Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

Es sey über gewissen und conscienz kom-
men/ und was es thut/ das sey alles wohl
gethan. Ja es ward gesprochen von einem
falschen freyen geist/ der in dieser irrung war-
gleich wenn er zehen menschen tödtete/ so
wäre es ihm so ein klein gewissen/ als ob er
einen hund hätte getödtet. Kürtzlich/ diß fal-
sche betrogene liecht fleucht alles/ was der
natur zuwider und zu schwer ist/ und das ge-
höret ihm zu/ weil es natur ist. Und weil
es dann also gar betrogen ist/ daß es meynet/
es sey GOtt/ darumb schwüre es über alle
heiligen/ es erkenne das beste/ und seine
meynung und gesuch stehe auff dem aller-
besten/ und darumb mag es nimmer bekeh-
ret oder zu recht gewiesen werden/ als der
Teuffel. Auch soll man mercken/ in dem
das liecht meynet es sey GOtt/ und sich des-
sen annimmt/ so ist es Lucifer der Teuffel.
Aber in dem als es Christus leben verwirfft/
und anders mehr/ das dem wahren gut zu-
gehörig/ das Christus gelehret und gelebet
hat/ so ist es ein Antichrist: Ursache/ es lehret
und lebet wider Christum. Und wie das
liecht betrogen ist von seiner kündigkeit und
klugheit/ also wird von ihm alles betrogen/
das nicht GOtt oder Göttlich ist/ das ist/

alle

Es ſey über gewiſſen und conſcienz kom-
men/ und was es thut/ das ſey alles wohl
gethan. Ja es ward geſprochen von einem
falſchen freyen geiſt/ der in dieſer irrung waꝛ-
gleich wenn er zehen menſchen toͤdtete/ ſo
waͤre es ihm ſo ein klein gewiſſen/ als ob er
einen hund haͤtte getoͤdtet. Küꝛtzlich/ diß fal-
ſche betrogene liecht fleucht alles/ was der
natur zuwider und zu ſchwer iſt/ und das ge-
hoͤret ihm zu/ weil es natur iſt. Und weil
es dann alſo gar betrogen iſt/ daß es meynet/
es ſey GOtt/ darumb ſchwüre es über alle
heiligen/ es erkenne das beſte/ und ſeine
meynung und geſuch ſtehe auff dem aller-
beſten/ und darumb mag es nimmer bekeh-
ret oder zu recht gewieſen werden/ als der
Teuffel. Auch ſoll man mercken/ in dem
das liecht meynet es ſey GOtt/ und ſich deſ-
ſen annimmt/ ſo iſt es Lucifer der Teuffel.
Aber in dem als es Chriſtus leben verwirfft/
und anders mehr/ das dem wahren gut zu-
gehoͤrig/ das Chriſtus gelehret und gelebet
hat/ ſo iſt es ein Antichriſt: Urſache/ es lehret
und lebet wider Chriſtum. Und wie das
liecht betrogen iſt von ſeiner kündigkeit und
klugheit/ alſo wird von ihm alles betrogen/
das nicht GOtt oder Goͤttlich iſt/ das iſt/

alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0436" n="374"/>
Es &#x017F;ey über gewi&#x017F;&#x017F;en und <hi rendition="#aq">con&#x017F;cienz</hi> kom-<lb/>
men/ und was es thut/ das &#x017F;ey alles wohl<lb/>
gethan. Ja es ward ge&#x017F;prochen von einem<lb/>
fal&#x017F;chen freyen gei&#x017F;t/ der in die&#x017F;er irrung wa&#xA75B;-<lb/>
gleich wenn er zehen men&#x017F;chen to&#x0364;dtete/ &#x017F;o<lb/>
wa&#x0364;re es ihm &#x017F;o ein klein gewi&#x017F;&#x017F;en/ als ob er<lb/>
einen hund ha&#x0364;tte geto&#x0364;dtet. Kü&#xA75B;tzlich/ diß fal-<lb/>
&#x017F;che betrogene liecht fleucht alles/ was der<lb/>
natur zuwider und zu &#x017F;chwer i&#x017F;t/ und das ge-<lb/>
ho&#x0364;ret ihm zu/ weil es natur i&#x017F;t. Und weil<lb/>
es dann al&#x017F;o gar betrogen i&#x017F;t/ daß es meynet/<lb/>
es &#x017F;ey GOtt/ darumb &#x017F;chwüre es über alle<lb/>
heiligen/ es erkenne das be&#x017F;te/ und &#x017F;eine<lb/>
meynung und ge&#x017F;uch &#x017F;tehe auff dem aller-<lb/>
be&#x017F;ten/ und darumb mag es nimmer bekeh-<lb/>
ret oder zu recht gewie&#x017F;en werden/ als der<lb/>
Teuffel. Auch &#x017F;oll man mercken/ in dem<lb/>
das liecht meynet es &#x017F;ey GOtt/ und &#x017F;ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en annimmt/ &#x017F;o i&#x017F;t es Lucifer der Teuffel.<lb/>
Aber in dem als es Chri&#x017F;tus leben verwirfft/<lb/>
und anders mehr/ das dem wahren gut zu-<lb/>
geho&#x0364;rig/ das Chri&#x017F;tus gelehret und gelebet<lb/>
hat/ &#x017F;o i&#x017F;t es ein Antichri&#x017F;t: Ur&#x017F;ache/ es lehret<lb/>
und lebet wider Chri&#x017F;tum. Und wie das<lb/>
liecht betrogen i&#x017F;t von &#x017F;einer kündigkeit und<lb/>
klugheit/ al&#x017F;o wird von ihm alles betrogen/<lb/>
das nicht GOtt oder Go&#x0364;ttlich i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0436] Es ſey über gewiſſen und conſcienz kom- men/ und was es thut/ das ſey alles wohl gethan. Ja es ward geſprochen von einem falſchen freyen geiſt/ der in dieſer irrung waꝛ- gleich wenn er zehen menſchen toͤdtete/ ſo waͤre es ihm ſo ein klein gewiſſen/ als ob er einen hund haͤtte getoͤdtet. Küꝛtzlich/ diß fal- ſche betrogene liecht fleucht alles/ was der natur zuwider und zu ſchwer iſt/ und das ge- hoͤret ihm zu/ weil es natur iſt. Und weil es dann alſo gar betrogen iſt/ daß es meynet/ es ſey GOtt/ darumb ſchwüre es über alle heiligen/ es erkenne das beſte/ und ſeine meynung und geſuch ſtehe auff dem aller- beſten/ und darumb mag es nimmer bekeh- ret oder zu recht gewieſen werden/ als der Teuffel. Auch ſoll man mercken/ in dem das liecht meynet es ſey GOtt/ und ſich deſ- ſen annimmt/ ſo iſt es Lucifer der Teuffel. Aber in dem als es Chriſtus leben verwirfft/ und anders mehr/ das dem wahren gut zu- gehoͤrig/ das Chriſtus gelehret und gelebet hat/ ſo iſt es ein Antichriſt: Urſache/ es lehret und lebet wider Chriſtum. Und wie das liecht betrogen iſt von ſeiner kündigkeit und klugheit/ alſo wird von ihm alles betrogen/ das nicht GOtt oder Goͤttlich iſt/ das iſt/ alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/436
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/436>, abgerufen am 16.07.2024.