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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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wahre fromme kinder GOttes anzutreffen
sind/ sich zugesellten/ wo sie mit der bekannt-
nuß keinem irrthum beypflichten oder der-
gleichen zu thun/ in dem Gottesdienst aber
keiner abgötterey oder anderer dergleichen
sünden mit theilhafftig zu machen/ getrungen
würden/ und also ob sie wol viele ärgernuß
vor sich sehen müssen/ dannoch sich rein be-
halten könten.

Dann es ist gleichwol an dem/ daß uns
damit zuviel geschiehet/ wo man auß ange-
zogenen ärgernüssen unsere kirche mit zu
Babel ziehen wil. Was die geistliche
Babel seye/ haben wir von niemand anders
als dem Heiligen Geist zu lernen. Nun
hat derselbe Offenbahr. 18/ 5. 9. 18. durch
Johannis feder sie also beschrieben/ daß
man sie mit halb geschlossenen augen doch
noch finden solte: Daß es nichts anders
seyn kan/ als Rom/ die grosse statt/ die
das Reich hatte uber die Könige auff erden/
und zwar mit ihrem geistlichen regiment/
da sie nachdem sie das weltliche regiment
über den erdenkreiß verlohren/ solches in dem
geistlichen wieder suchet. Uber dieses haben
wir nicht macht/ das geistliche Babel nach

eige-

wahre fromme kinder GOttes anzutreffen
ſind/ ſich zugeſellten/ wo ſie mit der bekannt-
nuß keinem irꝛthum beypflichten oder der-
gleichen zu thun/ in dem Gottesdienſt aber
keiner abgoͤtterey oder anderer dergleichen
ſuͤnden mit theilhafftig zu machen/ getrungen
wuͤrden/ und alſo ob ſie wol viele aͤrgernuß
vor ſich ſehen muͤſſen/ dannoch ſich rein be-
halten koͤnten.

Dann es iſt gleichwol an dem/ daß uns
damit zuviel geſchiehet/ wo man auß ange-
zogenen aͤrgernuͤſſen unſere kirche mit zu
Babel ziehen wil. Was die geiſtliche
Babel ſeye/ haben wir von niemand anders
als dem Heiligen Geiſt zu lernen. Nun
hat derſelbe Offenbahr. 18/ 5. 9. 18. durch
Johannis feder ſie alſo beſchrieben/ daß
man ſie mit halb geſchloſſenen augen doch
noch finden ſolte: Daß es nichts anders
ſeyn kan/ als Rom/ die groſſe ſtatt/ die
das Reich hatte ůber die Koͤnige auff erden/
und zwar mit ihrem geiſtlichen regiment/
da ſie nachdem ſie das weltliche regiment
uͤber den erdenkreiß verlohren/ ſolches in dem
geiſtlichen wieder ſuchet. Uber dieſes haben
wir nicht macht/ das geiſtliche Babel nach

eige-
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[65/0091] wahre fromme kinder GOttes anzutreffen ſind/ ſich zugeſellten/ wo ſie mit der bekannt- nuß keinem irꝛthum beypflichten oder der- gleichen zu thun/ in dem Gottesdienſt aber keiner abgoͤtterey oder anderer dergleichen ſuͤnden mit theilhafftig zu machen/ getrungen wuͤrden/ und alſo ob ſie wol viele aͤrgernuß vor ſich ſehen muͤſſen/ dannoch ſich rein be- halten koͤnten. Dann es iſt gleichwol an dem/ daß uns damit zuviel geſchiehet/ wo man auß ange- zogenen aͤrgernuͤſſen unſere kirche mit zu Babel ziehen wil. Was die geiſtliche Babel ſeye/ haben wir von niemand anders als dem Heiligen Geiſt zu lernen. Nun hat derſelbe Offenbahr. 18/ 5. 9. 18. durch Johannis feder ſie alſo beſchrieben/ daß man ſie mit halb geſchloſſenen augen doch noch finden ſolte: Daß es nichts anders ſeyn kan/ als Rom/ die groſſe ſtatt/ die das Reich hatte ůber die Koͤnige auff erden/ und zwar mit ihrem geiſtlichen regiment/ da ſie nachdem ſie das weltliche regiment uͤber den erdenkreiß verlohren/ ſolches in dem geiſtlichen wieder ſuchet. Uber dieſes haben wir nicht macht/ das geiſtliche Babel nach eige-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/91>, abgerufen am 27.11.2024.