Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861."Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬ "Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widersprechen," "Sie sind zu gütig, wahrlich zu gütig," sagte die "Es ist angerichtet!" rief das Dienstmädchen zur "Sehen Sie, so macht das irdische Leben immer „Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬ „Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widerſprechen,“ „Sie ſind zu gütig, wahrlich zu gütig,“ ſagte die „Es iſt angerichtet!“ rief das Dienſtmädchen zur „Sehen Sie, ſo macht das irdiſche Leben immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="114"/> <p>„Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬<lb/> pochonder werden,“ rief ſie, ihre waſſerblauen Augen<lb/> zärtlich auf den Gegenſtand ihrer Beſorgniß richtend;<lb/> „ich thue, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht, daß<lb/> er die Geſellſchaft geiſtreicher und gelehrter Männer<lb/> ſo wenig wie möglich vermißt, aber was kann eine<lb/> arme, unwiſſende Frau denn in dieſer Hinſicht Großes<lb/> thun!“</p><lb/> <p>„Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widerſprechen,“<lb/> ſagte Oswald, bei welchem der Humor über den Un¬<lb/> muth, mit dem ihn bisher die Heuchelei und Glei߬<lb/> nerei der würdigen Gatten erfüllt hatte, endlich den<lb/> Sieg davon trug. „Ich möchte behaupten, daß Un¬<lb/> wiſſenheit und Frau Paſtor Jäger niemals Freundinnen<lb/> geweſen ſind, und jetzt ſchon ſeit Jahren auch nicht<lb/> einmal die entfernteſte Bekanntſchaft zwiſchen ihnen<lb/> exiſtirt.“</p><lb/> <p>„Sie ſind zu gütig, wahrlich zu gütig,“ ſagte die<lb/> hocherfreute Paſtorin. „Ich will nicht leugnen, daß<lb/> ich mich von jeher bemühte, den Vorwurf der Unfähig¬<lb/> keit für die Sphären höherer Bildung, welchen man<lb/> uns armen Frauen —“</p><lb/> <p>„Es iſt angerichtet!“ rief das Dienſtmädchen zur<lb/> Thür herein.</p><lb/> <p>„Sehen Sie, ſo macht das irdiſche Leben immer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
„Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬
pochonder werden,“ rief ſie, ihre waſſerblauen Augen
zärtlich auf den Gegenſtand ihrer Beſorgniß richtend;
„ich thue, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht, daß
er die Geſellſchaft geiſtreicher und gelehrter Männer
ſo wenig wie möglich vermißt, aber was kann eine
arme, unwiſſende Frau denn in dieſer Hinſicht Großes
thun!“
„Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widerſprechen,“
ſagte Oswald, bei welchem der Humor über den Un¬
muth, mit dem ihn bisher die Heuchelei und Glei߬
nerei der würdigen Gatten erfüllt hatte, endlich den
Sieg davon trug. „Ich möchte behaupten, daß Un¬
wiſſenheit und Frau Paſtor Jäger niemals Freundinnen
geweſen ſind, und jetzt ſchon ſeit Jahren auch nicht
einmal die entfernteſte Bekanntſchaft zwiſchen ihnen
exiſtirt.“
„Sie ſind zu gütig, wahrlich zu gütig,“ ſagte die
hocherfreute Paſtorin. „Ich will nicht leugnen, daß
ich mich von jeher bemühte, den Vorwurf der Unfähig¬
keit für die Sphären höherer Bildung, welchen man
uns armen Frauen —“
„Es iſt angerichtet!“ rief das Dienſtmädchen zur
Thür herein.
„Sehen Sie, ſo macht das irdiſche Leben immer
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