Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.einem Seeungeheuer, so einem Haifisch, so einem stach¬ "Um Himmelswillen, Herr Bemperlein, sagen Sie "Ich ihn nicht leiden können! Ich liebe ihn wie "Wollen Sie in der That schon morgen abreisen?" "Ob ich will?" sagte Herr Bemperlein in weiner¬ einem Seeungeheuer, ſo einem Haifiſch, ſo einem ſtach¬ „Um Himmelswillen, Herr Bemperlein, ſagen Sie „Ich ihn nicht leiden können! Ich liebe ihn wie „Wollen Sie in der That ſchon morgen abreiſen?“ „Ob ich will?“ ſagte Herr Bemperlein in weiner¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="223"/> einem Seeungeheuer, ſo einem Haifiſch, ſo einem ſtach¬<lb/> ligen Rogen — ich meine Bruno — zu thun hat.“</p><lb/> <p>„Um Himmelswillen, Herr Bemperlein, ſagen Sie<lb/> mir nicht, wenn wir Freunde werden wollen, daß Sie<lb/> Bruno nicht leiden können.“</p><lb/> <p>„Ich ihn nicht leiden können! Ich liebe ihn wie<lb/> einen Sturm auf der See, den ich vom Ufer aus be¬<lb/> obachten kann, wie ein wildes Pferd, das mit einem<lb/> Andern durchgeht, wie ein Gewitter, das eine Meile<lb/> vor mir einſchlägt. — Apropos! das war geſtern ein<lb/> entſetzliches Gewitter. Wir ſind erſt um elf Uhr nach<lb/> Hauſe gekommen. Frau von Berkow ſagte mir, Sie<lb/> ſeien vollſtändig eingeregnet geweſen in dem Wald¬<lb/> häuschen.“</p><lb/> <p>„Wollen Sie in der That ſchon morgen abreiſen?“<lb/> ſagte Oswald, dem Geſpräch eine andere Wendung<lb/> zu geben.</p><lb/> <p>„Ob ich will?“ ſagte Herr Bemperlein in weiner¬<lb/> lichem Tone; ob ich will? durchaus nicht, Werthge¬<lb/> ſchätzter; aber muß! Das iſt es ja eben. Ach, wenn<lb/> ich könnte, wie ich wollte, ich ginge im Leben nicht weg<lb/> von Berkow; und auch im Tode nicht, denn ich würde<lb/> mir als letzte Gunſt erbitten, dort begraben werden zu<lb/> dürfen.— Und wie es mit mir werden ſoll, wenn ich<lb/> nun doch weggehe, daran, lieber College, mag ich gar<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0233]
einem Seeungeheuer, ſo einem Haifiſch, ſo einem ſtach¬
ligen Rogen — ich meine Bruno — zu thun hat.“
„Um Himmelswillen, Herr Bemperlein, ſagen Sie
mir nicht, wenn wir Freunde werden wollen, daß Sie
Bruno nicht leiden können.“
„Ich ihn nicht leiden können! Ich liebe ihn wie
einen Sturm auf der See, den ich vom Ufer aus be¬
obachten kann, wie ein wildes Pferd, das mit einem
Andern durchgeht, wie ein Gewitter, das eine Meile
vor mir einſchlägt. — Apropos! das war geſtern ein
entſetzliches Gewitter. Wir ſind erſt um elf Uhr nach
Hauſe gekommen. Frau von Berkow ſagte mir, Sie
ſeien vollſtändig eingeregnet geweſen in dem Wald¬
häuschen.“
„Wollen Sie in der That ſchon morgen abreiſen?“
ſagte Oswald, dem Geſpräch eine andere Wendung
zu geben.
„Ob ich will?“ ſagte Herr Bemperlein in weiner¬
lichem Tone; ob ich will? durchaus nicht, Werthge¬
ſchätzter; aber muß! Das iſt es ja eben. Ach, wenn
ich könnte, wie ich wollte, ich ginge im Leben nicht weg
von Berkow; und auch im Tode nicht, denn ich würde
mir als letzte Gunſt erbitten, dort begraben werden zu
dürfen.— Und wie es mit mir werden ſoll, wenn ich
nun doch weggehe, daran, lieber College, mag ich gar
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