Braunen hatten das beste Geschirr mit den neusilbernen Beschlägen aufgelegt bekommen, der schweigsame Kut¬ scher seine Galalivree angezogen; der Baron den schwarzen Frack, in dessen Knopfloch das Band des Ordens, den er bei irgend einer geheimnißollen Ge¬ legenheit von irgend einem der deutschen Duodezfürsten bekommen hatte, und die Baronin selbst ausnahms¬ weise eine Toilette gemacht, die sie denn doch nur fünf Jahre älter erscheinen ließ, als sie wirklich war. Nachdem der nöthige Ballast von Mänteln und Shawls für die Rückfahrt eingenommen war, und die Baronin noch einmal vom Wagen aus Mademoiselle Marguerite, die, wie es Oswald schien, viel lieber mitgefahren wäre, feierlich mit der Würde einer Castellanin belehnt und ein kurzes Examen von zehn Minuten angestellt hatte, um zu prüfen, ob die hübsche kleine Französin auch noch alle die Verhaltungsmaßregeln für gewisse, genau stipulirte Fälle ordentlich im Kopfe habe -- setzte sich das Fuhrwerk mit demjenigen Tempo in Bewegung, welches dieser feierlichen Gelegenheit, dem Temperament der Braunen und den Grundsätzen des schweigsamen Kutschers entsprach. Als sie unter der Brücke wegfuhren, brachte Bruno, der Malten und ein paar Bauerknaben, die im Garten Unkraut gäte¬ ten, hier postirt hatte, den Davonziehenden ein so¬
Braunen hatten das beſte Geſchirr mit den neuſilbernen Beſchlägen aufgelegt bekommen, der ſchweigſame Kut¬ ſcher ſeine Galalivree angezogen; der Baron den ſchwarzen Frack, in deſſen Knopfloch das Band des Ordens, den er bei irgend einer geheimnißollen Ge¬ legenheit von irgend einem der deutſchen Duodezfürſten bekommen hatte, und die Baronin ſelbſt ausnahms¬ weiſe eine Toilette gemacht, die ſie denn doch nur fünf Jahre älter erſcheinen ließ, als ſie wirklich war. Nachdem der nöthige Ballaſt von Mänteln und Shawls für die Rückfahrt eingenommen war, und die Baronin noch einmal vom Wagen aus Mademoiſelle Marguerite, die, wie es Oswald ſchien, viel lieber mitgefahren wäre, feierlich mit der Würde einer Caſtellanin belehnt und ein kurzes Examen von zehn Minuten angeſtellt hatte, um zu prüfen, ob die hübſche kleine Franzöſin auch noch alle die Verhaltungsmaßregeln für gewiſſe, genau ſtipulirte Fälle ordentlich im Kopfe habe — ſetzte ſich das Fuhrwerk mit demjenigen Tempo in Bewegung, welches dieſer feierlichen Gelegenheit, dem Temperament der Braunen und den Grundſätzen des ſchweigſamen Kutſchers entſprach. Als ſie unter der Brücke wegfuhren, brachte Bruno, der Malten und ein paar Bauerknaben, die im Garten Unkraut gäte¬ ten, hier poſtirt hatte, den Davonziehenden ein ſo¬
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[7/0017]
Braunen hatten das beſte Geſchirr mit den neuſilbernen
Beſchlägen aufgelegt bekommen, der ſchweigſame Kut¬
ſcher ſeine Galalivree angezogen; der Baron den
ſchwarzen Frack, in deſſen Knopfloch das Band des
Ordens, den er bei irgend einer geheimnißollen Ge¬
legenheit von irgend einem der deutſchen Duodezfürſten
bekommen hatte, und die Baronin ſelbſt ausnahms¬
weiſe eine Toilette gemacht, die ſie denn doch nur
fünf Jahre älter erſcheinen ließ, als ſie wirklich war.
Nachdem der nöthige Ballaſt von Mänteln und Shawls
für die Rückfahrt eingenommen war, und die Baronin
noch einmal vom Wagen aus Mademoiſelle Marguerite,
die, wie es Oswald ſchien, viel lieber mitgefahren
wäre, feierlich mit der Würde einer Caſtellanin belehnt
und ein kurzes Examen von zehn Minuten angeſtellt
hatte, um zu prüfen, ob die hübſche kleine Franzöſin
auch noch alle die Verhaltungsmaßregeln für gewiſſe,
genau ſtipulirte Fälle ordentlich im Kopfe habe —
ſetzte ſich das Fuhrwerk mit demjenigen Tempo in
Bewegung, welches dieſer feierlichen Gelegenheit, dem
Temperament der Braunen und den Grundſätzen des
ſchweigſamen Kutſchers entſprach. Als ſie unter der
Brücke wegfuhren, brachte Bruno, der Malten und
ein paar Bauerknaben, die im Garten Unkraut gäte¬
ten, hier poſtirt hatte, den Davonziehenden ein ſo¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/17>, abgerufen am 23.11.2024.
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