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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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auch außtrücklich an die Käysere/ sie bittende/
sie wolten doch selbst die jenige/ welche ein
ihres Meisters Gebotten nicht gemässes le-
ben führeten/ und sich nur Christen nennen
liessen/ zu straffe ziehen. Daher Plinius der
Heyde in seiner bekannten Epistel (Lib. 10.
Epist.
97.) an den Käyser Trajanum selbst
bekennet/ daß ob er wol einige zu erfahrung
der warheit foltern lassen/ er doch nicht er-
fahren können/ daß sie einiger laster/ ausser
ihrer von den Römern verworffenen Reli-
gion/ sich schuldig machten. Welche be-
kanntnüß eines offentlichen feindes und
darzu Richters von nicht weniger wichtigkeit
ist. Lieset man die absonderliche Exempel
der herrlichen tugenden/ die an ein und an-
dern hervor geleuchtet/ so kan man nicht an-
ders als hertzlich dardurch bewogen werden.
Was war es vor eine hertzliche Liebe zu
GOTT/ da sie zum zeugnüß derselben zu
den grausamsten martern mehr eileten/ als
sich dieselbe schrecken liessen/ wo es an die
bekanntnüß ihres liebsten Heylandes gieng?
Wie brünstig war die liebe unter ihnen selbst/
da sie sich nicht nur unter einander mit dem
lieben namen Brüder und Schwestern nen-

neten/

auch außtruͤcklich an die Kaͤyſere/ ſie bittende/
ſie wolten doch ſelbſt die jenige/ welche ein
ihres Meiſters Gebotten nicht gemaͤſſes le-
ben fuͤhreten/ und ſich nur Chriſten nennen
lieſſen/ zu ſtraffe ziehen. Daher Plinius der
Heyde in ſeiner bekannten Epiſtel (Lib. 10.
Epiſt.
97.) an den Kaͤyſer Trajanum ſelbſt
bekennet/ daß ob er wol einige zu erfahrung
der warheit foltern laſſen/ er doch nicht er-
fahren koͤnnen/ daß ſie einiger laſter/ auſſer
ihrer von den Roͤmern verworffenen Reli-
gion/ ſich ſchuldig machten. Welche be-
kanntnuͤß eines offentlichen feindes und
darzu Richters von nicht weniger wichtigkeit
iſt. Lieſet man die abſonderliche Exempel
der herꝛlichen tugenden/ die an ein und an-
dern hervor geleuchtet/ ſo kan man nicht an-
ders als hertzlich dardurch bewogen werden.
Was war es vor eine hertzliche Liebe zu
GOTT/ da ſie zum zeugnuͤß derſelben zu
den grauſamſten martern mehr eileten/ als
ſich dieſelbe ſchrecken lieſſen/ wo es an die
bekanntnuͤß ihres liebſten Heylandes gieng?
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[89/0115] auch außtruͤcklich an die Kaͤyſere/ ſie bittende/ ſie wolten doch ſelbſt die jenige/ welche ein ihres Meiſters Gebotten nicht gemaͤſſes le- ben fuͤhreten/ und ſich nur Chriſten nennen lieſſen/ zu ſtraffe ziehen. Daher Plinius der Heyde in ſeiner bekannten Epiſtel (Lib. 10. Epiſt. 97.) an den Kaͤyſer Trajanum ſelbſt bekennet/ daß ob er wol einige zu erfahrung der warheit foltern laſſen/ er doch nicht er- fahren koͤnnen/ daß ſie einiger laſter/ auſſer ihrer von den Roͤmern verworffenen Reli- gion/ ſich ſchuldig machten. Welche be- kanntnuͤß eines offentlichen feindes und darzu Richters von nicht weniger wichtigkeit iſt. Lieſet man die abſonderliche Exempel der herꝛlichen tugenden/ die an ein und an- dern hervor geleuchtet/ ſo kan man nicht an- ders als hertzlich dardurch bewogen werden. Was war es vor eine hertzliche Liebe zu GOTT/ da ſie zum zeugnuͤß derſelben zu den grauſamſten martern mehr eileten/ als ſich dieſelbe ſchrecken lieſſen/ wo es an die bekanntnuͤß ihres liebſten Heylandes gieng? Wie bruͤnſtig war die liebe unter ihnen ſelbſt/ da ſie ſich nicht nur unter einander mit dem lieben namen Bruͤder und Schweſtern nen- neten/

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/115>, abgerufen am 27.11.2024.