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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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anders als in irrigem verstand gefasset wer-
den kan.

Ob er auch die wiedergeburt ernstlich ge-
trieben/ wie solche keine einbildung/ son-
dern eine warhafftigewirckung oder schaf-
fung eines neuen menschen oder neuen na-
tur in uns seye/ und also niemanden in der
rechtfertigung die gerechtigkeit Christi zu-
gerechnet werden könne/ in dem nicht durch
solche wiedergeburt der glaube (als die
hand/ so solche wolthat annehmen solle/ und
aus dem die übrige kräfften der neuen crea-
tur/ die darnach stets erneuert werden sol-
len/ ferner entstehen) gewircket worden wä-
re? daß also zwar unsere gerechtigkeit vor
GOTT bloß die zugeeignete gerechtigkeit
Christi ist/ aber dieser fähig zu werden/ muß
würcklich in uns das himmlische licht des
gläubigen vertrauens aus dem saamen
Göttlichen worts geboren seyn/ das aber
nicht unsere gerechtigkeit selbst ist/ sondern
jenes geschenck annimmet.

Ob er in der vorstellung eines gottseligen
lebens bey dem äusserlichen geblieben/ und
meistens die äusserliche ehrbarkeit und
tugenden der andern taffel/ oder auch mit
gebührendem erst das innerliche getrieben/

als

anders als in irrigem verſtand gefaſſet wer-
den kan.

Ob er auch die wiedergeburt ernſtlich ge-
trieben/ wie ſolche keine einbildung/ ſon-
dern eine warhafftigewirckung oder ſchaf-
fung eines neuen menſchen oder neuen na-
tur in uns ſeye/ und alſo niemanden in der
rechtfertigung die gerechtigkeit Chriſti zu-
gerechnet werden koͤnne/ in dem nicht durch
ſolche wiedergeburt der glaube (als die
hand/ ſo ſolche wolthat annehmen ſolle/ und
aus dem die übrige kraͤfften der neuen crea-
tur/ die darnach ſtets erneuert werden ſol-
len/ ferner entſtehen) gewircket worden waͤ-
re? daß alſo zwar unſere gerechtigkeit vor
GOTT bloß die zugeeignete gerechtigkeit
Chriſti iſt/ aber dieſer faͤhig zu werden/ muß
würcklich in uns das himmliſche licht des
glaͤubigen vertrauens aus dem ſaamen
Goͤttlichen worts geboren ſeyn/ das aber
nicht unſere gerechtigkeit ſelbſt iſt/ ſondern
jenes geſchenck annimmet.

Ob er in deꝛ vorſtellung eines gottſeligen
lebens bey dem aͤuſſerlichen geblieben/ und
meiſtens die aͤuſſerliche ehrbarkeit und
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[329/0391] anders als in irrigem verſtand gefaſſet wer- den kan. Ob er auch die wiedergeburt ernſtlich ge- trieben/ wie ſolche keine einbildung/ ſon- dern eine warhafftigewirckung oder ſchaf- fung eines neuen menſchen oder neuen na- tur in uns ſeye/ und alſo niemanden in der rechtfertigung die gerechtigkeit Chriſti zu- gerechnet werden koͤnne/ in dem nicht durch ſolche wiedergeburt der glaube (als die hand/ ſo ſolche wolthat annehmen ſolle/ und aus dem die übrige kraͤfften der neuen crea- tur/ die darnach ſtets erneuert werden ſol- len/ ferner entſtehen) gewircket worden waͤ- re? daß alſo zwar unſere gerechtigkeit vor GOTT bloß die zugeeignete gerechtigkeit Chriſti iſt/ aber dieſer faͤhig zu werden/ muß würcklich in uns das himmliſche licht des glaͤubigen vertrauens aus dem ſaamen Goͤttlichen worts geboren ſeyn/ das aber nicht unſere gerechtigkeit ſelbſt iſt/ ſondern jenes geſchenck annimmet. Ob er in deꝛ vorſtellung eines gottſeligen lebens bey dem aͤuſſerlichen geblieben/ und meiſtens die aͤuſſerliche ehrbarkeit und tugenden der andern taffel/ oder auch mit gebührendem erſt das innerliche getrieben/ als

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/391>, abgerufen am 11.06.2024.