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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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leuchten/ und das gewissen keine ruhe lässet/
sondern ihm so offt Göttliches gericht tro-
het/ der kan so viel eher zur erkäntnüß der
sünden/ und zu wahrer buß gebracht wer-
den. Aber welcher sich einmal fest überre-
det/ er stehe im frieden mit GOTT/ und
sich durch seinen eingebildeten glauben dar-
innen stärcket/ hat keinen trieb zur buß/
und meinet nicht derselben zubedörffen; so
trachtet er nicht zu dem frieden Gottes zu-
gelangen/ in dem zustehen er es vor eine
außgemachte sache hält. Es heisset auch
von solchen Hiob. 21/ 13. Sie werden
alt bey guten tagen/ und erschrecken
kaum ein augenblick vor der hölle;

Und Psalm. 10/ 5. Er fähret fort in
seinem thun immerdar
/ (er will noch
recht darzu haben) deine gerichte sind
ferne von ihm
/ (man kan ihn dessen nicht
überreden/ daß er seiner sünden wegen in
deinem gericht lige.) Geschihet es auch/ daß
zuweilen solchen leuten das gewissen auff-
wachet/ und da es rege worden/ ihren frie-
den stöhren will/ so achten sie solches vor
versuchungen und pfeile des Teuffels/ oder
vor eine anfechtung/ trachten nur an statt
der wahren buß/ dazu sie solches treiben

will/

leuchten/ und das gewiſſen keine ruhe laͤſſet/
ſondern ihm ſo offt Goͤttliches gericht tro-
het/ der kan ſo viel eher zur erkaͤntnuͤß der
ſuͤnden/ und zu wahrer buß gebracht wer-
den. Aber welcher ſich einmal feſt uͤberre-
det/ er ſtehe im frieden mit GOTT/ und
ſich durch ſeinen eingebildeten glauben dar-
innen ſtaͤrcket/ hat keinen trieb zur buß/
und meinet nicht derſelben zubedoͤrffen; ſo
trachtet er nicht zu dem frieden Gottes zu-
gelangen/ in dem zuſtehen er es vor eine
außgemachte ſache haͤlt. Es heiſſet auch
von ſolchen Hiob. 21/ 13. Sie werden
alt bey guten tagen/ und erſchrecken
kaum ein augenblick vor der hoͤlle;

Und Pſalm. 10/ 5. Er faͤhret fort in
ſeinem thun immerdar
/ (er will noch
recht darzu haben) deine gerichte ſind
ferne von ihm
/ (man kan ihn deſſen nicht
uͤberreden/ daß er ſeiner ſuͤnden wegen in
deinem gericht lige.) Geſchihet es auch/ daß
zuweilen ſolchen leuten das gewiſſen auff-
wachet/ und da es rege worden/ ihren frie-
den ſtoͤhren will/ ſo achten ſie ſolches vor
verſuchungen und pfeile des Teuffels/ oder
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[28/0040] leuchten/ und das gewiſſen keine ruhe laͤſſet/ ſondern ihm ſo offt Goͤttliches gericht tro- het/ der kan ſo viel eher zur erkaͤntnuͤß der ſuͤnden/ und zu wahrer buß gebracht wer- den. Aber welcher ſich einmal feſt uͤberre- det/ er ſtehe im frieden mit GOTT/ und ſich durch ſeinen eingebildeten glauben dar- innen ſtaͤrcket/ hat keinen trieb zur buß/ und meinet nicht derſelben zubedoͤrffen; ſo trachtet er nicht zu dem frieden Gottes zu- gelangen/ in dem zuſtehen er es vor eine außgemachte ſache haͤlt. Es heiſſet auch von ſolchen Hiob. 21/ 13. Sie werden alt bey guten tagen/ und erſchrecken kaum ein augenblick vor der hoͤlle; Und Pſalm. 10/ 5. Er faͤhret fort in ſeinem thun immerdar/ (er will noch recht darzu haben) deine gerichte ſind ferne von ihm/ (man kan ihn deſſen nicht uͤberreden/ daß er ſeiner ſuͤnden wegen in deinem gericht lige.) Geſchihet es auch/ daß zuweilen ſolchen leuten das gewiſſen auff- wachet/ und da es rege worden/ ihren frie- den ſtoͤhren will/ ſo achten ſie ſolches vor verſuchungen und pfeile des Teuffels/ oder vor eine anfechtung/ trachten nur an ſtatt der wahren buß/ dazu ſie ſolches treiben will/

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/40>, abgerufen am 27.04.2024.