Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

wol aus einer andern angewehnten härtig-
keit des gemüths/ daß wir uns gar nichts zu
hertzen gehen liessen/ viel weniger aus einer
ruhmsucht/ und sich damit sehen zu lassen/
als welche ursachen vielmehr alle ein fleisch-
lich hertz zeigen/ und also von der gnaden-
würcknng nicht zeugnis geben können: son-
dern wo/ sage ich/ solche gedult herkommet
aus der erkäntnis eines theils unserer sün-
den/ damit wir das leiden verursacht haben/
anders theils der liebreichen hand/ die es
uns zuschicket. Unsre sünden müssen uns
dahin weissen: daß es heisse/ Mich. 7/ 9.
Jch will des HErrn zorn tragen/ denn
ich habe wider ihn gesündiget.
Wir
müssen GOttes gerechtigkeit auch selbs an
uns preisen/ und so gar nicht dagegen mur-
ren/ daß wir uns dieselbe wolgefallen lassen.
So lautet es bedencklich 3. Mos. 26/ 41.
Da wird sich ja ihr unbeschnitten hertz
demüthigen/ und denn werden sie ih-
nen die straffe ihrer missethat gefallen
lassen.
Wo unsres theuren Lutheri wort
sehr trefflich sind: Gleichwie sie lust an
ihren sünden/ und eckel an meinen rech-
ten hatten/ also werden sie wiederumb
lust und gefallen haben an der straffe/

und

wol aus einer andern angewehnten haͤrtig-
keit des gemüths/ daß wir uns gar nichts zu
hertzen gehen lieſſen/ viel weniger aus einer
ruhmſucht/ und ſich damit ſehen zu laſſen/
als welche urſachen vielmehr alle ein fleiſch-
lich hertz zeigen/ und alſo von der gnaden-
würcknng nicht zeugnis geben koͤnnen: ſon-
dern wo/ ſage ich/ ſolche gedult herkommet
aus der erkaͤntnis eines theils unſerer ſün-
den/ damit wir das leiden verurſacht haben/
anders theils der liebreichen hand/ die es
uns zuſchicket. Unſre ſünden müſſen uns
dahin weiſſen: daß es heiſſe/ Mich. 7/ 9.
Jch will des HErrn zorn tragen/ denn
ich habe wider ihn geſündiget.
Wir
müſſen GOttes gerechtigkeit auch ſelbs an
uns preiſen/ und ſo gar nicht dagegen mur-
ren/ daß wir uns dieſelbe wolgefallen laſſen.
So lautet es bedencklich 3. Moſ. 26/ 41.
Da wird ſich ja ihr unbeſchnitten heꝛtz
demüthigen/ und denn werden ſie ih-
nen die ſtraffe ihrer miſſethat gefallen
laſſen.
Wo unſres theuren Lutheri wort
ſehr trefflich ſind: Gleichwie ſie luſt an
ihren ſündẽ/ und eckel an meinen rech-
ten hatten/ alſo werden ſie wiederumb
luſt und gefallen haben an der ſtraffe/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="104"/>
wol aus einer andern angewehnten ha&#x0364;rtig-<lb/>
keit des gemüths/ daß wir uns gar nichts zu<lb/>
hertzen gehen lie&#x017F;&#x017F;en/ viel weniger aus einer<lb/>
ruhm&#x017F;ucht/ und &#x017F;ich damit &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
als welche ur&#x017F;achen vielmehr alle ein flei&#x017F;ch-<lb/>
lich hertz zeigen/ und al&#x017F;o von der gnaden-<lb/>
würcknng nicht zeugnis geben ko&#x0364;nnen: &#x017F;on-<lb/>
dern wo/ &#x017F;age ich/ &#x017F;olche gedult herkommet<lb/>
aus der erka&#x0364;ntnis eines theils un&#x017F;erer &#x017F;ün-<lb/>
den/ damit wir das leiden verur&#x017F;acht haben/<lb/>
anders theils der liebreichen hand/ die es<lb/>
uns zu&#x017F;chicket. Un&#x017F;re &#x017F;ünden mü&#x017F;&#x017F;en uns<lb/>
dahin wei&#x017F;&#x017F;en: daß es hei&#x017F;&#x017F;e/ Mich. 7/ 9.<lb/><hi rendition="#fr">Jch will des HErrn zorn tragen/ denn<lb/>
ich habe wider ihn ge&#x017F;ündiget.</hi> Wir<lb/>&#x017F;&#x017F;en GOttes gerechtigkeit auch &#x017F;elbs an<lb/>
uns prei&#x017F;en/ und &#x017F;o gar nicht dagegen mur-<lb/>
ren/ daß wir uns die&#x017F;elbe wolgefallen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
So lautet es bedencklich 3. Mo&#x017F;. 26/ 41.<lb/><hi rendition="#fr">Da wird &#x017F;ich ja ihr unbe&#x017F;chnitten he&#xA75B;tz<lb/>
demüthigen/ und denn werden &#x017F;ie ih-<lb/>
nen die &#x017F;traffe ihrer mi&#x017F;&#x017F;ethat gefallen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</hi> Wo un&#x017F;res theuren <hi rendition="#aq">Lutheri</hi> wort<lb/>
&#x017F;ehr trefflich &#x017F;ind: <hi rendition="#fr">Gleichwie &#x017F;ie lu&#x017F;t an<lb/>
ihren &#x017F;ünde&#x0303;/ und eckel an meinen rech-<lb/>
ten hatten/ al&#x017F;o werden &#x017F;ie wiederumb<lb/>
lu&#x017F;t und gefallen haben an der &#x017F;traffe/</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">und</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0166] wol aus einer andern angewehnten haͤrtig- keit des gemüths/ daß wir uns gar nichts zu hertzen gehen lieſſen/ viel weniger aus einer ruhmſucht/ und ſich damit ſehen zu laſſen/ als welche urſachen vielmehr alle ein fleiſch- lich hertz zeigen/ und alſo von der gnaden- würcknng nicht zeugnis geben koͤnnen: ſon- dern wo/ ſage ich/ ſolche gedult herkommet aus der erkaͤntnis eines theils unſerer ſün- den/ damit wir das leiden verurſacht haben/ anders theils der liebreichen hand/ die es uns zuſchicket. Unſre ſünden müſſen uns dahin weiſſen: daß es heiſſe/ Mich. 7/ 9. Jch will des HErrn zorn tragen/ denn ich habe wider ihn geſündiget. Wir müſſen GOttes gerechtigkeit auch ſelbs an uns preiſen/ und ſo gar nicht dagegen mur- ren/ daß wir uns dieſelbe wolgefallen laſſen. So lautet es bedencklich 3. Moſ. 26/ 41. Da wird ſich ja ihr unbeſchnitten heꝛtz demüthigen/ und denn werden ſie ih- nen die ſtraffe ihrer miſſethat gefallen laſſen. Wo unſres theuren Lutheri wort ſehr trefflich ſind: Gleichwie ſie luſt an ihren ſündẽ/ und eckel an meinen rech- ten hatten/ alſo werden ſie wiederumb luſt und gefallen haben an der ſtraffe/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/166
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/166>, abgerufen am 17.05.2024.