Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.Wer gähling und allzu hitzig sich etwas unterfängt/ der wird Verstand Wissenschafft und Erfahrung mus ein Handelsmann Der Betrug practiciret sich ein durch ereignenden profit, Nichts betrügt die Menschen mehr weder ihre eigene Meinung/ Obstinatheit giebet Anlaß zu Schaden/ und in Obstinatheit ver- Schmeichlender Zungen Unterredungen seynd überguldeter Wer leicht trauet/ wird leicht betrogen. Reden erwirbt Treu und Glauben/ wann es mit einer Art Auf- Leute so klug scheinen/ reden indeme so sie wissen wohl/ indeme Mit verstelleter oder wahrer Freundschafft ziehet man der an- Man mus sich zwar als ein Christ bezeigen/ aber unter der Wird der Argwohn mit Klugheit verfolget/ so ereignet sich Praetext ist vermumte Ungerechtigkeit oder Gottloßheit/ wel- ches
Wer gaͤhling und allzu hitzig ſich etwas unterfaͤngt/ der wird Verſtand Wiſſenſchafft und Erfahrung mus ein Handelsmann Der Betrug practiciret ſich ein durch ereignenden profit, Nichts betruͤgt die Menſchen mehr weder ihre eigene Meinung/ Obſtinatheit giebet Anlaß zu Schaden/ und in Obſtinatheit ver- Schmeichlender Zungen Unterredungen ſeynd uͤberguldeter Wer leicht trauet/ wird leicht betrogen. Reden erwirbt Treu und Glauben/ wann es mit einer Art Auf- Leute ſo klug ſcheinen/ reden indeme ſo ſie wiſſen wohl/ indeme Mit verſtelleter oder wahrer Freundſchafft ziehet man der an- Man mus ſich zwar als ein Chriſt bezeigen/ aber unter der Wird der Argwohn mit Klugheit verfolget/ ſo ereignet ſich Prætext iſt vermumte Ungerechtigkeit oder Gottloßheit/ wel- ches
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Wer gaͤhling und allzu hitzig ſich etwas unterfaͤngt/ der wird
muͤde ehe er zur Helffte/ oder ſtuͤrtz doch uͤber Halß uͤber Kopf.
Verſtand Wiſſenſchafft und Erfahrung mus ein Handelsmann
haben: An GOttes Seegen iſt alles gelegen.
Der Betrug practiciret ſich ein durch ereignenden profit,
nimt aber eine Entſchafft mit Schaden/ gleich wie der Gifft in guͤl-
denen Gefaͤß.
Nichts betruͤgt die Menſchen mehr weder ihre eigene Meinung/
mancher faͤnget an mit geringen wie die Stroͤhme und Fluͤß/ und
endiget groß und gewaltig; mancher aber faͤnget an wie der Wind
mit groſen brauſen/ und nimt gar ein ſachtes Ende.
Obſtinatheit giebet Anlaß zu Schaden/ und in Obſtinatheit ver-
harren verurſachet Untergang.
Schmeichlender Zungen Unterredungen ſeynd uͤberguldeter
Gifft.
Wer leicht trauet/ wird leicht betrogen.
Reden erwirbt Treu und Glauben/ wann es mit einer Art Auf-
richtigkeit beſchiehet: dann aber iſts aufrichtig/ wann es mit Eigen-
nutz und paſſionen nicht befleckt iſt.
Leute ſo klug ſcheinen/ reden indeme ſo ſie wiſſen wohl/ indeme
aber ſo ſie nicht wiſſen/ koͤnnen ſie weder gutes noch boͤſes reden:
worinnen ſie nun ihre Meinung entdecken ſollen/ darinnen muͤſſen
ſie auch Information haben die viel reden/ pflegen offtermahls
nicht gut in Geſchaͤfften zu ſeyn/ den in reden miſchen ſie das 100.
ins 1000. und alſo er eignen ſie ſich gemeiniglich auch in ihren
Wercken/ embrovilliren und verwirren mit weniger Vernunfft
ohne Gewicht und Maß.
Mit verſtelleter oder wahrer Freundſchafft ziehet man der an-
dern Hertzen an ſich zur Vertrauligkeit.
Man mus ſich zwar als ein Chriſt bezeigen/ aber unter der
Heiligkeit ſich gleichwohl vor Betrug huͤten und vorſchen/ wir ſol-
len zwar den Tauben nachahmen/ daß wir niemand beleidigen/ al-
lein wir muͤſſen auch den Schlangen nachahmen/ daß wir von an-
dern auch nicht beleidiget und betrogen werden.
Wird der Argwohn mit Klugheit verfolget/ ſo ereignet ſich
hernacher gewißlig Warheit.
Prætext iſt vermumte Ungerechtigkeit oder Gottloßheit/ wel-
ches
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