Vaters Entschluß, meinte aber zugleich, daß eine kleine List denselben gefördert habe. Er will, sagte sie, dich rastlos beschäftigen, da- mit du, wenn du die Last der allzuhäufigen Geschäfte nicht mehr ertragen kannst, dir ei- nen Gehülfen suchst, der sie mit dir theile. Amalie besaß ein gutes, dankbares Herz. Freude und Ueberraschung hatte es noch mehr geöfnet, sie gelobte daher der Mutter, des Vaters Wunsch nach Kräften zu fördern, und so bald der ächte Geliebte erscheine, ihn zu ihrem Gehülfen zu wählen.
Nach dem Essen stieg Amalie mit ihren Eltern in den Wagen, um in ihrer Gesell- schaft nach dem bereits erkauften Landgute zu fahren. Ihre Freude war groß und über- schwenglich. Man muß selbst die Oekonomie leidenschaftlich lieben, um alle das Vergnü- gen fühlen und mit geniessen zu können, wel- ches die glückliche Amalie dort im vollem
Vaters Entſchluß, meinte aber zugleich, daß eine kleine Liſt denſelben gefoͤrdert habe. Er will, ſagte ſie, dich raſtlos beſchaͤftigen, da- mit du, wenn du die Laſt der allzuhaͤufigen Geſchaͤfte nicht mehr ertragen kannſt, dir ei- nen Gehuͤlfen ſuchſt, der ſie mit dir theile. Amalie beſaß ein gutes, dankbares Herz. Freude und Ueberraſchung hatte es noch mehr geoͤfnet, ſie gelobte daher der Mutter, des Vaters Wunſch nach Kraͤften zu foͤrdern, und ſo bald der aͤchte Geliebte erſcheine, ihn zu ihrem Gehuͤlfen zu waͤhlen.
Nach dem Eſſen ſtieg Amalie mit ihren Eltern in den Wagen, um in ihrer Geſell- ſchaft nach dem bereits erkauften Landgute zu fahren. Ihre Freude war groß und uͤber- ſchwenglich. Man muß ſelbſt die Oekonomie leidenſchaftlich lieben, um alle das Vergnuͤ- gen fuͤhlen und mit genieſſen zu koͤnnen, wel- ches die gluͤckliche Amalie dort im vollem
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Vaters Entſchluß, meinte aber zugleich, daß
eine kleine Liſt denſelben gefoͤrdert habe. Er
will, ſagte ſie, dich raſtlos beſchaͤftigen, da-
mit du, wenn du die Laſt der allzuhaͤufigen
Geſchaͤfte nicht mehr ertragen kannſt, dir ei-
nen Gehuͤlfen ſuchſt, der ſie mit dir theile.
Amalie beſaß ein gutes, dankbares Herz.
Freude und Ueberraſchung hatte es noch mehr
geoͤfnet, ſie gelobte daher der Mutter, des
Vaters Wunſch nach Kraͤften zu foͤrdern, und
ſo bald der aͤchte Geliebte erſcheine, ihn zu
ihrem Gehuͤlfen zu waͤhlen.
Nach dem Eſſen ſtieg Amalie mit ihren
Eltern in den Wagen, um in ihrer Geſell-
ſchaft nach dem bereits erkauften Landgute zu
fahren. Ihre Freude war groß und uͤber-
ſchwenglich. Man muß ſelbſt die Oekonomie
leidenſchaftlich lieben, um alle das Vergnuͤ-
gen fuͤhlen und mit genieſſen zu koͤnnen, wel-
ches die gluͤckliche Amalie dort im vollem
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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