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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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in jeglicher Gemeinde unterschiedliche zu
diesen beyden stücken/ fleissiger handlung
Göttlichen Worts und ihrer priesterlichen
Pflichten/ gleichwie in andern stücken
also vornehmlich in der brüderlichen ver-
mahnung und bestraffung (die fast gantz
unter uns verloschen/ aber billich ernst-
lich getrieben/ und von den Predigern die
jenige/ so deßwegen etwa leyden müssen/
nach vermögen geschützet werden solten)
gebracht werden möchten/ so würde ein
grosses gethan und gewonnen seyn/ daß
nachmahl immer mehr und mehrere gewon-
nen/ und endlich die Kirche mercklich gebes-
sert würde.

Zu diesen stücken gehöret auch 3. daß man
den leuten wol einbilde/ und sie bald dahin
gewehne/ zu glauben/ daß es mit dem wissen
in dem Christenthum durchauß nicht gnug
seye/ sondern es vielmehr in der praxi be-
stehe: Sonderlich aber unser lieber Hey-
land zum öfftern uns die Liebe als das
rechte kennzeichen seiner Jünger anbefoh-
len habe/ Johan. 14/ 34. 35. cap. 15/ 12.
1. Johan. 3/ 10. 18. cap. 4/ 7. 8. 11. 12. 13. 21.
Daher auch der liebe Johannes in seinem

hohen

in jeglicher Gemeinde unterſchiedliche zu
dieſen beyden ſtuͤcken/ fleiſſiger handlung
Goͤttlichen Worts und ihrer prieſterlichen
Pflichten/ gleichwie in andern ſtuͤcken
alſo vornehmlich in der bruͤderlichen ver-
mahnung und beſtraffung (die faſt gantz
unter uns verloſchen/ aber billich ernſt-
lich getrieben/ und von den Predigern die
jenige/ ſo deßwegen etwa leyden muͤſſen/
nach vermoͤgen geſchuͤtzet werden ſolten)
gebracht werden moͤchten/ ſo wuͤrde ein
groſſes gethan und gewonnen ſeyn/ daß
nachmahl immer mehr und mehrere gewon-
nen/ und endlich die Kirche mercklich gebeſ-
ſert wuͤrde.

Zu dieſen ſtuͤcken gehoͤret auch 3. daß man
den leuten wol einbilde/ und ſie bald dahin
gewehne/ zu glauben/ daß es mit dem wiſſen
in dem Chriſtenthum durchauß nicht gnug
ſeye/ ſondern es vielmehr in der praxi be-
ſtehe: Sonderlich aber unſer lieber Hey-
land zum oͤfftern uns die Liebe als das
rechte kennzeichen ſeiner Juͤnger anbefoh-
len habe/ Johan. 14/ 34. 35. cap. 15/ 12.
1. Johan. 3/ 10. 18. cap. 4/ 7. 8. 11. 12. 13. 21.
Daher auch der liebe Johannes in ſeinem

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[110/0136] in jeglicher Gemeinde unterſchiedliche zu dieſen beyden ſtuͤcken/ fleiſſiger handlung Goͤttlichen Worts und ihrer prieſterlichen Pflichten/ gleichwie in andern ſtuͤcken alſo vornehmlich in der bruͤderlichen ver- mahnung und beſtraffung (die faſt gantz unter uns verloſchen/ aber billich ernſt- lich getrieben/ und von den Predigern die jenige/ ſo deßwegen etwa leyden muͤſſen/ nach vermoͤgen geſchuͤtzet werden ſolten) gebracht werden moͤchten/ ſo wuͤrde ein groſſes gethan und gewonnen ſeyn/ daß nachmahl immer mehr und mehrere gewon- nen/ und endlich die Kirche mercklich gebeſ- ſert wuͤrde. Zu dieſen ſtuͤcken gehoͤret auch 3. daß man den leuten wol einbilde/ und ſie bald dahin gewehne/ zu glauben/ daß es mit dem wiſſen in dem Chriſtenthum durchauß nicht gnug ſeye/ ſondern es vielmehr in der praxi be- ſtehe: Sonderlich aber unſer lieber Hey- land zum oͤfftern uns die Liebe als das rechte kennzeichen ſeiner Juͤnger anbefoh- len habe/ Johan. 14/ 34. 35. cap. 15/ 12. 1. Johan. 3/ 10. 18. cap. 4/ 7. 8. 11. 12. 13. 21. Daher auch der liebe Johannes in ſeinem hohen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/136>, abgerufen am 27.11.2024.