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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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sich bey einem findet/ die man an diesen ei-
genschafften kennet/ da sind wir der Göttli-
chen gnaden-würckung versichert.

§. 46.

Daß wir aber noch ferner geden-
cken der feindes-liebe/ weil sie vor andern
eine versicherteste probe des innwohnenden
Geistes der liebe ist/ sonderlich aber ihre thä-
tigkeit bemercken/ haben wir in acht zu neh-
men/ daß sich dieselbe zwar auch in leibli-
chen wolthaten hervor thue/ meistens aber
in den geistlichen. Jene mögen nicht aus-
geschlossen werden/ wo wir sehen/ daß da-
mit dem feinde warhafftig gutes wieder-
fähret/ in dem man gleichwol sich dabey
vorzusehen hat/ einem gleichsam rasenden
nicht ein schwerdt in die hände zu reichen/
damit er uns und andern mit seiner schuld
vermehrung schaden thue/ und also einem zu
dem jenigen nicht zu verhelffen noch zu be-
fördern/ womit seine seele durch gelegenheit
mehrer sünden ehe verletzet würde/ welcher-
ley zwar von solchen leuten als ein mangel
der liebe/ oder wol gar als ein haß/ auffge-
nommen werden kan/ aber der gleichen nicht
ist. Ob also/ sage ich/ unter der absicht der
liebe der feinde boßheit nicht gestärcket/ oder
auch/ da sie meynten/ man spotte ihr damit/

durch

ſich bey einem findet/ die man an dieſen ei-
genſchafften kennet/ da ſind wir der Goͤttli-
chen gnaden-würckung verſichert.

§. 46.

Daß wir aber noch ferner geden-
cken der feindes-liebe/ weil ſie vor andern
eine verſicherteſte probe des innwohnenden
Geiſtes der liebe iſt/ ſonderlich aber ihre thaͤ-
tigkeit bemercken/ haben wir in acht zu neh-
men/ daß ſich dieſelbe zwar auch in leibli-
chen wolthaten hervor thue/ meiſtens aber
in den geiſtlichen. Jene moͤgen nicht aus-
geſchloſſen werden/ wo wir ſehen/ daß da-
mit dem feinde warhafftig gutes wieder-
faͤhret/ in dem man gleichwol ſich dabey
vorzuſehen hat/ einem gleichſam raſenden
nicht ein ſchwerdt in die haͤnde zu reichen/
damit er uns und andern mit ſeiner ſchuld
veꝛmehrung ſchaden thue/ und alſo einem zu
dem jenigen nicht zu verhelffen noch zu be-
foͤrdern/ womit ſeine ſeele durch gelegenheit
mehrer ſünden ehe verletzet würde/ welcher-
ley zwar von ſolchen leuten als ein mangel
der liebe/ oder wol gar als ein haß/ auffge-
nommen werden kan/ aber der gleichen nicht
iſt. Ob alſo/ ſage ich/ unter der abſicht der
liebe der feinde boßheit nicht geſtaͤrcket/ oder
auch/ da ſie meynten/ man ſpotte ihr damit/

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[137/0199] ſich bey einem findet/ die man an dieſen ei- genſchafften kennet/ da ſind wir der Goͤttli- chen gnaden-würckung verſichert. §. 46. Daß wir aber noch ferner geden- cken der feindes-liebe/ weil ſie vor andern eine verſicherteſte probe des innwohnenden Geiſtes der liebe iſt/ ſonderlich aber ihre thaͤ- tigkeit bemercken/ haben wir in acht zu neh- men/ daß ſich dieſelbe zwar auch in leibli- chen wolthaten hervor thue/ meiſtens aber in den geiſtlichen. Jene moͤgen nicht aus- geſchloſſen werden/ wo wir ſehen/ daß da- mit dem feinde warhafftig gutes wieder- faͤhret/ in dem man gleichwol ſich dabey vorzuſehen hat/ einem gleichſam raſenden nicht ein ſchwerdt in die haͤnde zu reichen/ damit er uns und andern mit ſeiner ſchuld veꝛmehrung ſchaden thue/ und alſo einem zu dem jenigen nicht zu verhelffen noch zu be- foͤrdern/ womit ſeine ſeele durch gelegenheit mehrer ſünden ehe verletzet würde/ welcher- ley zwar von ſolchen leuten als ein mangel der liebe/ oder wol gar als ein haß/ auffge- nommen werden kan/ aber der gleichen nicht iſt. Ob alſo/ ſage ich/ unter der abſicht der liebe der feinde boßheit nicht geſtaͤrcket/ oder auch/ da ſie meynten/ man ſpotte ihr damit/ durch

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/199>, abgerufen am 25.11.2024.