auf die arme Wahnsinnige mache? Sie spra- chen ihn daher oft in ihrer Gegenwart aus, und Amalie wühlte dann anhaltend in ihrem Busen, verwundete ihre Brust so stark, so oft, daß bald ein unheilbarer Krebs an ihr nagte, und, aller Hülfsmittel ungeachtet, ihr Leben unter den schrecklichsten Schmerzen endigte.
Das edle Paar beweinte den Tod der Unglücklichen, als es solchen erfuhr, und die gutherzige Wirthin genoß bis an ihr Ende den jährlichen Gehalt zum Lohne.
Vor zehn Jahren ward zu B-- der An- führer einer Räuberbande vor Gerichte ge- stellt, zehne seiner Mitschuldigen starben auf ihn, und beschuldigten ihn gräßlicher Thaten, er allein läugnete jede derselben, überstand
auf die arme Wahnſinnige mache? Sie ſpra- chen ihn daher oft in ihrer Gegenwart aus, und Amalie wuͤhlte dann anhaltend in ihrem Buſen, verwundete ihre Bruſt ſo ſtark, ſo oft, daß bald ein unheilbarer Krebs an ihr nagte, und, aller Huͤlfsmittel ungeachtet, ihr Leben unter den ſchrecklichſten Schmerzen endigte.
Das edle Paar beweinte den Tod der Ungluͤcklichen, als es ſolchen erfuhr, und die gutherzige Wirthin genoß bis an ihr Ende den jaͤhrlichen Gehalt zum Lohne.
Vor zehn Jahren ward zu B— der An- fuͤhrer einer Raͤuberbande vor Gerichte ge- ſtellt, zehne ſeiner Mitſchuldigen ſtarben auf ihn, und beſchuldigten ihn graͤßlicher Thaten, er allein laͤugnete jede derſelben, uͤberſtand
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0192"n="178"/>
auf die arme Wahnſinnige mache? Sie ſpra-<lb/>
chen ihn daher oft in ihrer Gegenwart aus,<lb/>
und Amalie wuͤhlte dann anhaltend in ihrem<lb/>
Buſen, verwundete ihre Bruſt ſo ſtark, ſo<lb/>
oft, daß bald ein unheilbarer Krebs an ihr<lb/>
nagte, und, aller Huͤlfsmittel ungeachtet,<lb/>
ihr Leben unter den ſchrecklichſten Schmerzen<lb/>
endigte.</p><lb/><p>Das edle Paar beweinte den Tod der<lb/>
Ungluͤcklichen, als es ſolchen erfuhr, und die<lb/>
gutherzige Wirthin genoß bis an ihr Ende<lb/>
den jaͤhrlichen Gehalt zum Lohne.</p><lb/><p>Vor zehn Jahren ward zu B— der An-<lb/>
fuͤhrer einer Raͤuberbande vor Gerichte ge-<lb/>ſtellt, zehne ſeiner Mitſchuldigen ſtarben auf<lb/>
ihn, und beſchuldigten ihn graͤßlicher Thaten,<lb/>
er allein laͤugnete jede derſelben, uͤberſtand<lb/></p></div></body></text></TEI>
[178/0192]
auf die arme Wahnſinnige mache? Sie ſpra-
chen ihn daher oft in ihrer Gegenwart aus,
und Amalie wuͤhlte dann anhaltend in ihrem
Buſen, verwundete ihre Bruſt ſo ſtark, ſo
oft, daß bald ein unheilbarer Krebs an ihr
nagte, und, aller Huͤlfsmittel ungeachtet,
ihr Leben unter den ſchrecklichſten Schmerzen
endigte.
Das edle Paar beweinte den Tod der
Ungluͤcklichen, als es ſolchen erfuhr, und die
gutherzige Wirthin genoß bis an ihr Ende
den jaͤhrlichen Gehalt zum Lohne.
Vor zehn Jahren ward zu B— der An-
fuͤhrer einer Raͤuberbande vor Gerichte ge-
ſtellt, zehne ſeiner Mitſchuldigen ſtarben auf
ihn, und beſchuldigten ihn graͤßlicher Thaten,
er allein laͤugnete jede derſelben, uͤberſtand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/192>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.