Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.die Bühne trittst, wird Dir der holde, rosige Schleier Herr Timm, der jetzt Arm in Arm mit Made¬ die Bühne trittſt, wird Dir der holde, roſige Schleier Herr Timm, der jetzt Arm in Arm mit Made¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="174"/> die Bühne trittſt, wird Dir der holde, roſige Schleier<lb/> der Illuſion von den Augen fallen und Du wirſt<lb/> Deinen Irrthum erkennen. Aber wenn auch! Du<lb/> wirſt, wenn Du von Deinem erſten ſchmerzlichen Er¬<lb/> ſtaunen Dich erholt haſt, begreifen, daß es nicht an¬<lb/> ders ſein kann, und Deinen Bruder nicht verachten,<lb/> weil Du ſiehſt, daß ſein ſtolzer Rittermantel von ver¬<lb/> ſchoſſener Seide und arg geflickt iſt, und ſeine Sporen<lb/> eitel Meſſing — doch ſtill! da kommen uns Herr<lb/> Timm und Mademoiſelle entgegen. Es ſcheint Herr<lb/> Timm will die gute Gelegenheit, ſeine Ausſprache<lb/> des Franzöſiſchen zu cultiviren, nicht unbenutzt laſſen.<lb/> Wir wollen ihn in dieſem edlen Streben nicht ſtören.<lb/> Laß uns in dieſen Gang einbiegen.“</p><lb/> <p>Herr Timm, der jetzt Arm in Arm mit Made¬<lb/> moiſelle Marguerite, ohne Oswald und Bruno zu be¬<lb/> merken, eifrig ſprechend und ſeine helle Stimme dabei<lb/> ſorgfältig dämpfend, vorüberſtrich, hatte in der That<lb/> „die gute Gelegenheit“, obgleich in etwas anderer,<lb/> als in der von Oswald angedeuteten Weiſe, zu nutzen<lb/> verſtanden. Auf ſeine Ausſprache des Franzöſiſchen,<lb/> wie überhaupt auf alles rein Aeußerliche, legte der<lb/> junge Mann ſehr wenig Gewicht, deſto mehr aber<lb/> auf den ſoliden Vortheil, den ihm die Gunſt der jungen<lb/> Dame, welche dem innern Hausweſen des Schloſſes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0184]
die Bühne trittſt, wird Dir der holde, roſige Schleier
der Illuſion von den Augen fallen und Du wirſt
Deinen Irrthum erkennen. Aber wenn auch! Du
wirſt, wenn Du von Deinem erſten ſchmerzlichen Er¬
ſtaunen Dich erholt haſt, begreifen, daß es nicht an¬
ders ſein kann, und Deinen Bruder nicht verachten,
weil Du ſiehſt, daß ſein ſtolzer Rittermantel von ver¬
ſchoſſener Seide und arg geflickt iſt, und ſeine Sporen
eitel Meſſing — doch ſtill! da kommen uns Herr
Timm und Mademoiſelle entgegen. Es ſcheint Herr
Timm will die gute Gelegenheit, ſeine Ausſprache
des Franzöſiſchen zu cultiviren, nicht unbenutzt laſſen.
Wir wollen ihn in dieſem edlen Streben nicht ſtören.
Laß uns in dieſen Gang einbiegen.“
Herr Timm, der jetzt Arm in Arm mit Made¬
moiſelle Marguerite, ohne Oswald und Bruno zu be¬
merken, eifrig ſprechend und ſeine helle Stimme dabei
ſorgfältig dämpfend, vorüberſtrich, hatte in der That
„die gute Gelegenheit“, obgleich in etwas anderer,
als in der von Oswald angedeuteten Weiſe, zu nutzen
verſtanden. Auf ſeine Ausſprache des Franzöſiſchen,
wie überhaupt auf alles rein Aeußerliche, legte der
junge Mann ſehr wenig Gewicht, deſto mehr aber
auf den ſoliden Vortheil, den ihm die Gunſt der jungen
Dame, welche dem innern Hausweſen des Schloſſes
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