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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Meynung zu eröffnen/ und auff die Regul
Göttlichen Worts sie zu verweisen. Es wol-
len aber Hertzens-Predigten mit sonder-
lichem Geist geführet seyn. Ein liebliche
Rede hat Paulus recommendiret; JEsus
mein Heyland hat dieses Lob gehabt/ daß
seines gleichen in der Welt nicht sey gehöret
worden. Je näher diesem/ je ehe bewegt sich
das menschliche Hertz. Wie aber die Lieb-
lichkeit der Außsprach eine Gabe Gottes ist/
so nicht allen gemein/ und bey beförderung/
wo der H. Geist das übrige gute mit beyge-
leget/ sonderlich die Liebe in das Hertz deß
Predigers gesencket hat/ wol zu beobachten;
Als mögen andere/ so etwa schwere Zungen/
und schwache Stimmen haben/ sich dahin be-
fleissen/ daß sie die nachtrücklichste/ schönste/
und anmuthigste Biblische Redens-arten/
so zum Trost als ermahnung/ in straff und
warnung/ Lehr und erbauung nöthig sind/
sich wol bekannt machen/ und ihren vortrag
damit zieren. Dann wie alle Gottes Wort
kräfftig sind selig zu machen/ also vielmehr so
sie mit fleiß zusammen gesuchet/ in gewisse Lo-
cos
verzeichnet/ und auff sonderliche fäll ge-
richtet sind. Jsts müglich und hat der Prediger

von

Meynung zu eroͤffnen/ und auff die Regul
Goͤttlichen Worts ſie zu verweiſen. Es wol-
len aber Hertzens-Predigten mit ſonder-
lichem Geiſt gefuͤhret ſeyn. Ein liebliche
Rede hat Paulus recommendiret; JEſus
mein Heyland hat dieſes Lob gehabt/ daß
ſeines gleichen in der Welt nicht ſey gehoͤret
worden. Je naͤher dieſem/ je ehe bewegt ſich
das menſchliche Hertz. Wie aber die Lieb-
lichkeit der Außſprach eine Gabe Gottes iſt/
ſo nicht allen gemein/ und bey befoͤrderung/
wo der H. Geiſt das uͤbrige gute mit beyge-
leget/ ſonderlich die Liebe in das Hertz deß
Predigers geſencket hat/ wol zu beobachten;
Als moͤgen andere/ ſo etwa ſchwere Zungen/
und ſchwache Stimmen haben/ ſich dahin be-
fleiſſen/ daß ſie die nachtruͤcklichſte/ ſchoͤnſte/
und anmuthigſte Bibliſche Redens-arten/
ſo zum Troſt als ermahnung/ in ſtraff und
warnung/ Lehr und erbauung noͤthig ſind/
ſich wol bekannt machen/ und ihren vortrag
damit zieren. Dann wie alle Gottes Wort
kraͤfftig ſind ſelig zu machen/ alſo vielmehr ſo
ſie mit fleiß zuſam̃en geſuchet/ in gewiſſe Lo-
cos
verzeichnet/ und auff ſonderliche faͤll ge-
richtet ſind. Jſts muͤglich uñ hat der Prediger

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[298/0324] Meynung zu eroͤffnen/ und auff die Regul Goͤttlichen Worts ſie zu verweiſen. Es wol- len aber Hertzens-Predigten mit ſonder- lichem Geiſt gefuͤhret ſeyn. Ein liebliche Rede hat Paulus recommendiret; JEſus mein Heyland hat dieſes Lob gehabt/ daß ſeines gleichen in der Welt nicht ſey gehoͤret worden. Je naͤher dieſem/ je ehe bewegt ſich das menſchliche Hertz. Wie aber die Lieb- lichkeit der Außſprach eine Gabe Gottes iſt/ ſo nicht allen gemein/ und bey befoͤrderung/ wo der H. Geiſt das uͤbrige gute mit beyge- leget/ ſonderlich die Liebe in das Hertz deß Predigers geſencket hat/ wol zu beobachten; Als moͤgen andere/ ſo etwa ſchwere Zungen/ und ſchwache Stimmen haben/ ſich dahin be- fleiſſen/ daß ſie die nachtruͤcklichſte/ ſchoͤnſte/ und anmuthigſte Bibliſche Redens-arten/ ſo zum Troſt als ermahnung/ in ſtraff und warnung/ Lehr und erbauung noͤthig ſind/ ſich wol bekannt machen/ und ihren vortrag damit zieren. Dann wie alle Gottes Wort kraͤfftig ſind ſelig zu machen/ alſo vielmehr ſo ſie mit fleiß zuſam̃en geſuchet/ in gewiſſe Lo- cos verzeichnet/ und auff ſonderliche faͤll ge- richtet ſind. Jſts muͤglich uñ hat der Prediger von

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/324>, abgerufen am 03.05.2024.