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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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stande stehe/ wie sie stehen solte/ und sich also
sehr viel golds befinde/ welches von aussen
gleisset/ aber in dem schmeltzen die probe
nicht haltet.

Die andere und vornehmste ursach deß
jammers unserer kirchen ist/ daß in der-
selben selbsten (außgenommen/ daß uns
GOtt noch nach seiner überschwenglichen
güte sein wort und Heil. Sacramenten ge-
lassen hat) es fast an allen orten manglet.
Wo ist ein stand/ den wir rühmen könten/
also zu stehen/ wie die Christliche regeln er-
fordern?

Sehen wir den weltlichen stand an/
und in demselben die jenige/ welche nach
Göttlicher von dem N. Testament gethanen
verheissung Esa. 49/ 23. pfleger und
säugammen der kirchen
solten seyn:
Ach/ wie wenig sind unter denselben/ welche
sich erinnern/ daß ihnen GOtt ihre scepter
und regiments-stäbe darzu gegeben/ umb
sich ihres gewalts zu seines Reichs beför-
derung zugebrauchen? sondern leben nicht
die allermeiste/ was grosse Herren anlangt/
in den jenigen sünden/ allen welt-wollüsten/
welche das hof-lebenmeistens mit sich führet/

und

ſtande ſtehe/ wie ſie ſtehen ſolte/ und ſich alſo
ſehr viel golds befinde/ welches von auſſen
gleiſſet/ aber in dem ſchmeltzen die probe
nicht haltet.

Die andere und vornehmſte urſach deß
jammers unſerer kirchen iſt/ daß in der-
ſelben ſelbſten (außgenommen/ daß uns
GOtt noch nach ſeiner uͤberſchwenglichen
güte ſein wort und Heil. Sacramenten ge-
laſſen hat) es faſt an allen orten manglet.
Wo iſt ein ſtand/ den wir ruͤhmen koͤnten/
alſo zu ſtehen/ wie die Chriſtliche regeln er-
fordern?

Sehen wir den weltlichen ſtand an/
und in demſelben die jenige/ welche nach
Goͤttlicher von dem N. Teſtament gethanen
verheiſſung Eſa. 49/ 23. pfleger und
ſaͤugammen der kirchen
ſolten ſeyn:
Ach/ wie wenig ſind unter denſelben/ welche
ſich erinnern/ daß ihnen GOtt ihre ſcepter
und regiments-ſtaͤbe darzu gegeben/ umb
ſich ihres gewalts zu ſeines Reichs befoͤr-
derung zugebrauchen? ſondern leben nicht
die allermeiſte/ was groſſe Herren anlangt/
in den jenigen ſuͤnden/ allen welt-wolluͤſten/
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[8/0034] ſtande ſtehe/ wie ſie ſtehen ſolte/ und ſich alſo ſehr viel golds befinde/ welches von auſſen gleiſſet/ aber in dem ſchmeltzen die probe nicht haltet. Die andere und vornehmſte urſach deß jammers unſerer kirchen iſt/ daß in der- ſelben ſelbſten (außgenommen/ daß uns GOtt noch nach ſeiner uͤberſchwenglichen güte ſein wort und Heil. Sacramenten ge- laſſen hat) es faſt an allen orten manglet. Wo iſt ein ſtand/ den wir ruͤhmen koͤnten/ alſo zu ſtehen/ wie die Chriſtliche regeln er- fordern? Sehen wir den weltlichen ſtand an/ und in demſelben die jenige/ welche nach Goͤttlicher von dem N. Teſtament gethanen verheiſſung Eſa. 49/ 23. pfleger und ſaͤugammen der kirchen ſolten ſeyn: Ach/ wie wenig ſind unter denſelben/ welche ſich erinnern/ daß ihnen GOtt ihre ſcepter und regiments-ſtaͤbe darzu gegeben/ umb ſich ihres gewalts zu ſeines Reichs befoͤr- derung zugebrauchen? ſondern leben nicht die allermeiſte/ was groſſe Herren anlangt/ in den jenigen ſuͤnden/ allen welt-wolluͤſten/ welche das hof-lebẽmeiſtens mit ſich fuͤhret/ und

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/34>, abgerufen am 24.11.2024.