Augenblick anspannen lassen. Empfehlen mich Ihrem Herrn Gemahl! Ah! Poggendorf, alter Junge, hatte Dich gar nicht gesehen, laß Deine Frau in Teufels Namen allein fahren, wollen Glas Champagner -- Ol¬ denburg, Doctor, auch schon fort? -- Unsinn! freue mich Ihre Bekanntschaft zu machen -- schießen wie der Teufel -- ist recht, daß Sie den Cloten blamirt haben -- ist ganz recht; bist ein famoser Kerl, Doc¬ tor, (zärtliche Umarmung), bist mein Herzensfreund, (Schluchzen), mein bester Freund, (neue Umarmung), hättest ihn todt schießen sollen, den Hallunken."
"Komm, Barnewitz, ich habe Dir etwas mitzu¬ theilen," sagte der Baron, Herrn von Barnewitz ziem¬ lich derb auf die Schulter schlagend und ihn ein paar Schritte von dem Wagen fortführend. "Entschuldigen Sie auf eine Minute, Herr Doctor; Karl! Platz machen, daß die andern Wagen vorfahren können."
Die Beiden gingen eine Weile im Gespräch auf und ab, bald in dem Dunkel des Hofes fast ver¬ schwindend, bald in den lichten Kreis, der das Haus umgab, tretend. Oswald konnte sich wol denken, wo¬ von zwischen den Beiden die Rede war. Ein paar Mal erhob Herr von Barnewitz seine Stimme, aber er senkte sie auch alsbald wieder vor einem "St!" oder "bist Du nicht gescheut?" Oldenburg's, wie eine
Augenblick anſpannen laſſen. Empfehlen mich Ihrem Herrn Gemahl! Ah! Poggendorf, alter Junge, hatte Dich gar nicht geſehen, laß Deine Frau in Teufels Namen allein fahren, wollen Glas Champagner — Ol¬ denburg, Doctor, auch ſchon fort? — Unſinn! freue mich Ihre Bekanntſchaft zu machen — ſchießen wie der Teufel — iſt recht, daß Sie den Cloten blamirt haben — iſt ganz recht; biſt ein famoſer Kerl, Doc¬ tor, (zärtliche Umarmung), biſt mein Herzensfreund, (Schluchzen), mein beſter Freund, (neue Umarmung), hätteſt ihn todt ſchießen ſollen, den Hallunken.“
„Komm, Barnewitz, ich habe Dir etwas mitzu¬ theilen,“ ſagte der Baron, Herrn von Barnewitz ziem¬ lich derb auf die Schulter ſchlagend und ihn ein paar Schritte von dem Wagen fortführend. „Entſchuldigen Sie auf eine Minute, Herr Doctor; Karl! Platz machen, daß die andern Wagen vorfahren können.“
Die Beiden gingen eine Weile im Geſpräch auf und ab, bald in dem Dunkel des Hofes faſt ver¬ ſchwindend, bald in den lichten Kreis, der das Haus umgab, tretend. Oswald konnte ſich wol denken, wo¬ von zwiſchen den Beiden die Rede war. Ein paar Mal erhob Herr von Barnewitz ſeine Stimme, aber er ſenkte ſie auch alsbald wieder vor einem „St!“ oder „biſt Du nicht geſcheut?“ Oldenburg's, wie eine
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Augenblick anſpannen laſſen. Empfehlen mich Ihrem
Herrn Gemahl! Ah! Poggendorf, alter Junge, hatte
Dich gar nicht geſehen, laß Deine Frau in Teufels
Namen allein fahren, wollen Glas Champagner — Ol¬
denburg, Doctor, auch ſchon fort? — Unſinn! freue
mich Ihre Bekanntſchaft zu machen — ſchießen wie
der Teufel — iſt recht, daß Sie den Cloten blamirt
haben — iſt ganz recht; biſt ein famoſer Kerl, Doc¬
tor, (zärtliche Umarmung), biſt mein Herzensfreund,
(Schluchzen), mein beſter Freund, (neue Umarmung),
hätteſt ihn todt ſchießen ſollen, den Hallunken.“
„Komm, Barnewitz, ich habe Dir etwas mitzu¬
theilen,“ ſagte der Baron, Herrn von Barnewitz ziem¬
lich derb auf die Schulter ſchlagend und ihn ein paar
Schritte von dem Wagen fortführend. „Entſchuldigen
Sie auf eine Minute, Herr Doctor; Karl! Platz
machen, daß die andern Wagen vorfahren können.“
Die Beiden gingen eine Weile im Geſpräch auf
und ab, bald in dem Dunkel des Hofes faſt ver¬
ſchwindend, bald in den lichten Kreis, der das Haus
umgab, tretend. Oswald konnte ſich wol denken, wo¬
von zwiſchen den Beiden die Rede war. Ein paar
Mal erhob Herr von Barnewitz ſeine Stimme, aber
er ſenkte ſie auch alsbald wieder vor einem „St!“
oder „biſt Du nicht geſcheut?“ Oldenburg's, wie eine
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/119>, abgerufen am 16.02.2025.
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