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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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nicht Göttlicher/ sondern fleischlicher eiffer
seye.

§. 34.

Diese dinge sind bey dem eiffer
desto fleißiger in acht zu nehmen/ weil uns
allen von natur diese unart angebohren ist/
daß wir leicht gegen andere zürnen/ und in ei-
ne hefftigkeit ausbrechen/ daher das fleisch/
wenn es sonsten noch ziemlich in zaum ge-
halten wird/ gar gern bey einer scheinbaren
gelegenheit sein gifft ausschüttet/ und sich
doch mit der einbildung eines Göttlichen
eiffers betrüglich schmeichelt/ Christus hin-
gegen uns sonderlich die sanffemuth auch
nach seinem exempel/ Matth. 11/ 29. 12/ 19.
20. anbefiehlet: Wie er denn selbs in den ta-
gen seines fleisches/ ob er wohl nicht unter-
lassen/ auch vor die ehre seines Vaters zu eif-
fern/ und das böse an denen/ die es gethan
hatten/ und nicht erkennen wolten/ mit ernst-
lichen worten zu straffen/ daß ihn also der
eiffer üm das hauß
seines Vaters gefres-
sen/
Joh. 2/ 17. dannoch das meiste seines le-
bens vielmehr in lauter sanfftmuth und ge-
dult gegen die jenige/ welche manches nicht
recht machten/ zugebracht/ als stets einen
eiffer und hefftigkeit spüren hat lassen. Daher
wir/ so offt wir in einen eiffer zu entbrennen

an-

nicht Goͤttlicher/ ſondern fleiſchlicher eiffer
ſeye.

§. 34.

Dieſe dinge ſind bey dem eiffer
deſto fleißiger in acht zu nehmen/ weil uns
allen von natur dieſe unart angebohren iſt/
daß wiꝛ leicht gegen andere züꝛnen/ und in ei-
ne hefftigkeit ausbrechen/ daher das fleiſch/
wenn es ſonſten noch ziemlich in zaum ge-
halten wird/ gar gern bey einer ſcheinbaren
gelegenheit ſein gifft ausſchüttet/ und ſich
doch mit der einbildung eines Goͤttlichen
eiffers betrüglich ſchmeichelt/ Chriſtus hin-
gegen uns ſonderlich die ſanffemuth auch
nach ſeinem exempel/ Matth. 11/ 29. 12/ 19.
20. anbefiehlet: Wie er denn ſelbs in den ta-
gen ſeines fleiſches/ ob er wohl nicht unter-
laſſen/ auch vor die ehre ſeines Vaters zu eif-
fern/ und das boͤſe an denen/ die es gethan
hatten/ und nicht erkeñen wolten/ mit ernſt-
lichen worten zu ſtraffen/ daß ihn alſo der
eiffer üm das hauß
ſeines Vaters gefreſ-
ſen/
Joh. 2/ 17. dannoch das meiſte ſeines le-
bens vielmehr in lauter ſanfftmuth und ge-
dult gegen die jenige/ welche manches nicht
recht machten/ zugebracht/ als ſtets einen
eiffer und hefftigkeit ſpürẽ hat laſſen. Daher
wir/ ſo offt wir in einen eiffer zu entbrennen

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[98/0160] nicht Goͤttlicher/ ſondern fleiſchlicher eiffer ſeye. §. 34. Dieſe dinge ſind bey dem eiffer deſto fleißiger in acht zu nehmen/ weil uns allen von natur dieſe unart angebohren iſt/ daß wiꝛ leicht gegen andere züꝛnen/ und in ei- ne hefftigkeit ausbrechen/ daher das fleiſch/ wenn es ſonſten noch ziemlich in zaum ge- halten wird/ gar gern bey einer ſcheinbaren gelegenheit ſein gifft ausſchüttet/ und ſich doch mit der einbildung eines Goͤttlichen eiffers betrüglich ſchmeichelt/ Chriſtus hin- gegen uns ſonderlich die ſanffemuth auch nach ſeinem exempel/ Matth. 11/ 29. 12/ 19. 20. anbefiehlet: Wie er denn ſelbs in den ta- gen ſeines fleiſches/ ob er wohl nicht unter- laſſen/ auch vor die ehre ſeines Vaters zu eif- fern/ und das boͤſe an denen/ die es gethan hatten/ und nicht erkeñen wolten/ mit ernſt- lichen worten zu ſtraffen/ daß ihn alſo der eiffer üm das hauß ſeines Vaters gefreſ- ſen/ Joh. 2/ 17. dannoch das meiſte ſeines le- bens vielmehr in lauter ſanfftmuth und ge- dult gegen die jenige/ welche manches nicht recht machten/ zugebracht/ als ſtets einen eiffer und hefftigkeit ſpürẽ hat laſſen. Daher wir/ ſo offt wir in einen eiffer zu entbrennen an-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/160>, abgerufen am 17.05.2024.