr bis hieher geflohen ſei.
Endlich goͤnnte der Vater ſeinem wieder- gefundenen Kinde Ruhe, er fuͤhrte ſie nach ihrem ehemaligen Gemache; ſie weinte ſehr, wie ſie es betrat, und kniete betend an ihr
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Nach manchen Fragen, die Edeldrud nur
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Burgherrn kund, daß wahrſcheinlich maͤchtige
Raͤuber ſie ehemals aus der Kapelle entfuͤhrt,
und ſo ſchrecklich mißhandelt hatten. Wie
aber in der Folge ſich ihr hartes Schickſal ge-
aͤndert, wie und durch wen ſie die ſchoͤnen
Kleider, den koſtbaren Schmuck und die Edel-
ſteine, welche ſie am Haupte, Halſe und
Guͤrtel trug, erhalten hatte, konnte Edel-
drud mit aller Muͤhe und Anſtrengung keinem
der Anweſenden begreiflich machen. Nur ſo
viel erfuhren ſie mit Gewißheit, daß das
kleine Kind — ein ſchoͤnes, liebes Maͤd-
chen — ihre Tochter, und ſie aus einer wei-
ten Ferne mit ihr bis hieher geflohen ſei.
Endlich goͤnnte der Vater ſeinem wieder-
gefundenen Kinde Ruhe, er fuͤhrte ſie nach
ihrem ehemaligen Gemache; ſie weinte ſehr,
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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