Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.Anspruch. wol ich keinen in dem heiligen amt geringehalte) das jenige anzunehmen/ was er ent- weder vor guten rath in dingen/ sonderlich die mir als einem frembdlinge noch nicht so bekant sind/ zumbesten der Kirche mir an hand geben/ oder mich über das jenige/ so ihm mißfällt/ erinnern wolte: um so wol in jenem die sache reifflich zu überlegen/ ob jede thuende vorschläge nützlich seyen/ als auch in diesem/ wie gegründet ich seine ge- dancken achte/ ihm vorzustellen/ und also entweder seinen anstoß ihn freundlich zu be- nehmen/ oder auch seinen erinnerungen zu folgen. Wie ichs denn eine sonderbare freude/ und grosse wolthat von GOtt ach- ten werde/ wo er andere treue hertzen auch erwecket/ die mir in liebe an hand geben/ was ich vor mich nicht erkant hätte/ so dann die an mein und der meinigen besse- rung brüderlich arbeiten wollen: daher sich niemand von mir in dergleichen dingen eines verdrusses sondern freundlicher auff- nahm/ und nach befinden/ dancks und gehorsams/ zu versehen hat: massen auch hoffe das zeugniß meines gewissens und an- derer Christlicher hertzen zu haben/ daß ich bereits anderwertlich dergleichen nicht nur a 7
Anſpruch. wol ich keinen in dem heiligen amt geringehalte) das jenige anzunehmen/ was er ent- weder vor guten rath in dingen/ ſonderlich die mir als einem frembdlinge noch nicht ſo bekant ſind/ zumbeſten der Kirche mir an hand geben/ oder mich über das jenige/ ſo ihm mißfaͤllt/ erinnern wolte: um ſo wol in jenem die ſache reifflich zu überlegen/ ob jede thuende vorſchlaͤge nützlich ſeyen/ als auch in dieſem/ wie gegründet ich ſeine ge- dancken achte/ ihm vorzuſtellen/ und alſo entweder ſeinen anſtoß ihn freundlich zu be- nehmen/ oder auch ſeinen erinnerungen zu folgen. Wie ichs denn eine ſonderbare freude/ und groſſe wolthat von GOtt ach- ten werde/ wo er andere treue hertzen auch erwecket/ die mir in liebe an hand geben/ was ich vor mich nicht erkant haͤtte/ ſo dann die an mein und der meinigen beſſe- rung brüderlich arbeiten wollen: daher ſich niemand von mir in dergleichen dingen eines verdruſſes ſondern freundlicher auff- nahm/ und nach befinden/ dancks und gehorſams/ zu verſehen hat: maſſen auch hoffe das zeugniß meines gewiſſens und an- derer Chriſtlicher hertzen zu haben/ daß ich bereits anderwertlich dergleichen nicht nur a 7
<TEI> <text> <body> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0015"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anſpruch.</hi></fw><lb/> wol ich keinen in dem heiligen amt geringe<lb/> halte) das jenige anzunehmen/ was er ent-<lb/> weder vor guten rath in dingen/ ſonderlich<lb/> die mir als einem frembdlinge noch nicht ſo<lb/> bekant ſind/ zumbeſten der Kirche mir an<lb/> hand geben/ oder mich über das jenige/ ſo<lb/> ihm mißfaͤllt/ erinnern wolte: um ſo wol<lb/> in jenem die ſache reifflich zu überlegen/ ob<lb/> jede thuende vorſchlaͤge nützlich ſeyen/ als<lb/> auch in dieſem/ wie gegründet ich ſeine ge-<lb/> dancken achte/ ihm vorzuſtellen/ und alſo<lb/> entweder ſeinen anſtoß ihn freundlich zu be-<lb/> nehmen/ oder auch ſeinen erinnerungen zu<lb/> folgen. Wie ichs denn eine ſonderbare<lb/> freude/ und groſſe wolthat von GOtt ach-<lb/> ten werde/ wo er andere treue hertzen auch<lb/> erwecket/ die mir in liebe an hand geben/<lb/> was ich vor mich nicht erkant haͤtte/ ſo<lb/> dann die an mein und der meinigen beſſe-<lb/> rung brüderlich arbeiten wollen: daher<lb/> ſich niemand von mir in dergleichen dingen<lb/> eines verdruſſes ſondern freundlicher auff-<lb/> nahm/ und nach befinden/ dancks und<lb/> gehorſams/ zu verſehen hat: maſſen auch<lb/> hoffe das zeugniß meines gewiſſens und an-<lb/> derer Chriſtlicher hertzen zu haben/ daß<lb/> ich bereits anderwertlich dergleichen nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">a 7</fw><fw place="bottom" type="catch">nur</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
Anſpruch.
wol ich keinen in dem heiligen amt geringe
halte) das jenige anzunehmen/ was er ent-
weder vor guten rath in dingen/ ſonderlich
die mir als einem frembdlinge noch nicht ſo
bekant ſind/ zumbeſten der Kirche mir an
hand geben/ oder mich über das jenige/ ſo
ihm mißfaͤllt/ erinnern wolte: um ſo wol
in jenem die ſache reifflich zu überlegen/ ob
jede thuende vorſchlaͤge nützlich ſeyen/ als
auch in dieſem/ wie gegründet ich ſeine ge-
dancken achte/ ihm vorzuſtellen/ und alſo
entweder ſeinen anſtoß ihn freundlich zu be-
nehmen/ oder auch ſeinen erinnerungen zu
folgen. Wie ichs denn eine ſonderbare
freude/ und groſſe wolthat von GOtt ach-
ten werde/ wo er andere treue hertzen auch
erwecket/ die mir in liebe an hand geben/
was ich vor mich nicht erkant haͤtte/ ſo
dann die an mein und der meinigen beſſe-
rung brüderlich arbeiten wollen: daher
ſich niemand von mir in dergleichen dingen
eines verdruſſes ſondern freundlicher auff-
nahm/ und nach befinden/ dancks und
gehorſams/ zu verſehen hat: maſſen auch
hoffe das zeugniß meines gewiſſens und an-
derer Chriſtlicher hertzen zu haben/ daß
ich bereits anderwertlich dergleichen nicht
nur
a 7
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/15 |
Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/15>, abgerufen am 16.07.2024. |