Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

die sich zum schein fromm stellen/ den inner-
sten grund deß Hertzens aber nicht ändern;
dieses muß die Liebe thun. Die Liebe
zu GOTT und unserem JESU muß
die bewegende Ursach seyn/ welche die Leute
auffmuntert/ Jhme so viel hertzlicher zu
dienen.

Diese GOttes-Lieb halte Jch sey zuvor-
derst der zarten Jugend beyzubringen/ wie
Jch dann zum zweck zu gelangen die gute
aufferziehung der Jugend in denen
Schulen/ das erste Mittel zu seyn
erachte/ den Grund zu legen zum
Wahron Christenthum.
Sintemahl
Jch nicht darvor halte/ daß bey alten Leuten
was Stands oder Würden sie auch sind/ wo
sie nicht schon die süssigkeit deß Göttlichen
Worts geschmäcket haben/ viel werde erhal-
ten werden. Bekannt ist ja die verhärtete
art deß alten Menschen/ und wie schwerlich
eine erstarckte Eich zu biegen ist/ wie wol dem
Herren auch dieses nicht unmüglich/ Er
lencket die Hertzen/ wie die Wasser-Bäche:
Leichter aber/ ja unermäßlich leichter/ wird die
sach von statten gehen/ wann man selbe mit
den zarten Kindern/ in welchen der H. Geist

krafft

die ſich zum ſchein fromm ſtellen/ den inner-
ſten grund deß Hertzens aber nicht aͤndern;
dieſes muß die Liebe thun. Die Liebe
zu GOTT und unſerem JESU muß
die bewegende Urſach ſeyn/ welche die Leute
auffmuntert/ Jhme ſo viel hertzlicher zu
dienen.

Dieſe GOttes-Lieb halte Jch ſey zuvor-
derſt der zarten Jugend beyzubringen/ wie
Jch dann zum zweck zu gelangen die gute
aufferziehung der Jugend in denen
Schulen/ das erſte Mittel zu ſeyn
erachte/ den Grund zu legen zum
Wahron Chriſtenthum.
Sintemahl
Jch nicht darvor halte/ daß bey alten Leuten
was Stands oder Wuͤrden ſie auch ſind/ wo
ſie nicht ſchon die ſuͤſſigkeit deß Goͤttlichen
Worts geſchmaͤcket haben/ viel werde erhal-
ten werden. Bekannt iſt ja die verhaͤrtete
art deß alten Menſchen/ und wie ſchwerlich
eine erſtarckte Eich zu biegen iſt/ wie wol dem
Herren auch dieſes nicht unmuͤglich/ Er
lencket die Hertzen/ wie die Waſſer-Baͤche:
Leichter aber/ ja unermaͤßlich leichter/ wird die
ſach von ſtatten gehen/ wann man ſelbe mit
den zarten Kindern/ in welchen der H. Geiſt

krafft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0272" n="246"/>
die &#x017F;ich zum &#x017F;chein fromm &#x017F;tellen/ den inner-<lb/>
&#x017F;ten grund deß Hertzens aber nicht a&#x0364;ndern;<lb/>
die&#x017F;es muß die Liebe thun. Die <hi rendition="#fr">Liebe</hi><lb/>
zu GOTT und un&#x017F;erem JESU muß<lb/>
die bewegende Ur&#x017F;ach &#x017F;eyn/ welche die Leute<lb/>
auffmuntert/ Jhme &#x017F;o viel hertzlicher zu<lb/>
dienen.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e GOttes-Lieb halte Jch &#x017F;ey zuvor-<lb/>
der&#x017F;t der zarten Jugend beyzubringen/ wie<lb/>
Jch dann zum zweck zu gelangen die <hi rendition="#fr">gute<lb/>
aufferziehung der Jugend in denen<lb/>
Schulen/ das er&#x017F;te Mittel zu &#x017F;eyn<lb/>
erachte/ den Grund zu legen zum<lb/>
Wahron Chri&#x017F;tenthum.</hi> Sintemahl<lb/>
Jch nicht darvor halte/ daß bey alten Leuten<lb/>
was Stands oder Wu&#x0364;rden &#x017F;ie auch &#x017F;ind/ wo<lb/>
&#x017F;ie nicht &#x017F;chon die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit deß Go&#x0364;ttlichen<lb/>
Worts ge&#x017F;chma&#x0364;cket haben/ viel werde erhal-<lb/>
ten werden. Bekannt i&#x017F;t ja die verha&#x0364;rtete<lb/>
art deß alten Men&#x017F;chen/ und wie &#x017F;chwerlich<lb/>
eine er&#x017F;tarckte Eich zu biegen i&#x017F;t/ wie wol dem<lb/><hi rendition="#k">Herren</hi> auch die&#x017F;es nicht unmu&#x0364;glich/ Er<lb/>
lencket die Hertzen/ wie die Wa&#x017F;&#x017F;er-Ba&#x0364;che:<lb/>
Leichter aber/ ja unerma&#x0364;ßlich leichter/ wird die<lb/>
&#x017F;ach von &#x017F;tatten gehen/ wann man &#x017F;elbe mit<lb/>
den zarten Kindern/ in welchen der H. Gei&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">krafft</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0272] die ſich zum ſchein fromm ſtellen/ den inner- ſten grund deß Hertzens aber nicht aͤndern; dieſes muß die Liebe thun. Die Liebe zu GOTT und unſerem JESU muß die bewegende Urſach ſeyn/ welche die Leute auffmuntert/ Jhme ſo viel hertzlicher zu dienen. Dieſe GOttes-Lieb halte Jch ſey zuvor- derſt der zarten Jugend beyzubringen/ wie Jch dann zum zweck zu gelangen die gute aufferziehung der Jugend in denen Schulen/ das erſte Mittel zu ſeyn erachte/ den Grund zu legen zum Wahron Chriſtenthum. Sintemahl Jch nicht darvor halte/ daß bey alten Leuten was Stands oder Wuͤrden ſie auch ſind/ wo ſie nicht ſchon die ſuͤſſigkeit deß Goͤttlichen Worts geſchmaͤcket haben/ viel werde erhal- ten werden. Bekannt iſt ja die verhaͤrtete art deß alten Menſchen/ und wie ſchwerlich eine erſtarckte Eich zu biegen iſt/ wie wol dem Herren auch dieſes nicht unmuͤglich/ Er lencket die Hertzen/ wie die Waſſer-Baͤche: Leichter aber/ ja unermaͤßlich leichter/ wird die ſach von ſtatten gehen/ wann man ſelbe mit den zarten Kindern/ in welchen der H. Geiſt krafft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/272
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/272>, abgerufen am 05.05.2024.