Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.daß ich dabei die Empfänglichkeit für die Reize der "O, glauben Sie doch das nicht!" rief Primula. "Wodurch habe ich so viel Güte verdient?" mur¬ "Ich habe mein Büchelchen "Kornblumen" betitelt," daß ich dabei die Empfänglichkeit für die Reize der „O, glauben Sie doch das nicht!“ rief Primula. „Wodurch habe ich ſo viel Güte verdient?“ mur¬ „Ich habe mein Büchelchen „Kornblumen“ betitelt,“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="122"/> daß ich dabei die Empfänglichkeit für die Reize der<lb/> Dichtkunſt vollſtändig eingebüßt habe.“</p><lb/> <p>„O, glauben Sie doch das nicht!“ rief Primula.<lb/> „Der Quell der Poeſie in uns kann wohl zu Zeiten<lb/> weniger voll ſtrömen, aber gänzlich verſiegt er nie.<lb/> Sie klagen ſich der Unempfänglichkeit für die Reize<lb/> der Dichtkunſt an. Das ſollte mich eigentlich von<lb/> meinem Vorhaben (hier legte ſie die Hand offen an<lb/> das Büchelchen in ſchwarzem Einband mit Goldſchnitt)<lb/> abbringen, Ihnen eine kleine Probe der Gedichte mit¬<lb/> zutheilen, die ich, wie Ihnen wohl nicht bekannt ſein<lb/> wird, unter dem Pſeudonym „Primula“ in der*** Zeitung<lb/> veröffentlicht habe. Aber mein Glaube an die Macht<lb/> der Poeſie, vor Allem der latenten Poeſie in Ihrem<lb/> Herzen, iſt zu groß, als daß mich Ihre Sebſtverleum¬<lb/> dung vom Gegentheil überzeugen könnte. Darf ich<lb/> einen Verſuch wagen, die Nichtigkeit meiner Anſicht auf<lb/> die Probe zu ſtellen?“</p><lb/> <p>„Wodurch habe ich ſo viel Güte verdient?“ mur¬<lb/> melte Oſwald, ſich voll Reſignation in die Ecke ſeiner<lb/> Bank zurücklehnend und die Augen bis zu dem Winkel<lb/> ſchließend, der glücklicherweiſe den Augen halb ſchlum¬<lb/> mernder und verzückter Zuhörer gemeinſam iſt.</p><lb/> <p>„Ich habe mein Büchelchen „Kornblumen“ betitelt,“<lb/> ſagte Primula, hold beſchämt in dem Buche blätternd,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0132]
daß ich dabei die Empfänglichkeit für die Reize der
Dichtkunſt vollſtändig eingebüßt habe.“
„O, glauben Sie doch das nicht!“ rief Primula.
„Der Quell der Poeſie in uns kann wohl zu Zeiten
weniger voll ſtrömen, aber gänzlich verſiegt er nie.
Sie klagen ſich der Unempfänglichkeit für die Reize
der Dichtkunſt an. Das ſollte mich eigentlich von
meinem Vorhaben (hier legte ſie die Hand offen an
das Büchelchen in ſchwarzem Einband mit Goldſchnitt)
abbringen, Ihnen eine kleine Probe der Gedichte mit¬
zutheilen, die ich, wie Ihnen wohl nicht bekannt ſein
wird, unter dem Pſeudonym „Primula“ in der*** Zeitung
veröffentlicht habe. Aber mein Glaube an die Macht
der Poeſie, vor Allem der latenten Poeſie in Ihrem
Herzen, iſt zu groß, als daß mich Ihre Sebſtverleum¬
dung vom Gegentheil überzeugen könnte. Darf ich
einen Verſuch wagen, die Nichtigkeit meiner Anſicht auf
die Probe zu ſtellen?“
„Wodurch habe ich ſo viel Güte verdient?“ mur¬
melte Oſwald, ſich voll Reſignation in die Ecke ſeiner
Bank zurücklehnend und die Augen bis zu dem Winkel
ſchließend, der glücklicherweiſe den Augen halb ſchlum¬
mernder und verzückter Zuhörer gemeinſam iſt.
„Ich habe mein Büchelchen „Kornblumen“ betitelt,“
ſagte Primula, hold beſchämt in dem Buche blätternd,
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