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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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gnade getilget geschienen/ wieder hervor
breche/ oder nunmehr das fleisch der gele-
genheit seinen haß/ den wir noch zurück ge-
halten/ ausbrechen zu lassen/ sich mißbrau-
che/ und doch in dem grund nicht die sünde/
sondern den feind hasse: auffs allerwenig-
ste/ daß der eiffer nicht seine reinigkeit und
krafft habe/ wie er solle/ welcher so bald
durch den umstand der person/ die wir son-
sten lieben/ zurück getrieben/ oder doch ge-
schwächet werden kan/ da einerley sünden
uns von andern in elephanten grösse vor-
kommen/ bey andern aber kaum als mücken
gesehen werden.

§. 32.

Wie nun dieses kennzeichen den
Göttlichen und fleischlichen eifser unter-
scheidet/ so ist 2. nicht ein geringers kennzei-
chen und unterscheid/ wo man acht giebet/
wie sich der eifser verhalte gegen die sünden
selbs/ und ob er unter denselben unziemli-
chen unterscheid mache. Gehet unser eiffer
gleich durch/ und wir eiffern ohne unterscheid
gegen alle sünden/ welche und wie fern sie
GOtt zuwider sind/ so ist solches (wo es an-
derm nicht manglet) ein stattliches zeugniß
eines Göttlichen eiffers: wo wir hingegen
nur eiffern gegen gewisse sünden/ gegen an-

dre

gnade getilget geſchienen/ wieder hervor
breche/ oder nunmehr das fleiſch der gele-
genheit ſeinen haß/ den wir noch zurück ge-
halten/ ausbrechen zu laſſen/ ſich mißbrau-
che/ und doch in dem gꝛund nicht die ſünde/
ſondern den feind haſſe: auffs allerwenig-
ſte/ daß der eiffer nicht ſeine reinigkeit und
krafft habe/ wie er ſolle/ welcher ſo bald
durch den umſtand der perſon/ die wir ſon-
ſten lieben/ zurück getrieben/ oder doch ge-
ſchwaͤchet werden kan/ da einerley ſünden
uns von andern in elephanten groͤſſe vor-
kommen/ bey andern aber kaum als mücken
geſehen werden.

§. 32.

Wie nun dieſes kennzeichen den
Goͤttlichen und fleiſchlichen eifſer unter-
ſcheidet/ ſo iſt 2. nicht ein geringers kennzei-
chen und unterſcheid/ wo man acht giebet/
wie ſich der eifſer verhalte gegen die ſünden
ſelbs/ und ob er unter denſelben unziemli-
chen unterſcheid mache. Gehet unſer eiffer
gleich durch/ uñ wir eiffern ohne unterſcheid
gegen alle ſünden/ welche und wie fern ſie
GOtt zuwider ſind/ ſo iſt ſolches (wo es an-
derm nicht manglet) ein ſtattliches zeugniß
eines Goͤttlichen eiffers: wo wir hingegen
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[92/0154] gnade getilget geſchienen/ wieder hervor breche/ oder nunmehr das fleiſch der gele- genheit ſeinen haß/ den wir noch zurück ge- halten/ ausbrechen zu laſſen/ ſich mißbrau- che/ und doch in dem gꝛund nicht die ſünde/ ſondern den feind haſſe: auffs allerwenig- ſte/ daß der eiffer nicht ſeine reinigkeit und krafft habe/ wie er ſolle/ welcher ſo bald durch den umſtand der perſon/ die wir ſon- ſten lieben/ zurück getrieben/ oder doch ge- ſchwaͤchet werden kan/ da einerley ſünden uns von andern in elephanten groͤſſe vor- kommen/ bey andern aber kaum als mücken geſehen werden. §. 32. Wie nun dieſes kennzeichen den Goͤttlichen und fleiſchlichen eifſer unter- ſcheidet/ ſo iſt 2. nicht ein geringers kennzei- chen und unterſcheid/ wo man acht giebet/ wie ſich der eifſer verhalte gegen die ſünden ſelbs/ und ob er unter denſelben unziemli- chen unterſcheid mache. Gehet unſer eiffer gleich durch/ uñ wir eiffern ohne unterſcheid gegen alle ſünden/ welche und wie fern ſie GOtt zuwider ſind/ ſo iſt ſolches (wo es an- derm nicht manglet) ein ſtattliches zeugniß eines Goͤttlichen eiffers: wo wir hingegen nur eiffern gegen gewiſſe ſünden/ gegen an- dre

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/154>, abgerufen am 20.05.2024.