milie, mit der ich nahe verwandt bin, und ich hätte nun zufrieden und glücklich leben kön- nen, wenn nicht die sehnsuchtsvollste Liebe an meinem kleinsten Vergnügen genagt, mich bald unfähig gemacht hätte, je mehr eines derselben zu genießen. Ueberall sah ich ihr Bild, überall ruhten sie in meinen Armen, und wenn ich sie dann fest an mein Herz drücken wollte, da schwanden sie, und ließen mir Sehnsucht, Kummer und Trauer zurück.
Amalie. Ging's mir besser?
Wilhelm. Als ich hofnungslos auf dem Krankenlager schmachtete, mit Sehn- sucht das Ende meiner Leiden erwartete, da traten meine neuen Freunde zu mir, und forderten, daß ich nach dem Rathe des Arz- tes den Brunnen zu Spaa trinken sollte. Vergebens schützte ich die Kosten und den Mangel an Gelde vor, sie halfen dem leztern
milie, mit der ich nahe verwandt bin, und ich haͤtte nun zufrieden und gluͤcklich leben koͤn- nen, wenn nicht die ſehnſuchtsvollſte Liebe an meinem kleinſten Vergnuͤgen genagt, mich bald unfaͤhig gemacht haͤtte, je mehr eines derſelben zu genießen. Ueberall ſah ich ihr Bild, uͤberall ruhten ſie in meinen Armen, und wenn ich ſie dann feſt an mein Herz druͤcken wollte, da ſchwanden ſie, und ließen mir Sehnſucht, Kummer und Trauer zuruͤck.
Amalie. Ging's mir beſſer?
Wilhelm. Als ich hofnungslos auf dem Krankenlager ſchmachtete, mit Sehn- ſucht das Ende meiner Leiden erwartete, da traten meine neuen Freunde zu mir, und forderten, daß ich nach dem Rathe des Arz- tes den Brunnen zu Spaa trinken ſollte. Vergebens ſchuͤtzte ich die Koſten und den Mangel an Gelde vor, ſie halfen dem leztern
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milie, mit der ich nahe verwandt bin, und
ich haͤtte nun zufrieden und gluͤcklich leben koͤn-
nen, wenn nicht die ſehnſuchtsvollſte Liebe an
meinem kleinſten Vergnuͤgen genagt, mich
bald unfaͤhig gemacht haͤtte, je mehr eines
derſelben zu genießen. Ueberall ſah ich ihr
Bild, uͤberall ruhten ſie in meinen Armen,
und wenn ich ſie dann feſt an mein Herz druͤcken
wollte, da ſchwanden ſie, und ließen mir
Sehnſucht, Kummer und Trauer zuruͤck.
Amalie. Ging's mir beſſer?
Wilhelm. Als ich hofnungslos auf
dem Krankenlager ſchmachtete, mit Sehn-
ſucht das Ende meiner Leiden erwartete, da
traten meine neuen Freunde zu mir, und
forderten, daß ich nach dem Rathe des Arz-
tes den Brunnen zu Spaa trinken ſollte.
Vergebens ſchuͤtzte ich die Koſten und den
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/131>, abgerufen am 21.11.2024.
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