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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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eines frivolen Gedankens, wie eine schöne bunte Sei¬
fenblase, die eine ganze Welt auf ihrer schillernden
Oberfläche spiegelt, zerflatterte. Vielleicht nahm er
sich in diesem Augenblick vor, ein anderes Leben zu
beginnen, die Thorheiten abzustreifen, und er, der
eine so unendlich hohe Meinung von seinen Vorzügen
hatte, mochte alles Ernstes glauben, daß er nur zu
wollen brauche, um zu können. Er hörte mit einer
gewissen Andacht der Musik zu. Er war Kenner ge¬
nug, um zu fühlen, daß die Sonate nicht schöner,
nicht seelenvoller gespielt werden konnte; er sagte bei
einzelnen Passagen leise bravo! bravo! als ob er sich
in einem Concertsaale befände. Aber Helene und
Beethoven, Tugend und Musik und was noch sonst
Alles in diesen Minuten durch sein Hirn gezogen sein
mochte -- Alles war im Nu versunken, wie eine Fata
Morgana, als sein Ohr jetzt den leisen Schritt eines
Menschen vernahm. Der Schritt kam von einer an¬
dern Seite, als Felix erwartete. Indessen die hübsche
Luise mochte ja einen Umweg gemacht haben, um die
breiteren, von dem Mondschein allzu hell beschienenen
Gänge in der unmittelbaren Nähe des Schlosses zu
vermeiden. Der Schritt kam näher und näher, und
Felix, der auf den geistreichen Einfall gerieth, sich ein
wenig suchen zu lassen, drückte sich dicht in die Ge¬

eines frivolen Gedankens, wie eine ſchöne bunte Sei¬
fenblaſe, die eine ganze Welt auf ihrer ſchillernden
Oberfläche ſpiegelt, zerflatterte. Vielleicht nahm er
ſich in dieſem Augenblick vor, ein anderes Leben zu
beginnen, die Thorheiten abzuſtreifen, und er, der
eine ſo unendlich hohe Meinung von ſeinen Vorzügen
hatte, mochte alles Ernſtes glauben, daß er nur zu
wollen brauche, um zu können. Er hörte mit einer
gewiſſen Andacht der Muſik zu. Er war Kenner ge¬
nug, um zu fühlen, daß die Sonate nicht ſchöner,
nicht ſeelenvoller geſpielt werden konnte; er ſagte bei
einzelnen Paſſagen leiſe bravo! bravo! als ob er ſich
in einem Concertſaale befände. Aber Helene und
Beethoven, Tugend und Muſik und was noch ſonſt
Alles in dieſen Minuten durch ſein Hirn gezogen ſein
mochte — Alles war im Nu verſunken, wie eine Fata
Morgana, als ſein Ohr jetzt den leiſen Schritt eines
Menſchen vernahm. Der Schritt kam von einer an¬
dern Seite, als Felix erwartete. Indeſſen die hübſche
Luiſe mochte ja einen Umweg gemacht haben, um die
breiteren, von dem Mondſchein allzu hell beſchienenen
Gänge in der unmittelbaren Nähe des Schloſſes zu
vermeiden. Der Schritt kam näher und näher, und
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[151/0161] eines frivolen Gedankens, wie eine ſchöne bunte Sei¬ fenblaſe, die eine ganze Welt auf ihrer ſchillernden Oberfläche ſpiegelt, zerflatterte. Vielleicht nahm er ſich in dieſem Augenblick vor, ein anderes Leben zu beginnen, die Thorheiten abzuſtreifen, und er, der eine ſo unendlich hohe Meinung von ſeinen Vorzügen hatte, mochte alles Ernſtes glauben, daß er nur zu wollen brauche, um zu können. Er hörte mit einer gewiſſen Andacht der Muſik zu. Er war Kenner ge¬ nug, um zu fühlen, daß die Sonate nicht ſchöner, nicht ſeelenvoller geſpielt werden konnte; er ſagte bei einzelnen Paſſagen leiſe bravo! bravo! als ob er ſich in einem Concertſaale befände. Aber Helene und Beethoven, Tugend und Muſik und was noch ſonſt Alles in dieſen Minuten durch ſein Hirn gezogen ſein mochte — Alles war im Nu verſunken, wie eine Fata Morgana, als ſein Ohr jetzt den leiſen Schritt eines Menſchen vernahm. Der Schritt kam von einer an¬ dern Seite, als Felix erwartete. Indeſſen die hübſche Luiſe mochte ja einen Umweg gemacht haben, um die breiteren, von dem Mondſchein allzu hell beſchienenen Gänge in der unmittelbaren Nähe des Schloſſes zu vermeiden. Der Schritt kam näher und näher, und Felix, der auf den geiſtreichen Einfall gerieth, ſich ein wenig ſuchen zu laſſen, drückte ſich dicht in die Ge¬

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/161>, abgerufen am 22.12.2024.