gewitterschweren Hintergrunde. Er steht allein in der Welt, verkannt von Allen, gefürchtet von den Meisten, geliebt von Niemanden. Warum dem so ist, darüber könnte ich mich selbst Ihnen gegenüber nicht auslassen, denn jede Freundschaft ist ein Tempel, zu dem jedem Dritten der Zutritt versagt bleiben muß. Aber ich schaudere, so oft ich das Dunkel heraufbeschwöre, das über ihn hereinbrechen muß, wenn einst das Alter die strahlende Fackel seines Genius, die jetzt einzig und allein die schauerliche Oede seiner Seele erhellt, düstrer und düstrer brennen macht. Vielleicht -- wer weiß es? -- mag das auch ein Glück für ihn sein. Viel¬ leicht mag dann das Wort, das er jetzt oft halb im grimmen Spotte und halb voll wehmüthen Glaubens im Munde führt, das alte Wort: "Selig sind die Einfältigen," an ihm zur Wahrheit werden.
Der vertraute Umgang mit dem gelehrten Manne hatte mich in den Augen aller Andern in einen Nimbus gehüllt, in welchem ich, wie die homerischen Helden die Gefahren der Schlacht, die Schrecknisse des Exa¬ mens ungefährdet durchwandeln konnte. Am Morgen des entscheidenden Tages sagte Berger zu mir: "Wissen Sie, lieber Oswald, daß ich große Lust habe, Sie durchfallen zu lassen?"
"Warum?"
gewitterſchweren Hintergrunde. Er ſteht allein in der Welt, verkannt von Allen, gefürchtet von den Meiſten, geliebt von Niemanden. Warum dem ſo iſt, darüber könnte ich mich ſelbſt Ihnen gegenüber nicht auslaſſen, denn jede Freundſchaft iſt ein Tempel, zu dem jedem Dritten der Zutritt verſagt bleiben muß. Aber ich ſchaudere, ſo oft ich das Dunkel heraufbeſchwöre, das über ihn hereinbrechen muß, wenn einſt das Alter die ſtrahlende Fackel ſeines Genius, die jetzt einzig und allein die ſchauerliche Oede ſeiner Seele erhellt, düſtrer und düſtrer brennen macht. Vielleicht — wer weiß es? — mag das auch ein Glück für ihn ſein. Viel¬ leicht mag dann das Wort, das er jetzt oft halb im grimmen Spotte und halb voll wehmüthen Glaubens im Munde führt, das alte Wort: „Selig ſind die Einfältigen,“ an ihm zur Wahrheit werden.
Der vertraute Umgang mit dem gelehrten Manne hatte mich in den Augen aller Andern in einen Nimbus gehüllt, in welchem ich, wie die homeriſchen Helden die Gefahren der Schlacht, die Schreckniſſe des Exa¬ mens ungefährdet durchwandeln konnte. Am Morgen des entſcheidenden Tages ſagte Berger zu mir: „Wiſſen Sie, lieber Oswald, daß ich große Luſt habe, Sie durchfallen zu laſſen?“
„Warum?“
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gewitterſchweren Hintergrunde. Er ſteht allein in der
Welt, verkannt von Allen, gefürchtet von den Meiſten,
geliebt von Niemanden. Warum dem ſo iſt, darüber
könnte ich mich ſelbſt Ihnen gegenüber nicht auslaſſen,
denn jede Freundſchaft iſt ein Tempel, zu dem jedem
Dritten der Zutritt verſagt bleiben muß. Aber ich
ſchaudere, ſo oft ich das Dunkel heraufbeſchwöre, das
über ihn hereinbrechen muß, wenn einſt das Alter die
ſtrahlende Fackel ſeines Genius, die jetzt einzig und
allein die ſchauerliche Oede ſeiner Seele erhellt, düſtrer
und düſtrer brennen macht. Vielleicht — wer weiß
es? — mag das auch ein Glück für ihn ſein. Viel¬
leicht mag dann das Wort, das er jetzt oft halb im
grimmen Spotte und halb voll wehmüthen Glaubens
im Munde führt, das alte Wort: „Selig ſind die
Einfältigen,“ an ihm zur Wahrheit werden.
Der vertraute Umgang mit dem gelehrten Manne
hatte mich in den Augen aller Andern in einen Nimbus
gehüllt, in welchem ich, wie die homeriſchen Helden
die Gefahren der Schlacht, die Schreckniſſe des Exa¬
mens ungefährdet durchwandeln konnte. Am Morgen
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Sie, lieber Oswald, daß ich große Luſt habe, Sie
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/32>, abgerufen am 24.11.2024.
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