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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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noch wieder auffgerichtet/ was der König
von Babel vor diesem verstöret. Sondern
es kam auch Esra der Schrifftgelehrte/ und
eine gute zeit nach ihm Nehemia/ so zu be-
stellung deß kirchenwesens/ wieder auffrich-
tung der mauren der Stadt/ und verfassung
deß regiments vieles thaten. Wie hiervon
die beyde bücher Esrä und Nehemiä zu lesen.
Da sich vieles antreffen lässt/ welches sich
auff heutige zeit schicket. So wenig dann
nun auß deme/ weil eine lange zeit das Jü-
dische wesen in Jerusalem nicht in dem stand
war/ wie es seyn solte/ hätte geschlossen wer-
den mögen/ daß sie dann noch in der Baby-
lonischen gefängnuß wären/ so wenig folger
jetzt eben dieses/ wann wir von denen gegen
die Göttliche wolthat undanckbaren/ we-
gen deß mangelhafften unsers zustandes/
wiederumb gen Babel wollen verwiesen
werden.

Aber gleichwie dann den Juden nicht
solte gnug seyn/ auß Babel außgegangen
zu seyn/ sondern sie solten trachten/ auch das
Hauß deß Herrn und die schöne seine
Gottesdienst wieder auffzurichten/ also sol-
ten wir eben sowol dabey nicht stehen bleiben/

daß

noch wieder auffgerichtet/ was der Koͤnig
von Babel vor dieſem verſtoͤret. Sondern
es kam auch Eſra der Schrifftgelehrte/ und
eine gute zeit nach ihm Nehemia/ ſo zu be-
ſtellung deß kirchenweſens/ wieder auffrich-
tung der mauren der Stadt/ und verfaſſung
deß regiments vieles thaten. Wie hiervon
die beyde buͤcher Eſraͤ und Nehemiaͤ zu leſen.
Da ſich vieles antreffen laͤſſt/ welches ſich
auff heutige zeit ſchicket. So wenig dann
nun auß deme/ weil eine lange zeit das Juͤ-
diſche weſen in Jeruſalem nicht in dem ſtand
war/ wie es ſeyn ſolte/ haͤtte geſchloſſen wer-
den moͤgen/ daß ſie dann noch in der Baby-
loniſchen gefaͤngnuß waͤren/ ſo wenig folger
jetzt eben dieſes/ wann wir von denen gegen
die Goͤttliche wolthat undanckbaren/ we-
gen deß mangelhafften unſers zuſtandes/
wiederumb gen Babel wollen verwieſen
werden.

Aber gleichwie dann den Juden nicht
ſolte gnug ſeyn/ auß Babel außgegangen
zu ſeyn/ ſondern ſie ſolten trachten/ auch das
Hauß deß Herrn und die ſchoͤne ſeine
Gottesdienſt wieder auffzurichten/ alſo ſol-
ten wir eben ſowol dabey nicht ſtehen bleiben/

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[68/0094] noch wieder auffgerichtet/ was der Koͤnig von Babel vor dieſem verſtoͤret. Sondern es kam auch Eſra der Schrifftgelehrte/ und eine gute zeit nach ihm Nehemia/ ſo zu be- ſtellung deß kirchenweſens/ wieder auffrich- tung der mauren der Stadt/ und verfaſſung deß regiments vieles thaten. Wie hiervon die beyde buͤcher Eſraͤ und Nehemiaͤ zu leſen. Da ſich vieles antreffen laͤſſt/ welches ſich auff heutige zeit ſchicket. So wenig dann nun auß deme/ weil eine lange zeit das Juͤ- diſche weſen in Jeruſalem nicht in dem ſtand war/ wie es ſeyn ſolte/ haͤtte geſchloſſen wer- den moͤgen/ daß ſie dann noch in der Baby- loniſchen gefaͤngnuß waͤren/ ſo wenig folger jetzt eben dieſes/ wann wir von denen gegen die Goͤttliche wolthat undanckbaren/ we- gen deß mangelhafften unſers zuſtandes/ wiederumb gen Babel wollen verwieſen werden. Aber gleichwie dann den Juden nicht ſolte gnug ſeyn/ auß Babel außgegangen zu ſeyn/ ſondern ſie ſolten trachten/ auch das Hauß deß Herrn und die ſchoͤne ſeine Gottesdienſt wieder auffzurichten/ alſo ſol- ten wir eben ſowol dabey nicht ſtehen bleiben/ daß

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/94>, abgerufen am 27.11.2024.