mehr als halb verloren ist, zu retten; wenn Deine Eltern Dir in der Person eines Gemals einen Freund und Beschützer geben wollen, der Dich in Zukunft vor solchen Thorheiten -- ich will einmal einen mil¬ den Ausdruck wählen -- vor solchen Thorheiten, wie Du sie an Mary Burton geschrieben hast, bewahren wird; und wenn einer Deiner liebenswürdigsten Ver¬ wandten die Güte haben will, dieses schwierige Amt eines Gatten, Freundes und Lehrers bei Dir zu über¬ nehmen, wirst Du darauf wieder nichts zu erwiedern haben?"
"Doch!" sagte Helene, die ohne eine Miene zu verändern, bleich und still dagestanden hatte, die gro¬ ßen dunkeln Augen mit dem Ausdruck unerschütterli¬ chen Muthes auf ihre Mutter richtend, welche bei den letzten Worten aufgestanden war und ihr jetzt gegen¬ über stand, "doch! ich habe darauf zu erwiedern, daß ich tausendmal lieber sterben, als Felix' Gattin wer¬ den will."
Sie sagte das ruhig, langsam, gleichsam jede Sylbe wägend.
"Und wenn Deine Eltern es befehlen?"
"So kann ich nicht und so werde ich nicht gehorchen."
"Und wenn sie heute Abend der versammelten Ge¬ sellschaft Deine Verlobung mit Felix ankündigen?"
mehr als halb verloren iſt, zu retten; wenn Deine Eltern Dir in der Perſon eines Gemals einen Freund und Beſchützer geben wollen, der Dich in Zukunft vor ſolchen Thorheiten — ich will einmal einen mil¬ den Ausdruck wählen — vor ſolchen Thorheiten, wie Du ſie an Mary Burton geſchrieben haſt, bewahren wird; und wenn einer Deiner liebenswürdigſten Ver¬ wandten die Güte haben will, dieſes ſchwierige Amt eines Gatten, Freundes und Lehrers bei Dir zu über¬ nehmen, wirſt Du darauf wieder nichts zu erwiedern haben?“
„Doch!“ ſagte Helene, die ohne eine Miene zu verändern, bleich und ſtill dageſtanden hatte, die gro¬ ßen dunkeln Augen mit dem Ausdruck unerſchütterli¬ chen Muthes auf ihre Mutter richtend, welche bei den letzten Worten aufgeſtanden war und ihr jetzt gegen¬ über ſtand, „doch! ich habe darauf zu erwiedern, daß ich tauſendmal lieber ſterben, als Felix' Gattin wer¬ den will.“
Sie ſagte das ruhig, langſam, gleichſam jede Sylbe wägend.
„Und wenn Deine Eltern es befehlen?“
„So kann ich nicht und ſo werde ich nicht gehorchen.“
„Und wenn ſie heute Abend der verſammelten Ge¬ ſellſchaft Deine Verlobung mit Felix ankündigen?“
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mehr als halb verloren iſt, zu retten; wenn Deine
Eltern Dir in der Perſon eines Gemals einen Freund
und Beſchützer geben wollen, der Dich in Zukunft
vor ſolchen Thorheiten — ich will einmal einen mil¬
den Ausdruck wählen — vor ſolchen Thorheiten, wie
Du ſie an Mary Burton geſchrieben haſt, bewahren
wird; und wenn einer Deiner liebenswürdigſten Ver¬
wandten die Güte haben will, dieſes ſchwierige Amt
eines Gatten, Freundes und Lehrers bei Dir zu über¬
nehmen, wirſt Du darauf wieder nichts zu erwiedern
haben?“
„Doch!“ ſagte Helene, die ohne eine Miene zu
verändern, bleich und ſtill dageſtanden hatte, die gro¬
ßen dunkeln Augen mit dem Ausdruck unerſchütterli¬
chen Muthes auf ihre Mutter richtend, welche bei den
letzten Worten aufgeſtanden war und ihr jetzt gegen¬
über ſtand, „doch! ich habe darauf zu erwiedern, daß
ich tauſendmal lieber ſterben, als Felix' Gattin wer¬
den will.“
Sie ſagte das ruhig, langſam, gleichſam jede Sylbe
wägend.
„Und wenn Deine Eltern es befehlen?“
„So kann ich nicht und ſo werde ich nicht gehorchen.“
„Und wenn ſie heute Abend der verſammelten Ge¬
ſellſchaft Deine Verlobung mit Felix ankündigen?“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/223>, abgerufen am 16.02.2025.
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