Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

gemacht und bald nach der Vermählung Melitta's mit
Herrn von Berkow gestorben sei.

"Uebrigens weißt Du, Grenwitz," sagte die Baro¬
nin, "Melitta wird heute nicht da sein."

Oswald horchte hoch auf.

"Woher weißt Du das, liebe Anna-Maria?" ent¬
gegnete der Baron.

"Ich habe mir von dem Bedienten die Einladungs¬
liste geben lassen, wie ich das immer thue, um zu
wissen, wen man denn finden wird, und sie sorgfältig
durchgelesen. Frau von Berkow war nicht darauf
verzeichnet."

"Das wird ein Versehen gewesen sein."

"Ich glaube nicht; Du weißt, Melitta und ihre
Cousine sind gerade nicht die größten Freundinnen,
es wäre nicht das erste Mal, daß man Melitta über¬
gangen hätte; aber dafür wird eine andere merk¬
würdige Persönlichkeit zu finden sein; rathe einmal,
Grenwitz."

"Der Fürst von P.," sagte der alte Baron halb
erschrocken, und bedauerte schon heimlich, nicht den
Orden selbst und blos das Ordensband angelegt zu
haben, "doch nicht der Fürst von P.?"

"Nein! Rathen Sie einmal, Herr Doctor."

"Der Mann aus dem Monde?"

gemacht und bald nach der Vermählung Melitta's mit
Herrn von Berkow geſtorben ſei.

„Uebrigens weißt Du, Grenwitz,‟ ſagte die Baro¬
nin, „Melitta wird heute nicht da ſein.“

Oswald horchte hoch auf.

„Woher weißt Du das, liebe Anna-Maria?“ ent¬
gegnete der Baron.

„Ich habe mir von dem Bedienten die Einladungs¬
liſte geben laſſen, wie ich das immer thue, um zu
wiſſen, wen man denn finden wird, und ſie ſorgfältig
durchgeleſen. Frau von Berkow war nicht darauf
verzeichnet.“

„Das wird ein Verſehen geweſen ſein.“

„Ich glaube nicht; Du weißt, Melitta und ihre
Couſine ſind gerade nicht die größten Freundinnen,
es wäre nicht das erſte Mal, daß man Melitta über¬
gangen hätte; aber dafür wird eine andere merk¬
würdige Perſönlichkeit zu finden ſein; rathe einmal,
Grenwitz.“

„Der Fürſt von P.,“ ſagte der alte Baron halb
erſchrocken, und bedauerte ſchon heimlich, nicht den
Orden ſelbſt und blos das Ordensband angelegt zu
haben, „doch nicht der Fürſt von P.?“

„Nein! Rathen Sie einmal, Herr Doctor.“

„Der Mann aus dem Monde?“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="10"/>
gemacht und bald nach der Vermählung Melitta's mit<lb/>
Herrn von Berkow ge&#x017F;torben &#x017F;ei.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Uebrigens weißt Du, Grenwitz,&#x201F; &#x017F;agte die Baro¬<lb/>
nin, &#x201E;Melitta wird heute nicht da &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Oswald horchte hoch auf.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Woher weißt Du das, liebe Anna-Maria?&#x201C; ent¬<lb/>
gegnete der Baron.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe mir von dem Bedienten die Einladungs¬<lb/>
li&#x017F;te geben la&#x017F;&#x017F;en, wie ich das immer thue, um zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, wen man denn finden wird, und &#x017F;ie &#x017F;orgfältig<lb/>
durchgele&#x017F;en. Frau von Berkow war nicht darauf<lb/>
verzeichnet.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das wird ein Ver&#x017F;ehen gewe&#x017F;en &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich glaube nicht; Du weißt, Melitta und ihre<lb/>
Cou&#x017F;ine &#x017F;ind gerade nicht die größten Freundinnen,<lb/>
es wäre nicht das er&#x017F;te Mal, daß man Melitta über¬<lb/>
gangen hätte; aber dafür wird eine andere merk¬<lb/>
würdige Per&#x017F;önlichkeit zu finden &#x017F;ein; rathe einmal,<lb/>
Grenwitz.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Für&#x017F;t von P.,&#x201C; &#x017F;agte der alte Baron halb<lb/>
er&#x017F;chrocken, und bedauerte &#x017F;chon heimlich, nicht den<lb/>
Orden &#x017F;elb&#x017F;t und blos das Ordensband angelegt zu<lb/>
haben, &#x201E;doch nicht der Für&#x017F;t von P.?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein! Rathen Sie einmal, Herr Doctor.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Mann aus dem Monde?&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0020] gemacht und bald nach der Vermählung Melitta's mit Herrn von Berkow geſtorben ſei. „Uebrigens weißt Du, Grenwitz,‟ ſagte die Baro¬ nin, „Melitta wird heute nicht da ſein.“ Oswald horchte hoch auf. „Woher weißt Du das, liebe Anna-Maria?“ ent¬ gegnete der Baron. „Ich habe mir von dem Bedienten die Einladungs¬ liſte geben laſſen, wie ich das immer thue, um zu wiſſen, wen man denn finden wird, und ſie ſorgfältig durchgeleſen. Frau von Berkow war nicht darauf verzeichnet.“ „Das wird ein Verſehen geweſen ſein.“ „Ich glaube nicht; Du weißt, Melitta und ihre Couſine ſind gerade nicht die größten Freundinnen, es wäre nicht das erſte Mal, daß man Melitta über¬ gangen hätte; aber dafür wird eine andere merk¬ würdige Perſönlichkeit zu finden ſein; rathe einmal, Grenwitz.“ „Der Fürſt von P.,“ ſagte der alte Baron halb erſchrocken, und bedauerte ſchon heimlich, nicht den Orden ſelbſt und blos das Ordensband angelegt zu haben, „doch nicht der Fürſt von P.?“ „Nein! Rathen Sie einmal, Herr Doctor.“ „Der Mann aus dem Monde?“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/20
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/20>, abgerufen am 23.11.2024.