Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

wollen. Denn da offenbahret sich der glau-
be/ so viel scheinbarer/ als dessen art ist uns
zu lehren/ unsre augen in allem von allen
creaturen ab und auff GOtt zu wenden/
und auch in solchem verstand die welt zu
überwinden/
1. Joh. 5/ 4.

§. 23

Auff den glauben folget zu nechst
die ihrer würdigkeit nach höchste tugend und
erste frucht des glaubens/ nemlich die liebe
als durch welche der glaube thätig ist/
Gal. 5/ 6. davon es auch heisset 1. Tim. 1/
5. Die haupt-summa des gebots ist/
liebe von reinem hertzen und von gu-
tem gewissen/ und von ungefärbtem
glauben:
welche worte nicht nur die wür-
de der liebe erweisen/ sondern auch dersel-
ben art andeuten. Da können wir nun a-
bermahl schliessen/ wo ein werck aus der
wahren liebe geschiehet/ daß es denn nicht
ein werck der blossen natur/ sondern der
gnade seye: Wie aber nicht alles/ was man
liebe nennet/ eine warhaffte und von GOtt
davor erkante liebe ist/ so dann auch nicht
alles daraus geschiehet/ was man davor
ausgiebet/ so haben wir dieses kennzeichen
abermal genauer anzusehen und zu be-
trachten. Weil auch die liebe nach ihrem

obje-

wollen. Denn da offenbahret ſich der glau-
be/ ſo viel ſcheinbarer/ als deſſen art iſt uns
zu lehren/ unſre augen in allem von allen
creaturen ab und auff GOtt zu wenden/
und auch in ſolchem verſtand die welt zu
überwinden/
1. Joh. 5/ 4.

§. 23

Auff den glauben folget zu nechſt
die ihrer würdigkeit nach hoͤchſte tugend uñ
erſte frucht des glaubens/ nemlich die liebe
als durch welche der glaube thaͤtig iſt/
Gal. 5/ 6. davon es auch heiſſet 1. Tim. 1/
5. Die haupt-ſumma des gebots iſt/
liebe von reinem hertzen und von gu-
tem gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem
glauben:
welche worte nicht nur die wür-
de der liebe erweiſen/ ſondern auch derſel-
ben art andeuten. Da koͤnnen wir nun a-
bermahl ſchlieſſen/ wo ein werck aus der
wahren liebe geſchiehet/ daß es denn nicht
ein werck der bloſſen natur/ ſondern der
gnade ſeye: Wie aber nicht alles/ was man
liebe nennet/ eine warhaffte und von GOtt
davor erkante liebe iſt/ ſo dann auch nicht
alles daraus geſchiehet/ was man davor
ausgiebet/ ſo haben wir dieſes kennzeichen
abermal genauer anzuſehen und zu be-
trachten. Weil auch die liebe nach ihrem

obje-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="62"/>
wollen. Denn da offenbahret &#x017F;ich der glau-<lb/>
be/ &#x017F;o viel &#x017F;cheinbarer/ als de&#x017F;&#x017F;en art i&#x017F;t uns<lb/>
zu lehren/ un&#x017F;re augen in allem von allen<lb/>
creaturen ab und auff GOtt zu wenden/<lb/>
und auch in &#x017F;olchem ver&#x017F;tand die <hi rendition="#fr">welt zu<lb/>
überwinden/</hi> 1. Joh. 5/ 4.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 23</head>
          <p>Auff den glauben folget zu nech&#x017F;t<lb/>
die ihrer würdigkeit nach ho&#x0364;ch&#x017F;te tugend uñ<lb/>
er&#x017F;te frucht des glaubens/ nemlich die <hi rendition="#fr">liebe</hi><lb/>
als <hi rendition="#fr">durch</hi> welche <hi rendition="#fr">der glaube tha&#x0364;tig i&#x017F;t/</hi><lb/>
Gal. 5/ 6. davon es auch hei&#x017F;&#x017F;et 1. Tim. 1/<lb/>
5. <hi rendition="#fr">Die haupt-&#x017F;umma des gebots i&#x017F;t/<lb/>
liebe von reinem hertzen und von gu-<lb/>
tem gewi&#x017F;&#x017F;en/ und von ungefa&#x0364;rbtem<lb/>
glauben:</hi> welche worte nicht nur die wür-<lb/>
de der liebe erwei&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch der&#x017F;el-<lb/>
ben art andeuten. Da ko&#x0364;nnen wir nun a-<lb/>
bermahl &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ wo ein werck aus der<lb/>
wahren liebe ge&#x017F;chiehet/ daß es denn nicht<lb/>
ein werck der blo&#x017F;&#x017F;en natur/ &#x017F;ondern der<lb/>
gnade &#x017F;eye: Wie aber nicht alles/ was man<lb/>
liebe nennet/ eine warhaffte und von GOtt<lb/>
davor erkante liebe i&#x017F;t/ &#x017F;o dann auch nicht<lb/>
alles daraus ge&#x017F;chiehet/ was man davor<lb/>
ausgiebet/ &#x017F;o haben wir die&#x017F;es kennzeichen<lb/>
abermal genauer anzu&#x017F;ehen und zu be-<lb/>
trachten. Weil auch die liebe nach ihrem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">obje-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0124] wollen. Denn da offenbahret ſich der glau- be/ ſo viel ſcheinbarer/ als deſſen art iſt uns zu lehren/ unſre augen in allem von allen creaturen ab und auff GOtt zu wenden/ und auch in ſolchem verſtand die welt zu überwinden/ 1. Joh. 5/ 4. §. 23 Auff den glauben folget zu nechſt die ihrer würdigkeit nach hoͤchſte tugend uñ erſte frucht des glaubens/ nemlich die liebe als durch welche der glaube thaͤtig iſt/ Gal. 5/ 6. davon es auch heiſſet 1. Tim. 1/ 5. Die haupt-ſumma des gebots iſt/ liebe von reinem hertzen und von gu- tem gewiſſen/ und von ungefaͤrbtem glauben: welche worte nicht nur die wür- de der liebe erweiſen/ ſondern auch derſel- ben art andeuten. Da koͤnnen wir nun a- bermahl ſchlieſſen/ wo ein werck aus der wahren liebe geſchiehet/ daß es denn nicht ein werck der bloſſen natur/ ſondern der gnade ſeye: Wie aber nicht alles/ was man liebe nennet/ eine warhaffte und von GOtt davor erkante liebe iſt/ ſo dann auch nicht alles daraus geſchiehet/ was man davor ausgiebet/ ſo haben wir dieſes kennzeichen abermal genauer anzuſehen und zu be- trachten. Weil auch die liebe nach ihrem obje-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/124
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/124>, abgerufen am 17.05.2024.