Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.mit herzgewinnender Freundlichkeit die Hand entgegen "Ich wäre der lächerlichste Narr, wenn ich so "Blos zu schwarz?" sagte der Doctor lachend; mit herzgewinnender Freundlichkeit die Hand entgegen „Ich wäre der lächerlichſte Narr, wenn ich ſo „Blos zu ſchwarz?“ ſagte der Doctor lachend; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="168"/> mit herzgewinnender Freundlichkeit die Hand entgegen<lb/> und ſagte: „Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie durch<lb/> dies oder jenes Wort, das vielleicht weniger überlegt<lb/> war, gekränkt haben ſollte. Aber ich gerathe jedes¬<lb/> mal in Aufregung, wenn ich eine hohe Intelligenz<lb/> feiern, oder in einer falſchen Richtung thätig ſehe. Das<lb/> erſte iſt die Sünde gegen den heiligen Geiſt, die un¬<lb/> ſerer Sünden größte iſt, die zweite iſt nicht ganz ſo<lb/> groß, aber kommt jener faſt gleich. Von jener ſpreche<lb/> ich Sie los, dieſer erkläre ich Sie für ſchuldig. Sie<lb/> wiſſen, wie ich über Ihre Stellung hier ſchon neulich<lb/> dachte; jetzt, nachdem ich Sie zum erſten Male in dem<lb/> Kreiſe ſelbſt geſehen habe, finde ich das Verhältniß<lb/> noch viel bedenklicher. Geben Sie es auf, ehe es zu<lb/> ſpät iſt! Es mag eine entſetzliche Indiscretion ſein,<lb/> daß ich mir erlaube, ſo zu Ihnen zu ſprechen; aber<lb/> Sie wiſſen, wir Aerzte haben einmal das Recht, in¬<lb/> discret zu ſein. Sind Sie mir bös?“</p><lb/> <p>„Ich wäre der lächerlichſte Narr, wenn ich ſo<lb/> ſchwach ſein könnte,“ antwortete Oswald. „Im Ge¬<lb/> gentheil, ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir eine<lb/> Theilnahme zeigen, die ich ſogar nicht verdient zu<lb/> haben mir bewußt bin. Aber ich glaube, Sie ſehen die<lb/> Dinge ein wenig zu ſchwarz —“</p><lb/> <p>„Blos zu ſchwarz?“ ſagte der Doctor lachend;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
mit herzgewinnender Freundlichkeit die Hand entgegen
und ſagte: „Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie durch
dies oder jenes Wort, das vielleicht weniger überlegt
war, gekränkt haben ſollte. Aber ich gerathe jedes¬
mal in Aufregung, wenn ich eine hohe Intelligenz
feiern, oder in einer falſchen Richtung thätig ſehe. Das
erſte iſt die Sünde gegen den heiligen Geiſt, die un¬
ſerer Sünden größte iſt, die zweite iſt nicht ganz ſo
groß, aber kommt jener faſt gleich. Von jener ſpreche
ich Sie los, dieſer erkläre ich Sie für ſchuldig. Sie
wiſſen, wie ich über Ihre Stellung hier ſchon neulich
dachte; jetzt, nachdem ich Sie zum erſten Male in dem
Kreiſe ſelbſt geſehen habe, finde ich das Verhältniß
noch viel bedenklicher. Geben Sie es auf, ehe es zu
ſpät iſt! Es mag eine entſetzliche Indiscretion ſein,
daß ich mir erlaube, ſo zu Ihnen zu ſprechen; aber
Sie wiſſen, wir Aerzte haben einmal das Recht, in¬
discret zu ſein. Sind Sie mir bös?“
„Ich wäre der lächerlichſte Narr, wenn ich ſo
ſchwach ſein könnte,“ antwortete Oswald. „Im Ge¬
gentheil, ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir eine
Theilnahme zeigen, die ich ſogar nicht verdient zu
haben mir bewußt bin. Aber ich glaube, Sie ſehen die
Dinge ein wenig zu ſchwarz —“
„Blos zu ſchwarz?“ ſagte der Doctor lachend;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |