Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.sernen Kasten unvermerkt mit einem Rocke, der Der Balbier machte nun auf Verlangen des ſernen Kaſten unvermerkt mit einem Rocke, der Der Balbier machte nun auf Verlangen des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="125"/> ſernen Kaſten unvermerkt mit einem Rocke, der<lb/> groͤßere Sohn gieng ſpaͤter daran voruͤber, und<lb/> warf noch ein weißes Tuch darauf, welches er<lb/> abſichtlich von einem entfernten Stuhle holte.<lb/> Mir fiel's anfangs ſehr ſtark auf, da ich aber den<lb/> ganzen Tag viel zu thun hatte, ſo kam mir's wie-<lb/> der aus dem Sinne.</p><lb/> <p>Der Balbier machte nun auf Verlangen des<lb/> Kaufmanns eine genaue Beſchreibung von der ei-<lb/> ſernen Kaſſe, welche er bei dem armen Vergolder<lb/> geſehen hatte; Merkmale und Kennzeichen, welche<lb/> er angab, trafen mit der geſtohlnen vollkommen<lb/> uͤberein. Alle Anweſende riefen, daß dies die ent-<lb/> wendete Kaſſe ſei. Um ſich ganz zu uͤberzeugen,<lb/> fuͤhrte der Kaufmann den Balbier nach ſeiner<lb/> Schreibſtube, dort ſtand noch eine eiſerne Kaſſe,<lb/> ſie war der Geſtohlnen ganz aͤhnlich, von einem<lb/> Meiſter und mit den nemlichen Zierrathen verfer-<lb/> tigt worden. Der Balbier verſicherte ſogleich, daß<lb/> er eben eine ſolche Kaſſe, von dieſer Groͤße und<lb/> Hoͤhe, mit allem dieſen Blumenwerke geziert, bei<lb/> dem Vergolder geſehen habe, und dieſe Ausſage<lb/> mit gutem Gewiſſen jederzeit eidlich zu beſtaͤtigen<lb/> bereit ſei. Der Kaufmann machte ſogleich die An-<lb/> zeige bei Gerichte, und Friedrich ward mit ſeiner<lb/> ganzen Familie in's Gefaͤngniß gefuͤhrt. Man<lb/> durchſuchte uͤberdies ſeine ganze Wohnung, fand<lb/> aber weder Kaſſe noch Geld, nur in einer Komode<lb/> ein und vierzig ganze Thaler, und drei Louisd'or.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
ſernen Kaſten unvermerkt mit einem Rocke, der
groͤßere Sohn gieng ſpaͤter daran voruͤber, und
warf noch ein weißes Tuch darauf, welches er
abſichtlich von einem entfernten Stuhle holte.
Mir fiel's anfangs ſehr ſtark auf, da ich aber den
ganzen Tag viel zu thun hatte, ſo kam mir's wie-
der aus dem Sinne.
Der Balbier machte nun auf Verlangen des
Kaufmanns eine genaue Beſchreibung von der ei-
ſernen Kaſſe, welche er bei dem armen Vergolder
geſehen hatte; Merkmale und Kennzeichen, welche
er angab, trafen mit der geſtohlnen vollkommen
uͤberein. Alle Anweſende riefen, daß dies die ent-
wendete Kaſſe ſei. Um ſich ganz zu uͤberzeugen,
fuͤhrte der Kaufmann den Balbier nach ſeiner
Schreibſtube, dort ſtand noch eine eiſerne Kaſſe,
ſie war der Geſtohlnen ganz aͤhnlich, von einem
Meiſter und mit den nemlichen Zierrathen verfer-
tigt worden. Der Balbier verſicherte ſogleich, daß
er eben eine ſolche Kaſſe, von dieſer Groͤße und
Hoͤhe, mit allem dieſen Blumenwerke geziert, bei
dem Vergolder geſehen habe, und dieſe Ausſage
mit gutem Gewiſſen jederzeit eidlich zu beſtaͤtigen
bereit ſei. Der Kaufmann machte ſogleich die An-
zeige bei Gerichte, und Friedrich ward mit ſeiner
ganzen Familie in's Gefaͤngniß gefuͤhrt. Man
durchſuchte uͤberdies ſeine ganze Wohnung, fand
aber weder Kaſſe noch Geld, nur in einer Komode
ein und vierzig ganze Thaler, und drei Louisd'or.
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