Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.nicht ist/ sondern er allein seiner gemüths- §. 58. Was wir bißhero von der liebe des Wir
nicht iſt/ ſondern er allein ſeiner gemüths- §. 58. Was wir bißhero von der liebe des Wir
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="172"/> nicht iſt/ ſondern er allein ſeiner gemüths-<lb/> ruhe ſchonet: daher ſolches nur eine ſchein-<lb/> liebe und falſche ſanfftmuth/ nicht aber eine<lb/> warhafftige Goͤttliche würckung iſt/ als<lb/> welche nicht aus eignem ſchohnen/ ſondern<lb/> zuneigung zu dem nechſten/ ſanfftmuth<lb/> übet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 58.</head> <p>Was wir bißhero von der liebe des<lb/> nechſten geredet/ gehet alles eigenlich <hi rendition="#fr">die<lb/> gemeine liebe an/</hi> wie ſie S. Petrus nen-<lb/> net/ und von der <hi rendition="#fr">bꝛüderlichen liebe</hi> unter-<lb/> ſcheidet/ 2. Petr. 1/ 7. Jndeſſen haben wir die<lb/><hi rendition="#fr">bruder-liebe</hi> von dieſer ſache nicht auszu-<lb/> ſchlieſſen/ ſondern ſie iſt vielmehr in gewiſſer<lb/> maaß ein noch ſo viel ſtärcker zeugniß/ und<lb/> zeiget ſich auch in allen früchten/ die wir bey<lb/> der gemeinen liebe bemercket/ ſo hie wieder-<lb/> holet werden koͤnten. Es heiſſet aber dieſe<lb/> bruder-liebe die liebe/ damit wir die jenige<lb/> lieben/ welche auch aus GOtt und dem<lb/> glauben wiedergebohren/ daher gleicher in-<lb/> nereꝛnatur und gleiches erbes mit uns ſind/<lb/> und zwar/ daß eben dieſes auch die urſach<lb/> der liebe eigenlich ſeye. Hievon redet auch<lb/> Johannes/ 1. Joh. 5/ 1. <hi rendition="#fr">Wer da liebet<lb/> den/ der ihn gebohren hat/ der liebet<lb/> auch den/ der von ihm gebohren iſt.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0234]
nicht iſt/ ſondern er allein ſeiner gemüths-
ruhe ſchonet: daher ſolches nur eine ſchein-
liebe und falſche ſanfftmuth/ nicht aber eine
warhafftige Goͤttliche würckung iſt/ als
welche nicht aus eignem ſchohnen/ ſondern
zuneigung zu dem nechſten/ ſanfftmuth
übet.
§. 58. Was wir bißhero von der liebe des
nechſten geredet/ gehet alles eigenlich die
gemeine liebe an/ wie ſie S. Petrus nen-
net/ und von der bꝛüderlichen liebe unter-
ſcheidet/ 2. Petr. 1/ 7. Jndeſſen haben wir die
bruder-liebe von dieſer ſache nicht auszu-
ſchlieſſen/ ſondern ſie iſt vielmehr in gewiſſer
maaß ein noch ſo viel ſtärcker zeugniß/ und
zeiget ſich auch in allen früchten/ die wir bey
der gemeinen liebe bemercket/ ſo hie wieder-
holet werden koͤnten. Es heiſſet aber dieſe
bruder-liebe die liebe/ damit wir die jenige
lieben/ welche auch aus GOtt und dem
glauben wiedergebohren/ daher gleicher in-
nereꝛnatur und gleiches erbes mit uns ſind/
und zwar/ daß eben dieſes auch die urſach
der liebe eigenlich ſeye. Hievon redet auch
Johannes/ 1. Joh. 5/ 1. Wer da liebet
den/ der ihn gebohren hat/ der liebet
auch den/ der von ihm gebohren iſt.
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