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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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dencket/ ja wo sie auff einigerley art einigen
schaden oder gefahr/ vorwurff/ beschämung
ihrer eigenen nachläßigkeit/ daß sie biß da-
hin der gleiche nicht gethan/ und solche fol-
gen/ die dem fleisch eben nicht angenehm
sind/ daraus vorsihet/ da ist so viel weniger
zweiffel/ es seye diese freude die frucht einer
reinen liebe/ die nur auff GOtt sehe/ und
daß dessen nahme geheiliget werde/ ihre
höchste vergnügung seyn lasse/ ja alles das
ihrige derselben willig nachsetze.

§. 30.

Wie sichs nun mit der freude hält/
also hält sichs auch mit der Traurigkeit
und Zorn/ daraus wir das 8. kennzeichen
der liebe GOttes hernehmen mögen. Es
hat nemlich alle liebe dieses in sich/ daß sie
sich betrübet über das/ was dem geliebten
zu wider ist/ und hat einen hertzlichen eiffer
gegen alles dasselbige/ welches auch nach
bewandnis der dinge in zorn ausbricht. Al-
so wo die liebe GOttes ist/ so wird sich sol-
cher liebhaber darüber hertzlich betrüben/
und es ihm wehe thun/ wenn er etwas sihet/
seinem liebsten GOtt zu verdruß zu gesche-
hen; er hasset alles solches/ widersetzt sich
demselben/ zurnet/ ja brennet vor eiffer da-
gegen/ und solches allezeit so viel hefftiger/

als
D 7

dencket/ ja wo ſie auff einigerley art einigen
ſchaden oder gefahr/ vorwurff/ beſchaͤmung
ihrer eigenen nachlaͤßigkeit/ daß ſie biß da-
hin der gleiche nicht gethan/ und ſolche fol-
gen/ die dem fleiſch eben nicht angenehm
ſind/ daraus vorſihet/ da iſt ſo viel weniger
zweiffel/ es ſeye dieſe freude die frucht einer
reinen liebe/ die nur auff GOtt ſehe/ und
daß deſſen nahme geheiliget werde/ ihre
hoͤchſte vergnügung ſeyn laſſe/ ja alles das
ihrige derſelben willig nachſetze.

§. 30.

Wie ſichs nun mit der freude haͤlt/
alſo haͤlt ſichs auch mit der Traurigkeit
und Zorn/ daraus wir das 8. kennzeichen
der liebe GOttes hernehmen moͤgen. Es
hat nemlich alle liebe dieſes in ſich/ daß ſie
ſich betrübet über das/ was dem geliebten
zu wider iſt/ und hat einen hertzlichen eiffer
gegen alles daſſelbige/ welches auch nach
bewandnis der dinge in zorn ausbricht. Al-
ſo wo die liebe GOttes iſt/ ſo wird ſich ſol-
cher liebhaber darüber hertzlich betrüben/
und es ihm wehe thun/ wenn er etwas ſihet/
ſeinem liebſten GOtt zu verdruß zu geſche-
hen; er haſſet alles ſolches/ widerſetzt ſich
demſelben/ zũrnet/ ja brennet vor eiffer da-
gegen/ und ſolches allezeit ſo viel hefftiger/

als
D 7
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[85/0147] dencket/ ja wo ſie auff einigerley art einigen ſchaden oder gefahr/ vorwurff/ beſchaͤmung ihrer eigenen nachlaͤßigkeit/ daß ſie biß da- hin der gleiche nicht gethan/ und ſolche fol- gen/ die dem fleiſch eben nicht angenehm ſind/ daraus vorſihet/ da iſt ſo viel weniger zweiffel/ es ſeye dieſe freude die frucht einer reinen liebe/ die nur auff GOtt ſehe/ und daß deſſen nahme geheiliget werde/ ihre hoͤchſte vergnügung ſeyn laſſe/ ja alles das ihrige derſelben willig nachſetze. §. 30. Wie ſichs nun mit der freude haͤlt/ alſo haͤlt ſichs auch mit der Traurigkeit und Zorn/ daraus wir das 8. kennzeichen der liebe GOttes hernehmen moͤgen. Es hat nemlich alle liebe dieſes in ſich/ daß ſie ſich betrübet über das/ was dem geliebten zu wider iſt/ und hat einen hertzlichen eiffer gegen alles daſſelbige/ welches auch nach bewandnis der dinge in zorn ausbricht. Al- ſo wo die liebe GOttes iſt/ ſo wird ſich ſol- cher liebhaber darüber hertzlich betrüben/ und es ihm wehe thun/ wenn er etwas ſihet/ ſeinem liebſten GOtt zu verdruß zu geſche- hen; er haſſet alles ſolches/ widerſetzt ſich demſelben/ zũrnet/ ja brennet vor eiffer da- gegen/ und ſolches allezeit ſo viel hefftiger/ als D 7

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/147>, abgerufen am 23.11.2024.