Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

starckes argument, daß es auch dißmal nicht
eben solcher vortheil gewesen/ ohne den es
auch zu andern mahlen gleichwol geschehen.
Also auch/ daß man nachsinne/ ob in dem
fall/ wenn wir ohne das jenige/ so wir itzo
davon zu erwarten haben/ gleiche liebes-
thaten erweisen könten/ wir unser hertz auch
darzu schicken/ und es also thun würden.
Ob also nun wol jener fall/ da wir warhaff-
tig keinen nutzen davon gehabt/ so viel offen-
bahrer und weniger mißgriffen unterworf-
fen ist/ so können doch die bedeutete zeug-
nissen eben so wol auch in dem fall/ davon
wir hier reden/ das gewissen sicher stel-
len.

§. 49.

Es bestärckt sich auch 6. das zeug-
niß der liebe/ wo wir unser gutes thun an
den jenigen/ die es nicht wissen daß sie es
uns zu dancken haben/ die uns auch keine
vergeltung thun werden oder können/ ja in
gewissen stücken/ welche solche wolthat von
uns nicht verlangen/ sondern vielmehr sich
dadurch beleidiget befinden werden. Wie
zum exempel die jenige/ welche in sündli-
chem stande stehen/ wo man sie mit erin-
nern/ bestraffen/ vermahnen oder sonsten
suchet zu bessern/ gemeiniglich solches nicht

wol
G 2

ſtarckes argument, daß es auch dißmal nicht
eben ſolcher vortheil geweſen/ ohne den es
auch zu andern mahlen gleichwol geſchehen.
Alſo auch/ daß man nachſinne/ ob in dem
fall/ wenn wir ohne das jenige/ ſo wir itzo
davon zu erwarten haben/ gleiche liebes-
thaten erweiſen koͤnten/ wir unſer hertz auch
darzu ſchicken/ und es alſo thun würden.
Ob alſo nun wol jener fall/ da wir warhaff-
tig keinen nutzen davon gehabt/ ſo viel offen-
bahrer und weniger mißgriffen unterworf-
fen iſt/ ſo koͤnnen doch die bedeutete zeug-
niſſen eben ſo wol auch in dem fall/ davon
wir hier reden/ das gewiſſen ſicher ſtel-
len.

§. 49.

Es beſtaͤrckt ſich auch 6. das zeug-
niß der liebe/ wo wir unſer gutes thun an
den jenigen/ die es nicht wiſſen daß ſie es
uns zu dancken haben/ die uns auch keine
vergeltung thun werden oder koͤnnen/ ja in
gewiſſen ſtücken/ welche ſolche wolthat von
uns nicht verlangen/ ſondern vielmehr ſich
dadurch beleidiget befinden werden. Wie
zum exempel die jenige/ welche in ſündli-
chem ſtande ſtehen/ wo man ſie mit erin-
nern/ beſtraffen/ vermahnen oder ſonſten
ſuchet zu beſſern/ gemeiniglich ſolches nicht

wol
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0209" n="147"/>
&#x017F;tarckes <hi rendition="#aq">argument,</hi> daß es auch dißmal nicht<lb/>
eben &#x017F;olcher vortheil gewe&#x017F;en/ ohne den es<lb/>
auch zu andern mahlen gleichwol ge&#x017F;chehen.<lb/>
Al&#x017F;o auch/ daß man nach&#x017F;inne/ ob in dem<lb/>
fall/ wenn wir ohne das jenige/ &#x017F;o wir itzo<lb/>
davon zu erwarten haben/ gleiche liebes-<lb/>
thaten erwei&#x017F;en ko&#x0364;nten/ wir un&#x017F;er hertz auch<lb/>
darzu &#x017F;chicken/ und es al&#x017F;o thun würden.<lb/>
Ob al&#x017F;o nun wol jener fall/ da wir warhaff-<lb/>
tig keinen nutzen davon gehabt/ &#x017F;o viel offen-<lb/>
bahrer und weniger mißgriffen unterworf-<lb/>
fen i&#x017F;t/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen doch die bedeutete zeug-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en eben &#x017F;o wol auch in dem fall/ davon<lb/>
wir hier reden/ das gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;icher &#x017F;tel-<lb/>
len.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 49.</head>
          <p>Es be&#x017F;ta&#x0364;rckt &#x017F;ich auch 6. das zeug-<lb/>
niß der liebe/ wo wir un&#x017F;er gutes thun an<lb/>
den jenigen/ <hi rendition="#fr">die es nicht wi&#x017F;&#x017F;en</hi> daß &#x017F;ie es<lb/>
uns zu dancken haben/ die uns auch keine<lb/>
vergeltung thun werden oder ko&#x0364;nnen/ ja in<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tücken/ welche &#x017F;olche wolthat von<lb/>
uns nicht verlangen/ &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;ich<lb/>
dadurch beleidiget befinden werden. Wie<lb/>
zum exempel die jenige/ welche in &#x017F;ündli-<lb/>
chem &#x017F;tande &#x017F;tehen/ wo man &#x017F;ie mit erin-<lb/>
nern/ be&#x017F;traffen/ vermahnen oder &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;uchet zu be&#x017F;&#x017F;ern/ gemeiniglich &#x017F;olches nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wol</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0209] ſtarckes argument, daß es auch dißmal nicht eben ſolcher vortheil geweſen/ ohne den es auch zu andern mahlen gleichwol geſchehen. Alſo auch/ daß man nachſinne/ ob in dem fall/ wenn wir ohne das jenige/ ſo wir itzo davon zu erwarten haben/ gleiche liebes- thaten erweiſen koͤnten/ wir unſer hertz auch darzu ſchicken/ und es alſo thun würden. Ob alſo nun wol jener fall/ da wir warhaff- tig keinen nutzen davon gehabt/ ſo viel offen- bahrer und weniger mißgriffen unterworf- fen iſt/ ſo koͤnnen doch die bedeutete zeug- niſſen eben ſo wol auch in dem fall/ davon wir hier reden/ das gewiſſen ſicher ſtel- len. §. 49. Es beſtaͤrckt ſich auch 6. das zeug- niß der liebe/ wo wir unſer gutes thun an den jenigen/ die es nicht wiſſen daß ſie es uns zu dancken haben/ die uns auch keine vergeltung thun werden oder koͤnnen/ ja in gewiſſen ſtücken/ welche ſolche wolthat von uns nicht verlangen/ ſondern vielmehr ſich dadurch beleidiget befinden werden. Wie zum exempel die jenige/ welche in ſündli- chem ſtande ſtehen/ wo man ſie mit erin- nern/ beſtraffen/ vermahnen oder ſonſten ſuchet zu beſſern/ gemeiniglich ſolches nicht wol G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/209
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/209>, abgerufen am 24.11.2024.