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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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dige Christen/ sondern auch über thumme
und unverständige leute/ die sich zu der
schuldigen ehrerbietung und furcht gegen
die jenige/ welche GOttes bild an sich tra-
gen/ und seine gewalt üben sollen/ nicht
durch die blosse Christliche ursachen und
vorstellungen bewegen lassen/ sondern be-
dörffen/ daß die furcht durch einige strengig-
keit/ so dann die ehrerbietung durch etwas
eusserliches und in die augen fallendes an-
sehnliches erwecket und befördert werde/ so
ist an ihnen nicht sträfflich/ daß sie mit klei-
dung ihrer selbs und der ihrigen auch einige
herrligkeit an sich sehen lassen (wie unser
Heyland die herrligkeit in der kleidung
Salamonis
Matth. 6/ 29. nicht straffet)
also auch/ daß ihre gebäude und wohnun-
gen/ und anderes eusserliches einen vorzug
vor andern habe. Welche dann nun/ nicht
an sich selbs wohlgefallen zu haben/ und sich
damit zu kützeln/ sondern zu beförderung des
ansehens/ ehrerbietung/ und also in gewisser
maaß des gehorsams der unterthanen/ sol-
cher eusserlichen dinge sich gebrauchen/ die
bey andern sträfflicher pracht wären/ sind
nicht stracks deswegen der hoffart schuldig:
jedoch wird erfordert/ daß sie gleichwol ihre

her-

dige Chriſten/ ſondern auch über thumme
und unverſtaͤndige leute/ die ſich zu der
ſchuldigen ehrerbietung und furcht gegen
die jenige/ welche GOttes bild an ſich tra-
gen/ und ſeine gewalt üben ſollen/ nicht
durch die bloſſe Chriſtliche urſachen und
vorſtellungen bewegen laſſen/ ſondern be-
doͤrffen/ daß die furcht durch einige ſtrengig-
keit/ ſo dann die ehrerbietung durch etwas
euſſerliches und in die augen fallendes an-
ſehnliches erwecket und befoͤrdert werde/ ſo
iſt an ihnen nicht ſtraͤfflich/ daß ſie mit klei-
dung ihrer ſelbs und der ihrigen auch einige
herrligkeit an ſich ſehen laſſen (wie unſer
Heyland die herrligkeit in der kleidung
Salamonis
Matth. 6/ 29. nicht ſtraffet)
alſo auch/ daß ihre gebaͤude und wohnun-
gen/ und anderes euſſerliches einen vorzug
vor andern habe. Welche dann nun/ nicht
an ſich ſelbs wohlgefallen zu haben/ und ſich
damit zu kützeln/ ſondern zu befoͤrderung des
anſehens/ ehrerbietung/ und alſo in gewiſſer
maaß des gehorſams der unterthanen/ ſol-
cher euſſerlichen dinge ſich gebrauchen/ die
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jedoch wird erfordert/ daß ſie gleichwol ihre

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[214/0276] dige Chriſten/ ſondern auch über thumme und unverſtaͤndige leute/ die ſich zu der ſchuldigen ehrerbietung und furcht gegen die jenige/ welche GOttes bild an ſich tra- gen/ und ſeine gewalt üben ſollen/ nicht durch die bloſſe Chriſtliche urſachen und vorſtellungen bewegen laſſen/ ſondern be- doͤrffen/ daß die furcht durch einige ſtrengig- keit/ ſo dann die ehrerbietung durch etwas euſſerliches und in die augen fallendes an- ſehnliches erwecket und befoͤrdert werde/ ſo iſt an ihnen nicht ſtraͤfflich/ daß ſie mit klei- dung ihrer ſelbs und der ihrigen auch einige herrligkeit an ſich ſehen laſſen (wie unſer Heyland die herrligkeit in der kleidung Salamonis Matth. 6/ 29. nicht ſtraffet) alſo auch/ daß ihre gebaͤude und wohnun- gen/ und anderes euſſerliches einen vorzug vor andern habe. Welche dann nun/ nicht an ſich ſelbs wohlgefallen zu haben/ und ſich damit zu kützeln/ ſondern zu befoͤrderung des anſehens/ ehrerbietung/ und alſo in gewiſſer maaß des gehorſams der unterthanen/ ſol- cher euſſerlichen dinge ſich gebrauchen/ die bey andern ſtraͤfflicher pracht wären/ ſind nicht ſtracks deswegen der hoffart ſchuldig: jedoch wird erfordert/ daß ſie gleichwol ihre her-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/276>, abgerufen am 16.07.2024.