ist, daß man wahrhaftig nicht die Hand vor den Augen sehen kann. -- Fürchten Sie sich, kleine Marguerita? Nein? warum klopft denn Ihr Herz so? oder hätten Sie mich gar aus Versehen ein bischen lieb? Haben Sie mich ein bischen lieb, Marguerite? Geniren Sie sich gar nicht; mir kann man Alles sagen. Oder sagen Sie lieber nichts und geben Sie mir einen Kuß! Sie wollen nicht -- so! das ist vernünftig: ihr Fran¬ zosen und besonders ihr Französinnen seid eine char¬ mante Nation. Aber warum weinst Du denn, kleiner Narr? Ist es bei euch denn ein Staatsverbrechen, einem ehrlichen Kerl einen Kuß gegeben zu haben, und noch dazu im Dunkeln . . . Verdammt, da kommt der alberne Mensch, der Doctor mit seinem Gras¬ affen . . . Bon soir, meine Herren, wir können hier Begegnen spielen."
"Oder Blindekuh," sagte Oswald, "und noch dazu ohne Binde. Ich dächte, wir gingen hinein. Wenn ich nicht irre, hat die Baronin schon nach Mademoi¬ selle gerufen."
Herr und Frau Pastor Jäger hatten sich unter vielen Danksagungen und Freundschafts- und Ergeben¬ heitsversicherungen empfohlen, um auf dem Einspänner in die idyllische Ruhe von Faschwitz und unter "ihr niedriges Dach" zurückzukehren; Oswald und Herr
iſt, daß man wahrhaftig nicht die Hand vor den Augen ſehen kann. — Fürchten Sie ſich, kleine Marguerita? Nein? warum klopft denn Ihr Herz ſo? oder hätten Sie mich gar aus Verſehen ein bischen lieb? Haben Sie mich ein bischen lieb, Marguerite? Geniren Sie ſich gar nicht; mir kann man Alles ſagen. Oder ſagen Sie lieber nichts und geben Sie mir einen Kuß! Sie wollen nicht — ſo! das iſt vernünftig: ihr Fran¬ zoſen und beſonders ihr Franzöſinnen ſeid eine char¬ mante Nation. Aber warum weinſt Du denn, kleiner Narr? Iſt es bei euch denn ein Staatsverbrechen, einem ehrlichen Kerl einen Kuß gegeben zu haben, und noch dazu im Dunkeln . . . Verdammt, da kommt der alberne Menſch, der Doctor mit ſeinem Gras¬ affen . . . Bon soir, meine Herren, wir können hier Begegnen ſpielen.“
„Oder Blindekuh,“ ſagte Oswald, „und noch dazu ohne Binde. Ich dächte, wir gingen hinein. Wenn ich nicht irre, hat die Baronin ſchon nach Mademoi¬ ſelle gerufen.“
Herr und Frau Paſtor Jäger hatten ſich unter vielen Dankſagungen und Freundſchafts- und Ergeben¬ heitsverſicherungen empfohlen, um auf dem Einſpänner in die idylliſche Ruhe von Faſchwitz und unter „ihr niedriges Dach“ zurückzukehren; Oswald und Herr
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iſt, daß man wahrhaftig nicht die Hand vor den Augen
ſehen kann. — Fürchten Sie ſich, kleine Marguerita?
Nein? warum klopft denn Ihr Herz ſo? oder hätten
Sie mich gar aus Verſehen ein bischen lieb? Haben
Sie mich ein bischen lieb, Marguerite? Geniren Sie
ſich gar nicht; mir kann man Alles ſagen. Oder
ſagen Sie lieber nichts und geben Sie mir einen Kuß!
Sie wollen nicht — ſo! das iſt vernünftig: ihr Fran¬
zoſen und beſonders ihr Franzöſinnen ſeid eine char¬
mante Nation. Aber warum weinſt Du denn, kleiner
Narr? Iſt es bei euch denn ein Staatsverbrechen,
einem ehrlichen Kerl einen Kuß gegeben zu haben,
und noch dazu im Dunkeln . . . Verdammt, da kommt
der alberne Menſch, der Doctor mit ſeinem Gras¬
affen . . . Bon soir, meine Herren, wir können hier
Begegnen ſpielen.“
„Oder Blindekuh,“ ſagte Oswald, „und noch dazu
ohne Binde. Ich dächte, wir gingen hinein. Wenn
ich nicht irre, hat die Baronin ſchon nach Mademoi¬
ſelle gerufen.“
Herr und Frau Paſtor Jäger hatten ſich unter
vielen Dankſagungen und Freundſchafts- und Ergeben¬
heitsverſicherungen empfohlen, um auf dem Einſpänner
in die idylliſche Ruhe von Faſchwitz und unter „ihr
niedriges Dach“ zurückzukehren; Oswald und Herr
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/190>, abgerufen am 16.02.2025.
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